Liebe Leserinnen, liebe Leser, dass es seit Jahren Preissteigerungen bei Immobilien gibt, dürfte jedem bekannt sein. Gerade in den Ballungszentren steigen die Preise und damit auch die Mieten. München ist bei Deutschlands Großstädten Spitzenreiter mit 2850 Euro pro m2 für eine Eigentumswohnung, danach folgt Stuttgart (2100 Euro/m2), Berlin liegt mit 1500 Euro pro Quadratmeter auf dem siebten Platz (Zahlen von 2016, Quelle: Wirtschaftswoche).

Wenn Sie mich fragen, ich finde diese Preissteigerung gesamtgesellschaftlich gesehen unverantwortlich! Wenn es für Normalverdiener keinen erschwinglichen Wohnraum mehr gibt, dann werden Städte auf lange Sicht kahl und grau. Wer soll hier leben, außer der upper Upperclass!

Sucht man nach Ursachen, dann gibt es neben der investorengetriebenen Preistreiberei und der Niedrigzins-Politik hausgemachte Gründe: So hat zum Beispiel Stuttgart in den letzten Jahren sukzessive städtischen Wohnraum an Investoren verkauft, um Haushaltslücken zu schließen. Sich dann zu wundern, dass die Preise steigen, ist naiv. Die Vorhaltung von städtischem Wohnraum zum Beispiel in Form von Genossenschaftsbau, ist eine der effektivsten Möglichkeiten, Mietpreise auf Dauer stabil zu halten und Städte attraktiv zu machen.

Über eine Meldung in dieser Woche – die mit diesem Thema am Rand zusammenhängt – war ich erstaunt. Laut statistischem Bundesamt hat sich das Bauen in Deutschland so stark verteuert, wie seit neun Jahren nicht mehr. Der Neubau konventionell gefertigter Wohngebäude kostete im August 3,1 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. „Das ist der höchste Anstieg der Preise seit August 2008“, heißt es. Bei Klempner-, Gerüst- sowie Dachdeckungs- und Dachabdichtungsarbeiten lag das Plus bei jeweils knapp vier Prozent.

Was folgern wir aus diesen Zahlen? Nicht nur Grund und Boden wird teuer, auch die Kosten, die Sie als Dachdecker und Zimmerer anbieten und abrechnen sind gestiegen. Die Gründe weshalb das so ist, sind mehrschichtig: Preissteigerungen bei Baustoffen, Verteuerungen durch erhöhten Aufwand (Stichwort EnEV) und womöglich reagiert die Branche auf Verknappung der Ressource „Mensch“. Ist der Fachkräftemangel also die Ursache für die Preissteigerung?

Damit wir uns richtig verstehen, ich gönne Ihnen jeden Euro für gut abgelieferte Arbeit! Durch die Preissteigerung wird Ihre Arbeit damit einfach mehr wert, das kann einen positiven Nebeneffekt haben: Eine Ausbildung im Handwerk zu beginnen wird wieder – auch aus finanziellen Gründen – attraktiv.

Billiger Bauen sollte aber nicht die Lösung sein, das fordern nämlich nun reflexartig einige aus der Branche. Denn billig bauen heißt nicht gleichzeitig auch gut bauen. Dann doch lieber preiswert, also den Preis wert, für gute handwerkliche Arbeit: In diesem Zusammenhang möchte ich Sie auf einen Beitrag in dieser Ausgabe der dach+holzbau verweisen. Einen Keller aus Holz zu bauen, das scheint den meisten von uns sehr abwegig. Sofort kommt die Frage nach der Feuchtigkeit und Holz als Baustoff, der für so etwas nicht ­gemacht zu sein scheint. Weit gefehlt!

Es braucht aber leidenschaftliche Holzbauer, um neue Wege zu gehen. Lesen Sie in dem Holzbau-Bericht ab Seite 40 und dem Interview ab Seite 44 wie Günther Wolff die Feuchtigkeit von dem Keller ferngehalten und in kürzester Zeit einen Holzkeller errichtet hat. Das Holz hat er übrigens mit einer EPDM-Bahn geschützt, der Synthesekautschuk eignet sich laut Wolff hervorragend für diese außergewöhnliche Aufgabenstellung. Der nächste Keller ist bereits geplant und wird im Herbst gestellt.

Ich wünsche Ihnen einen guten Herbst auf den Baustellen im Land und frohes Schaffen!

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