Schrauben für den Denkmalschutz

Über drei Jahre dauerten die Sanierungsarbeiten des Solms-Hohensolmser Schlosses in Butzbach. Für die aufwendige Sanierung des Dachstuhls und der 600 m2 großen Dachfläche kamen unter anderem Vollgewinde- und Tellerkopfschrauben zum Einsatz.

Das im 15. Jahrhundert erbaute Schloss der Grafen von Solms blickt auf eine wechselhafte Geschichte zurück. Zunächst als Fruchtspeicher erbaut, wurde es in Folge als Witwen- und Verwaltungssitz der Eigentümerfamilie genutzt. Nach einer umfangreichen Renovierung von 1876 bis 1879 zog das Amtsgericht Butzbach ein, das dort bis 2004 beheimatet war. In diesen knapp 130 Jahren als Verwaltungssitz, waren an dem Gebäude nur wenige Reparaturarbeiten durchgeführt worden. Gleichzeitig büßte es zunehmend an Substanz und Stabilität ein: Feuchtigkeit und Pilzbefall schädigten das Mauerwerk und die Dachkonstruktion erheblich. Ein Wasserrohrbruch während des fünfjährigen Leerstands nach dem Auszug des Amtsgerichtes verschlimmerte die Situation zusätzlich, sodass eine umfangreiche Instandsetzung unvermeidbar war. Die Sanierung sollte unter Berücksichtigung strenger Vorgaben der Denkmalpflege erfolgen, da das Schloss inzwischen vom Kulturstaatsminister zum Denkmal nationaler Bedeutung erhoben worden war. Hierfür setzte sich die Entwicklungsgesellschaft Solmser Hof ein und ließ von 2011 bis 2014 den schleichenden Zerfall unter Schonung der Originalsubstanz beheben und das Schloss grundlegend sanieren.

Renaissancebau mit eindrucksvollem Innenausbau

Das Solms-Hohensolmser Schloss setzt sich aus einem zweigeschossigen Rechteckbau und einem viergeschossigen Rundturm zusammen. Die Rückseite des Gebäudes ist an die Stadtmauer angelehnt. Äußerlich erscheint der Renaissancebau recht schlicht, innen ist er aber aufwendig gestaltet. So verfügt das Schloss über ein repräsentatives Treppenhaus und einen gotischen Dachstuhl, der sich über drei Ebenen erstreckt. Die Sanierung des Dachstuhls bildete neben Mauerwerk und Fassade einen Schwerpunkt der Sanierungsarbeiten.

Morsche Balken behutsam saniert

Auf einer Fläche von 600 Quadratmetern stellen 200 Deckenbalken und Sparren eine gewaltige Konstruktion dar, deren Zustand hauptsächlich im Traufbereich wegen jahrzehntelanger Feuchtigkeitseinwirkung in Mitleidenschaft gezogen worden war. Von den bestehenden Balken besserten die Handwerker schließlich 190 an den Kopfenden aus, da sie teilweise morsch und instabil waren. Damit die historische Bausub-stanz weitgehend erhalten und unberührt bleiben konnte, entschied sich Planer und Projektleiter Prof. Ulrich Grimminger von der Entwicklungsgesellschaft Solmser Hof für die klassische Balkenkopfsanierung mittels Überblattung. Die schadhaften Stellen wurden ausgeklinkt und mit passgenauen Balkenstücken aus intaktem, altem Bauholz ersetzt. Letzteres, um den historischen Charakter des Dachstuhls beizubehalten. Die stehenden Blätter an Bestands- und Austauschbalken verschraubten die Handwerker der Eifert Holzbau GmbH mit Vollgewindeschrauben von Heco („Topix-CombiConnect“). Jeder Balkenkopf wurde mit sechs dieser Schrauben in der Abmessung 8,5 x 190 mm fixiert und zusätzlich mit je sechs Stabdübeln in 16 x 180 mm verstärkt. „Der Vorteil der Schrauben liegt darin, dass sie mit ihrem Zusammenzieheffekt eine bessere Reibungsübertragung vom neuen Anschlussteil auf den Bestandsbalken gewährleisten“, erklärt Zimmerermeister Hans Eifert. Da die Vollgewindeschraube über zwei Gewinde unterschiedlicher Steigung verfügt, zieht sie bei der Verschraubung das neue Anschlussteil an den Balken heran und bildet gleichzeitig eine sichere und kraftschlüssige Verbindung. „Die Schraube kann sowohl als Verbindungsmittel zwischen Holzbauteilen, als auch zur Ertüchtigung von stark belasteten Hölzern im Bestand eingesetzt werden. Mit ihrem speziellen Gewinde eignet sie sich zur Übertragung hoher Zug- und Druckkräfte“, ergänzt Sebastian Müßigmann, Anwendungstechniker bei Heco. Daher nutzte das Zimmerer-Team die Eigenschaften der Heco-Schraube zur Stabilisierung bestehender Risse in den alten Konstruktionshölzern. Hierfür schraubten sie die Schrauben im 90°-Winkel zu den Rissen in Deckenbalken und Sparren ein, um so die weitere Ausdehnung dieser Risse zu verhindern. Weil sich der liegende Dachstuhl über drei Geschosse erstreckt und das Dach sehr steil ist, mussten die Sparrenfußpunkte verstärkt werden. Zu diesem Zweck versahen die Zimmerleute die Sparren am Balkenauflager mit einer Knagge, die sie mit den Schrauben an der Unterseite der Sparren befestigten. Mit dem so hergestellten Rückversatz wurde eine zusätzliche Schublastenübertragung erzielt.

Aufsparrendämmung als Wärmeschutz

Zur grundlegenden Dachstuhlsanierung zählte auch der Einbau einer Wärmedämmung. Hierbei entschied sich das Planungsteam für die Dämmung über dem Sparren, da der Dachraum weiträumig genutzt und das Gebälk innen sichtbar sein sollte. Um den Aufwand der meist kostspieligen Aufsparrendämmung zu reduzieren, suchten die Planer nach einem wirtschaftlichen Zusammenspiel von Material und Montagezeit. Die Lösung war durch den Einsatz der Teilgewindeschraube „Topix-Tellerkopf“ (ebenfalls von Heco) in 8 x 300 mm gefunden. Im 90°-Winkel wurde sie als Sogschraube, im 60°-Winkel als Schubschraube durch die Konterlatte und die druckfeste Holzfaserdämmung in die Sparren eingedreht. Hier kam den Zimmerern der im Vergleich zu anderen Tellerkopfschrauben etwas kleiner ausfallende Tellerkopf zugute. Bei einem Durchmesser von 18 mm lässt er sich im 60°-Winkel vollständig in die Konterlatte versenken, ohne dass eine kritische Verformung der Schraube stattfindet. Die flächige Auflage der später angebrachten Dachlattung ist so auch über den Befestigungspunkten der Konterlatte gewährleistet. Zur Ableitung der Wind- und Schneedrucklasten entschieden sich die Planer für den druckfesten Holzfaserdämmstoff „Steico Therm“ in der Stärke 120 mm. „Mit dieser Lösung konnten wir die Verschraubungen mit nur einer Schraubenart in der beengten und teilweise schwer zugänglichen Montagesituationen zügig durchführen“, sagt Ulrich Grimminger.

Büro und Seminarräume in historischem Ambiente

Mit der Sanierung wurde der Dachstuhl ohne gravierende Eingriffe in die Originalsubstanz erhalten. Er kann nun als ganz normaler Raum mit historischem Ambiente genutzt werden. Mit der Sanierung wurden alle nicht-historischen Einbauten entfernt und der Raum nach oben hin geöffnet. Dank der Aufsparrendämmung war es möglich, das historische Gebälk freizulegen, die neuen Büro- und Seminarräume haben nun Dank der historischen Holzkonstruktion ein ganz besonderes Ambiente.  

Autorin
Monika Andreasch ist PR-Beraterin bei der Agentur Ansel & Möllers in Stuttgart und betreut das Unternehmen Heco bei der Pressearbeit.

Die Handwerker besserten 190 Balken aus, die schadhaften Stellen wurden mit Balkenstücken aus altem, intaktem Bauholz ersetzt

Bautafel (Auswahl)

Projekt                 Solms-Hohensolmser Schloss, Butzbach

Planung/Projektleitung        Prof. Ulrich Grimminger, Rosenheim/Butzbach

Ausführender Zimmereibetrieb    Eifert Holzbau GmbH, 36323 Grebenau-Schwarz

Produkte                „Steico Therm“-Holzfaserplatten, 120 mm (192 m3)

                “Heco-Topix-CC”-Schrauben: etwa 2500 Stück

                „Heco-Topix“-Tellerkopfschrauben: etwa 1800 Stück




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