Welche Maschinentechnik brauche ich?

Der Holzbau verzeichnet seit etlichen Jahren kontinuierliche Zuwächse, und wenn er dem Massivbau jedes Jahr nur ein Prozent abnimmt, so werden die Auftragsbücher auch die nächsten Jahre voll sein. Oft lohnt sich die Investition in Maschinentechnik, aber welche ist die richtige für Ihren Betrieb?

Der Holzbau-Kunde zeichnet sich durch eine hohe Individualität in seinen Wünschen und Ansprüchen aus. Dies wiederum bedeutet für den Zimmereibetrieb, dass er darauf mit einer flexiblen und umfassende Planung sowie einer flexiblen Fertigung reagieren muss.

Im Holzhausbau gehört die Herstellung von Holzständer- und Riegelwerken mit deren Beplankung zur täglichen Arbeit. Im Fassadenbereich bei Neubau und Sanierung der Zuschnitt und die Erstellung von Außenbeplankungen und Fassadenelementen. Und auch Kunden, deren Tendenz zu Massivholzelementen, im Wand- sowie im Dach-, Deckenbereich geht, wollen bedient werden. In ländlichen Gegenden ist oftmals noch der Hallen- und Stallbau mit dabei. Das fordert Kapazitäten bei Zuschnitt und Abbund.

Dazu kommt, dass wir einen steigenden Fachkräftemangel zu verzeichnen haben. Folglich ist es so: Je besser die Auftragsbücher der Betriebe gefüllt sind, desto schwieriger wird es, Fachkräfte zu bekommen.

Die Investition in Maschinentechnik bringt hier oftmals die Lösung, um weiterhin die umfangreichen Arbeiten und vielfältigen Anforderungen zu bewältigen und Unternehmenswachstum zu unterstützen. Jedoch wird in vielen Betrieben nur der Abbundbereich für die Maschinentechnik betrachtet, nicht aber die nachfolgenden Bereiche, wie zum Beispiel BSH-Plattenzuschnit oder Elementbau. Dort wird durch unzureichende Information dann vorschnell eine Entscheidung getroffen, und die Wahl fällt dadurch entsprechend einseitig aus, zum Beispiel nur durch die Anschaffung einer Abbundanlage für Querschnittsbreiten bis 1200 mm.

Die weiteren Arbeitsfelder, zum Beispiel Plattenzuschnitt, Holzrahmenbau usw. bleiben dabei meistunberücksichtigt und müssen weiterhin in Handarbeit umgesetzt werden. Außerdem bindet man sich oftmals mit einer Maschinenausstattung an ein System, dass man dann nutzen und bedienen muss, da es keine Alternative im Betrieb dazu gibt. Durch solche Entscheidungen wird die Flexibilität des Betriebes stark reduziert beziehungsweise einseitig ausgelegt.

Wie sieht die Praxis aus

Aus Marketingstudien und vielen Rückmeldungen von Betrieben ergibt sich in der Praxis folgendes Bild: Bei vielen Holzbaubetrieben und Zimmereien bewegen sich über 90 Prozent der Holzdimensionen im Zuschnitt und Abbund in den Dimensionen unter 200 x 400 mm, 10 Prozent oder meist noch weniger liegen im Bereich von Dimensionen darüber. Es ist also betriebswirtschaftlich und auch arbeitstechnisch meist wenig sinnvoll in Maschinentechnik zu investieren, die flächige Bauteile ab 600 mm Breite bearbeiten kann. Kleine Querschnitte die im Holzrahmenbau und meist im traditionellen Dachbereich eingesetzt werden, werden nämlich auf Großanlagen nur mit deutlichen Qualitätseinschränkungen und Performanceschwächen in der Ausbringung gefertigt. Das heißt, eine solche Anlage arbeitet nur für 10 Prozent der Querschnitte optimal. Für den Rest ist die Qualität und Ge­­schwindigkeit unzureichend. Die Wirtschaftlichkeit, auch in Anbetracht der notwendigen Platzverhältnisse und Energieverbräuche, wird dadurch in Frage gestellt.

Also stehen hier normalerweise zwei unterschiedliche Maschinenkonzepte zur Diskussion, um das gesamte Arbeitsumfeld in der Zimmerei oder dem Holzbaubetrieb abdecken zu können: Für den Zuschnitt und den Abbund der Querschnittsgrößen bis 200 x 400 mm braucht es eine angepasste Maschinentechnik, die wirtschaftlich und rationell die anfallenden 90 Prozent abarbeitet. Zusätzlich braucht es eine Plattenbearbeitung für Zuschnitt, Formatierung und Bearbeitung von flächigen Werkstücken und Holzrahmenbau. Darunter fallen zum Beispiel Leim- und Bogenbinder.

Durch diese Trennung der Systeme wird eine wirtschaftliche und flexible Bearbeitung aller Bauteile ermöglicht und es können alle Bauteile kosten- und fertigungsoptimiert hergestellt werden. Was übrig bleibt ist Handarbeit im einstelligen Prozentbereich.

Muss es eine große Maschine sein?

Wenn Sie nun der Ansicht sind, zwei unterschiedliche Techniken sind nicht finanzierbar, dann bedenken Sie bitte, dass eine Anlage für den Abbund (für die „großen“ Dimensionen) wesentlich mehr kostet und gegebenenfalls ein Sonderbau gegenüber einer Standardanlage ist. Weiterhin benötigen solche großen Anlagen mehr Energie, umfangreichere Fundamentierungen und Aufstellarbeit, höhere Kosten für Wartung und Service. Und oftmals sind große, schwere Aggregate in der Lebensdauer und Haltbarkeit weit hinter denen von Standardaggregaten. Weiterhin kann eine solche Anlage nie die Genauigkeit und Geschwindigkeit für den Abbund im 90 Prozent-Bereich erreichen. Damit muss man sich die Frage stellen ob es sich wirklich lohnt diese Einbußen in Kauf zu nehmen nur um ab und zu die „großen“ Dimensionen bedienen zu können.

Der leicht höhere Platzbedarf von zwei Maschinentechniken für Stiel- und Plattenbearbeitung gegenüber einer Anlage mit nur begrenztem Arbeits-Einsatzfeld ist mehr als wettgemacht, wenn Sie damit weit über 90 Prozent aller anfallenden Arbeiten umsetzen können, dabei noch an Qualität und Schnelligkeit gewinnen und Ihre wertvollen Mitarbeiter binden können, die ein leichteres Arbeiten und ein modernes Arbeitsumfeld vorfinden.

Das Praxisbeispiel aus dem Schwarzwald

Für diese Lösung hat sich auch die Firma Lehner-Holzbau GmbH (www.lehner-holzhaus.de) aus Bonndorf im Schwarzwald entschieden. Der Betrieb, vom Vater der heutigen Inhaberin gegründet, war bis zum Kauf der Anlagentechnik von Weinmann sehr handwerklich ausgestattet. Das heißt Handmaschinen in allen Bereichen, die Montage der Elemente ging auf dem Boden vonstatten.

Um jedoch den wachsenden Kundenansprüchen gerecht zu werden, wurde in eine Weinmann-Abbundanlage und eine Elementfertigungsanlage für Wand- Dach- und Deckenelemente (ebenfalls von Weinmann) investiert. Die Abbundanlage erstellt den kompletten Zuschnitt für die Wand- Dach- und Deckenelemente. Mit der Elementfertigungsanlage stellt Lehner Holzbau seine Elemente her. Diese werden nach dem Zuschnitt manuell zusammengelegt und verschraubt. Die komplette Befestigung aller Beplankungslagen sowie deren Bearbeitung erfolgt vollautomatisch CNC gesteuert.

Es gibt noch viele weitere Beispielbetriebe, die solche modernen Fertigungsanlagen flexibel und effizient einsetzen und dabei ein Maximum an Leistung für ihren Holzbaubetrieb einbringen. Die individuelle Auslegung und Anpassung der Maschinen auf die jeweiligen Bedürfnisse des Betriebes ist heute ein unverzichtbarer Standard bei der Auswahl des Maschinenlieferanten.

Autor

Bernhard Nest ist Dipl. Ing. FH (Holztechnik) und hat den Marktplatz-Holzbau MPH GmbH gegründet.

Die Investition in Maschinentechnik bringt oftmals die Lösung

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