Sanierung historischer Holzbalkendecken
Neuer Bodenaufbau mit geringer Höhe: System Knauf Gifafloor PrestoIn einem Fachwerkhaus in Erlangen sollte die Holzbalkendecke des Dachbodens saniert werden. Mit einem auf Gipsfaserplatten basierenden System ließ sich ein neuer Bodenaufbau von nur 50 mm Höhe umsetzen. Dabei ließ sich sogar eine Fußbodenheizung integrieren.
Holzbalkendecken waren bis in die 1960er-Jahre weit verbreitet im Hausbau. Die Deckenbalken des 150 m² großen Dachbodens eines Fachwerkhauses in Erlangen entsprachen allerdings nicht mehr den heutigen statischen Anforderungen. Sie mussten mit zwei zusätzlichen Unterzügen und im Erdgeschoss mit Stahlstützen statisch ertüchtigt werden. In dem ausgebauten, darüber liegenden Dachgeschoss kamen Unterzüge und Stützen aus Brettschichtholz zum Einsatz. Doch nicht nur die Statik machte Probleme: Was die Schallübertragung anbelangt, sind Zwischendecken aus Holzbalken besonders heikel. Daher mussten Maßnahmen ergriffen werden, um die Bestimmungen der DIN 4109 Schallschutz im Hochbau für Mehrfamilienhäuser einhalten zu können.
Schall- und Trittschallschutz mit nur einer Schicht
Bislang konnten die geforderten Normauflagen zum Schutz gegen Luftschall- und Trittschallübertragung an Wohnungstrenndecken bei der Sanierung von Holzbalkendecken nicht so einfach erfüllt werden. Die Handwerker mussten meist einen mehrschichtigen Bodenaufbau erstellen und zusätzlich Eingriffe an der darunterliegenden Decke vornehmen, um unerwünschte Effekte wie Knarzen, Gläserklirren oder Hellhörigkeit im ganzen Haus zu vermeiden.
Mit dem Gipsfaserplatten-System „Gifafloor Presto“ bietet der Hersteller Knauf Integral eine Lösung für die Sanierung von Balkendecken, die sich zeitsparend in einer Schicht verlegen lässt. „Gifafloor Presto“ ist eine stabile, nichtbrennbare Bodenplatte (A1) aus Gips und Zellulose in Form von Altpapier, mit der eine Feuerwiderstandsklasse bis F90 (nicht brennbar) von oben erreicht werden kann. Die Platte ist schadstoff- und formaldehydfrei. „Die 120 x 60 cm großen Elemente sind handlich und dank des geringen Verschnitts wirtschaftlich. Damit überbrückt man Balkenabstände bis zu 100 cm bei einer Plattendicke von 32 mm. Bei weiteren Abständen bis 120 cm wird eine zweite, 18 mm dünne Lage mit der ersten Schicht verklebt“, erklärt Frank Löbert, Produktmanager bei Knauf Integral.
Durch schlanken Bodenaufbau Platz gewonnen
Beim Einbau einer Fußbodenheizung kann eine zweite, mit Ausfräsungen versehene Gipsfaserplattenschicht aufgelegt werden. Alternativ werden, wie im Fachwerkhaus in Erlangen, die Kanäle für die Heizleitungen vor Ort in die zweiten Lage Gipsfaserplatten gefräst. In die Kanäle lassen sich die Rohre der Fußbodenheizung einlegen und durch Eindrücken fixieren. Dabei macht die erste Lage der Gipsfaserplatten 32 mm aus und die zweite Lage mit integrierter Fußbodenheizung zum Beispiel nur noch 18 mm – macht insgesamt 50 mm Aufbauhöhe. Da der Dachboden in Erlangen bis auf die Balkenlage entkernt worden war, konnten durch den schlanken Bodenaufbau 10 cm Raumhöhe gewonnen werden. Die lichte Raumhöhe beträgt nach der Renovierung 2,40 m.
Nut und Feder verleimt und schwimmend verlegt
Die Montage der Gipsfaserplatten auf der entkernten Holzbalkendecke des Fachwerkhauses lief folgendermaßen ab: Die Zimmerer von Holzbau Heider schraubten seitlich an den Holzbalken Bohlen fest, um die Höhenunterschiede der Holzbalken auszugleichen. Auf die Bohlen klebten sie Auflagerdämmstreifen und befestigten Randdämmstreifen an den Wänden. Dann verlegten sie die Gipsfaserplatten Element für Element schwimmend auf den Auflagerdämmstreifen. Nut und Feder der Gipsfaserplatten wurden dabei mit einem Kleber von Knauf versehen. Beim Verlegen mussten die Handwerker nicht auf die Balkenabstände achten, da der verwendete Gipsfaserwerkstoff so stabil ist, dass die Element-Querstöße nicht aufliegen müssen und auch keine zusätzliche Unterfütterung benötigen. Nur zwei Elementstöße hintereinander im gleichen freien Feld dürfen nicht vorkommen.
Mineralwolle oder Trockenschüttung
Im Dachgeschoss des Fachwerkhauses legten die Handwerker Mineralwolle-Dämmplatten in die Balkenzwischenräume ein. Es kann aber auch eine Trockenschüttung als Dämmung eingebracht werden (etwa die Trockenschüttung „PA“ von Knauf). Zimmermeister Michael Heider von Holzbau Heider ist begeistert vom unkomplizierten Einbau des auf Gipsfaserplatten basierenden Systems, er sagt: „Das Arbeiten hat Spaß gemacht und war eine tolle Erfahrung. Die Platten waren trotz des relativ hohen Eigengewichts leicht zu verarbeiten. Mit handwerksüblichen Werkzeugen und Diamantsägeblatt war die Verlegung kein Problem.“
Kein Nässeeintrag, sofort begehbar
Der Einbau von Gipsfaserplatten hat noch weitere Vorteile: Durch den Trockenbau wird keine Nässe in das Gebäude eingebracht wie bei Nassestrichen und man kann schon nach 24 Stunden, wenn der Leim ausgehärtet ist, mit den Bodenbelägen weitermachen. Alle gängigen Beläge inklusive großformatiger Fliesen sind möglich.
„Die Hauptvorteile von „Gifafloor Presto“ sind die einfache und schnelle Verarbeitung und die Einsatzmöglichkeit von Fußbodenheizungen bei sehr geringer Einbauhöhe“, sagt Architekt Helmut Rester, der die Sanierung geplant und geleitet hat. Vor allem freut den Architekten aber, dass auch die Bauherrin mit dem Endergebnis sehr zufrieden ist.
AutorUlrich Fries ist Leiter Marktmanagement Boden bei der Firma Knauf Integral in Satteldorf.
Bautafel (Auswahl)
Projekt Sanierung einer Holzbalkendecke (oberste Geschossdecke) eines Fachwerkhauses in Erlangen
Planung und Bauleitung Architekturbüro Rester, Helmut Rester, Dipl. Ing. (FH), Architekt und Sachverständiger, 91126 Schwabach, www.architekturbuero-rester.de
Fachberatung Frank Löbert, Produktmanagement Knauf Integral, 97346 Iphofen, www.knauf-integral.de
Holzbau Holzbau Heider, Zimmermeister Michael Heider, 91126 Schwabach, www.holzbau-heider.de