Stimmt der Unterbau, bleibt alles dicht
Der Dachhandwerker weiß, dass ein Dach ein ganzes System ist und aus vielen Schichten besteht – von der innenliegenden Dampfsperre bis zur wasserführenden Ebene. Mit der Wahl der richtigen Materialien und ihrer fachgerechten Verarbeitung ist man als Dachdecker auf der sicheren Seite.
Mit dem Fundament steht und fällt der Rest. Und so fängt ein gutes Dach auch mit der Unterkonstruktion an. Deshalb fordern die Fachregeln des Dachdeckerhandwerks unterhalb der Dachziegel eine Unterkonstruktion, die auf die jeweiligen Anforderungen und Rahmenbedingungen entsprechend abgestimmt ist. Zu diesem Aufbau zählen viele Schichten: Natürlich erst einmal der Dachstuhl als konstruktive Unterlage. Dann Dampfsperre (auf der Innenseite) und Dämmschicht, gegebenenfalls Schalung, Unterdachbahn, Konterlattung und Lattung. Manchmal umfasst der Auftragsumfang alle Schritte von der Dampfsperre an, so gut wie immer aber die ab der Unterdachbahn. Deshalb soll diese hier im Fokus stehen. Das Unterdach im engeren Sinne hat drei Hauptfunktionen beziehungsweise Vorteile:
- Regeneintragssicherheit
- Dampfdiffusion
- Wärmeschutz
Bei den Unterdachbahnen unterscheidet man im Wesentlichen folgende Arten:
- die Unterspannung
- die Unterdeckung
- regensicheres Unterdach
- wasserdichtes Unterdach
Unterspannbahnen …
… sind ein flächiges Bauteil, das bei Steildächern unterhalb der wasserableitenden Dachdeckung angeordnet wird. Es soll Flugschnee oder Treibregen, der vom Wind unter die Eindeckung eindringen kann, zur Traufe ableiten. Heute werden klassische Unterspannbahnen nur noch bei untergeordneten Gebäuden eingesetzt. Unterspannbahnen werden frei zwischen den Sparren gespannt oder mit leichtem Durchhang verlegt. Die Bahnen sollten jeweils die darunterliegende Bahn um mindestens 10 cm überlappen. Die klassischen einfachen Unterspannbahnen sind für hinterlüftete und diffusionsoffene Dachaufbauten geeignet. Ein Beispiel für solche Bahnen ist die „UNO“ von Creaton.
Unterdeckbahnen …
… werden als zusätzliche Maßnahmen unterhalb von Dachdeckungen angeordnet. Unterdeckbahnen liegen meist auf einer formstabilen Unterlage auf, zum Beispiel einer Mineralwolle-Wärmedämmschicht. Daraus ergibt sich schon die Anwendung bei zu Wohnzwecken ausgebauten und wärmegedämmten Dachräumen. Hier sind nach dem Produktdatenblatt für Unterdeckbahnen (UDB) des Zentralverbandes des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) Behelfsdeckungen vorgesehen. Eine Unterdeckung gilt als Behelfsdeckung, wenn alle Anschlüsse und Durchdringungen regensicher ausgeführt sind. Unterdeckungen werden je nach Anforderung im Naht- und Stoßbereich verklebt und damit wasserdicht geschlossen. Die wirtschaftliche Unterdeckbahn für höhere Ansprüche hat je nach Hersteller einen integrierten Selbstklebestreifen. Sie sind ebenfalls für hinterlüftete und diffusionsoffene Dachaufbauten geeignet, aber auch für Konstruktionen gemäß EnEV. Mit ihrer Freibewitterungszeit von drei Wochen (laut Creaton-Herstellerangabe), sind sie als Behelfsdeckung vor der eigentlichen Eindeckung einsetzbar. Beispiele für solche Bahnen sind die „DUO“ und die neue „DUO comfort pro“, die sich beispielsweise durch eine längere Freibewitterungszeit von maximal acht Wochen auszeichnet.
Regensichere Unterdachbahnen
Regensichere Unterdachbahnen werden auf einer druckstabilen Unterlage aufgebracht, in der Regel auf einer Schalung. Die Anbindung in die Konterlattung erfolgt mit Nageldichtstreifen, Nageldichtmasse oder Nahtklebestreifen (die sogenannte Perforationssicherung). Eine Perforationssicherung ist bei einem regensicheren Unterdach Pflicht. Unterdachbahnen eignen sich für hinterlüftete und diffusionsoffene Dachaufbauten auch mit sehr flachen Dachneigungen. Außerdem können sie auch da eingesetzt werden, wo sich aus der exponierten geografischen Lage des Gebäudes oder der besonderen Dachform hohe beziehungsweise überdurchschnittliche Anforderungen ergeben. In Kombination mit entsprechenden Zubehörteilen lassen sich hochwertige Unterdachbahnen als regensicheres Unterdach entsprechend Herstellerangabe einsetzen. Mit ihrer Freibewitterungszeit von vier Wochen sind sie als Notabdichtung einsetzbar. Beispiele für solche Bahnen sind die „TRIO“ und die neue „TRIO comfort extend“ von Creaton, wobei letztere eine Freibewitterungszeit von bis zu zehn Wochen hat und auch an der Fassade mit einem Fassadenklebeband (FKB) eingesetzt werden kann.
Wasserdichte Unterdachbahnen …
… sind noch hochwertiger und stabiler als die bei einem regensicheren Unterdach. Sie erfordern ebenfalls eine druckstabile Unterlage, sind im Naht- und Stoßbereich aber zu verschweißen. Sie bestechen durch extrem hohe Zugfestigkeitswerte, höchste Alterungsbeständigkeit, eine maximale Freibewitterungszeit von bis zu zwölf Wochen und eine überdurchschnittliche UV-Beständigkeit von vier Monaten. Das genügt nicht nur dem Anforderungsprofil diffusionsoffener, hinterlüfteter Dachaufbauten mit sehr flachen Dach-neigungen, sondern kann nach Herstellerangabe in Verbindung mit dem geeigneten Zubehör auch als wasserdichtes Unterdach dienen, selbst bei hohen beziehungsweise überdurchschnittlichen Anforderungen etwa aufgrund der geografischen Lage oder Form des Bauwerks. Das erweitert den Handlungsspielraum des Dachhandwerkers selbst bei längeren Schlechtwetterperioden beziehungsweise vereinfacht den Aufwand für Notabdichtungen. Mit einem solchen System kann der Handwerker, vor allem, wenn es um geringe Dachneigungen geht, die erforderlichen zusätzlichen Maßnahmen einhalten. Ein Beispiel für solche Bahnen ist die neue, noch einmal verbesserte Unterdachbahn „Quattro“.
Kalt- oder Heißluftschweißen
Um eine wasserdichte Unterlage zu bilden, sind die Unterdachbahnen im Naht- und Stoßbereich aber zu verschweißen. Dazu gibt es zwei Verfahren:
das Quellschweißverfahren (chemisch)
das Heißluftschweißverfahren (thermisch)
Beim Quellschweißen ist das Quellschweißmittel mittels Pinselflasche beidseitig gleichmäßig im Überlappungsbereich von 4 cm aufzutragen. Nach einer Abluftzeit von etwa 15 Sekunden ist der Nahtbereich mit der Andrückrolle und mit erhöhtem Anpressdruck zu verpressen. Beim Heißluftschweißen gleitet der Heißluftstrahl mit raschen und gleitenden Bewegungen im Bereich der Überlappungszone zwischen den Bahnen.
Je flacher das Dach, desto höher die Anforderungen
Neben ihrer Funktion als Notabdichtung während der Bauzeit oder als zweite wasserführende Ebene zum Beispiel bei Schneeeintrag haben Unterdachbahnen ein dritte wichtige Funktion: Sie dienen als zusätzliche Maßnahme im Sinne des Regelwerks des Deutschen Dachdeckerhandwerks. Je nach Dachziegelmodell, Dachneigung und erhöhten Anforderungen können zum Beispiel bei Unterschreiten der Regeldachneigung im Unterdachbereich höherwertige Bahnen gefordert sein. Denn je flacher das Dach – und bei nicht ausgebauten Dächern geht der Trend auch aus Kostengründen zu flacheren Dachneigungen –, desto höher die Anforderungen an das Dachdeckungsmaterial. Grundsätzlich hat jedes Bedachungsmaterial eine bestimmte Regeldachneigung. Dieser Begriff aus dem Regelwerk definiert „die untere Dachneigungsgrenze, bei der sich in der Praxis eine Dachdeckung als ausreichend regensicher erwiesen hat.“ Die ist meist den Angaben und Richtlinien der jeweiligen Hersteller zu entnehmen. So ist bei einem Biberschwanzziegel, der über keinerlei Verfalzung verfügt und nur als Doppel- oder Kronendeckung seine Regeneintragsicherheit erlangt, die Regeldachneigung von 30° notwendig. Für klassische Falzziegel (mit besonderen Merkmalen) gilt eine Regeldachneigung von 25°, für Flachdachziegel liegt sie dagegen bei 22°. Für moderne Tondachziegel sind selbst flache Dachneigungen bis zu 10° kein Problem, vorausgesetzt, ihre technische Ausstattung unterstützt die erforderliche Regen- und Windeintragssicherheit. Und es werden – abhängig von den geografischen, klimatischen und architektonischen Anforderungen – die zusätzlichen Maßnahmen eingehalten.
Zusätzliche Maßnahmen
Die zusätzlichen Maßnahmen können je nach Standort und Gebäudegeometrie mehr oder weniger aufwändig ausfallen. So sind laut Regelwerk des Deutschen Dachdeckerhandwerks je nach erhöhter Anforderung, Dachneigung und Ziegelmodell Zusatzmaßnahmen nötig, wenn
die tatsächliche Dachneigung die Regeldachneigung unterschreitet
das Dach konstruktive Besonderheiten (zum Beispiel Fledermausgauben oder Tonnendächer) aufweist
das Dachgeschoss als Wohnraum genutzt wird
klimatische Verhältnisse, zum Beispiel die exponierte Lage an der Küste oder in schneereichen Regionen, dies erfordern.
Und dann kommen die Unterdachbahnen ins Spiel. Wenn einer oder mehrere dieser Punkte zum Tragen kommen, dann ist je nach Anzahl der erhöhten Anforderungen eine Unterspannung, eine überlappte oder verfalzte Unterdeckung, eine verschweißte oder verklebte Unterdeckung, ein regensicheres oder ein wasserdichtes Unterdach auszuführen. Die Regeneintragsicherheit muss dann im Ergebnis das leistungsfähige System aus Unterdachbahnen und Ziegeln herstellen, also der gesamte Dachaufbau und nicht mehr die Dacheindeckung allein.
Das Unterdach gilt als das wichtiges Element im Gesamtsystem Dach