Sporthalle mit ausgeklügeltem Lichtkonzept
Für den Bau der Sport- und Mehrzweckhalle in der österreichischen Gemeinde Klaus kamen 56 Dachfenster zum Einsatz, die die Doppelturnhalle mit viel natürlichem Licht versorgen. Die Lichtführung erfolgt dabei über unterschiedlich geneigte, pyramidenförmige Fensterlaibungen aus Holz.
In der österreichischen Gemeinde Klaus wurde 2003 eine neue Mittelschule errichtet. Knapp zehn Jahre später baute man die stark sanierungsbedürftige Turnhalle in der Gemeinde aus den 1970er Jahren zurück. Stattdessen plante das Architekturbüro Dietrich|Untertrifaller einen Neubau, in dem Räume für Veranstaltungen, Vereine und die Tagesbetreuung entstanden. Dieser Neubau besteht aus einem zweigeschossigen Sporthallen- und einem dreigeschossigen Mehrzweckbereich. Im südlichen Bereich des neuen Gebäudes befindet sich eine große Doppelturnhalle.
Viel natürliches Licht eingeplant
Die Dachkonstruktion spielt eine wesentliche Rolle bei der Belichtung der Turnhalle. Da vor allem die Bedürfnisse der Kinder bei der Planung der neuen Sporthalle im Vordergrund standen, achteten die Architekten von Dietrich|Untertrifaller nicht nur auf Zweckmäßigkeit, sondern integrierten auch das natürliche Tageslicht in ihr Konzept. „Wir haben eng mit dem Ingenieurbüro teamgmi zusammengearbeitet, um so für die Kinder einen lichtdurchfluteten Sportraum zu gestalten“, erklärt Architekt Helmut Dietrich. Für die Tageslichtplanung nutzten die Ingenieure von teamgmi das Programm „Velux Daylight Visualizer“. Das Planungstool zur Ermittlung und Analyse von Tageslichtverhältnissen in Innenräumen ermöglichte es, die Lichteinfälle vorab zu evaluieren und auf dieser Basis ein auf die Sporthalle zugeschnittenes Lichtkonzept zu entwickeln. Dieses Konzept setzt vor allem auf viel natürliches Licht. Daher wurden insgesamt 56 Oberlichter in das Dach eingeplant. Diese sorgen für eine gleichmäßige Tageslichtverteilung in der neuen Doppelturnhalle.
Holzbauweise mit Brettschichtholzträgern
Die Turnhalle ist, bis auf den Erschließungskern und die erdberührenden Bauteile, eine Holzkonstruktion. Für das Dachtragwerk kamen mächtige Brettschichtholzträger zum Einsatz. Der mittig aufliegende Hauptträger des Daches hat eine Länge von 31,2 m und Abmessungen von 2,94 x 0,44 m. Das bedeutet 40 m³ Holz, bei etwa 18 Tonnen Gewicht. Der Träger wurde, ebenso wie die Nebenträger, mit zwei Schwerlastkränen eingehoben. „Das war die eine große Herausforderung bei der Erstellung des Dachtragwerks“, sagt Christoph Greußing, Projektleiter Holzbau bei der Dobler Holzbau GmbH. Die andere war das Anfertigen der Holzkonstruktion für die pyramidenförmigen Lichtschächte. Der Abbund hierfür wurde bei Dobler Holzbau gemacht. „Die Herausforderung lag darin, dass es fünf unterschiedliche Lichtschachttypen mit unterschiedlichen Neigungen wegen dem Lichteinfall gab“, erklärt Greußing. Die Lichtschächte wurden bei Dobler vorgefertigt und in die Zwischenräume der Binder gesetzt. Diese acht Binder haben immerhin auch noch eine Länge von 28 m mit Abmessungen von 2,40 m x 0,24 m. Der Trägerabstand beträgt 3,80 m.
Die Kränze der Lichtschächte haben Maße von 3,60 x 3,60 m an der unteren und 1,40 x 1,40 m an der oberen Seite und eine Höhe von jeweils 2 m. Damit passten sie in die Zwischenräume der Nebenträger. Nachdem die ersten Nebenträger gesetzt waren, wurde sofort mit dem Einsetzen der Lichtschächte begonnen. Diese sind mit der Oberkante der Träger bündig und sitzen etwa 40 cm höher als die Unterkante der Binder. Die Zimmerleute montierten anschließend die Massivholzdecken aus Brettsperrholz-Elementen in einer Dicke von 140 mm oberhalb der Lichtschächte.
Innenausbau
Im Inneren ist die Unterkonstruktion aus Holz mit teilweise gelochten Birken-Sperrholzplatten verkleidet und farblos matt lackiert. Außen verkleiden vertikale Weißtanne-Holzlamellen mit variierenden Fugenabständen die Südfassade. In einigen Bereichen der Nordfassade bilden außen
liegende Holzlamellen eine zweite Ebene vor den Fenstern und filtern so das einfallende Tageslicht. Den Innenausbau übernahm die Firma Lenz-Nenning Möbelhandwerk. Die Lichtführung geschieht über die mit unterschiedlicher Neigung ausgeführten, pyramidenförmigen Laibungen. Auf den Spitzen dieser schiefen und geraden Pyramiden sitzen Flachdach-Fenster von Velux. Sie nutzen die direkte Lichteinstrahlung und belichten gemeinsam mit dem Lichtband in der Fassade das gesamte Spielfeld. Für ausreichende Helligkeit in den Abendstunden sorgen ballwurfsichere Leuchten in der Unterkonstruktion der Oberlichter.
Montage der Flachdach-Fenster
Die Handwerker von Dobler Holzbau montierten in der Vorbereitung einen 24 cm Holzrahmen als Unterkonstruktion für den späteren Aufsetzkranz der Flachdach-Fenster. Darauf verschraubten die Mitarbeiter der Spenglerei Heinzle die 56 Flachdach-Fenster. Danach verlegten die Handwerker eine rund 26 cm dicke Dämmung („Flaporplus“ von der Flatz GmbH, www.flatz.com) auf der Dachfläche und an den Aufsatzkränzen. Darauf folgten als Dachabdichtung zwei 400 m2 große, vorkonfektionierte EPDM-Planen. „Die größte Herausforderung war, das Aufmaß für die Planen zu machen. Ich war dafür einen ganzen Tag beschäftigt“, erinnert sich Spenglermeister Sören Karabinski. Kein Fenster war gleich wie das andere ausgerichtet, alle waren unregelmäßig auf dem Dach verteilt.
Nach dem Auslegen der „Novotan“ EPDM-Kautschukplanen (Hersteller Coverit) wurde mit Kontaktsprühkleber die mit den Ausschnitten gelieferte EPDM-Plane mit den Oberlichtern verklebt. Die Bahn wurde ansonsten auf die Dämmung nur aufgelegt und mit einer Kiesschüttung versehen. Diese dient als Auflast und Grundlage für die PV-Anlage, die durchdringungsfrei montiert wurde.
Um auch den Luftwechsel sicherzustellen, entschieden sich die Planer für eine Kombination aus feststehenden und elektrisch zu öffnenden Dachfenstern. Hinzu kamen acht aus brandschutztechnischen Gründen erforderliche Rauch- und Wärmeabzugsfenster.
Als Schutz vor sommerlicher Überwärmung wurden 38 der insgesamt 56 Dachfenster zudem mit außenliegendem Sonnenschutz ausgestattet. Die solarbetriebenen Hitzeschutz-Markisen von Velux schließen sich dabei in Abhängigkeit von der Sonneneinstrahlung und dimmen so das einfallende Sonnenlicht bedarfsgerecht.
AutorenMaik Seete ist bei Velux verantwortlich für Public Relations in den Regionen Deutschland, Österreich und Schweiz.
Rüdiger Sinn ist Journalist und freier Mitarbeiter der Zeitschrift dach+holzbau.