Sanierung der Kinder- und Jugenbildungsstätte Winfriedhaus in Naundorf
Die Kinder- und Jugendbildungsstätte Winfriedhaus in Naundorf wurde umfangreich saniert. Mit den Sanierungsarbeiten sollte ein Gebäude geschaffen werden, das energetisch auf dem neuesten Stand ist. Ein Baustein für weniger Energieverbrauch war der Einsatz einer Aufsparrendämmung aus Polyurethan.
Jeder Mensch sammelt im Laufe seines Lebens Orte, die für ihn von besonderer Bedeutung sind. Für Generationen von Jugendlichen ist das Winfriedhaus des Bistums Dresden-Meißen so ein Ort geworden. Seit seiner offiziellen Einweihung im Jahr 1955 haben hier unzählige junge Menschen prägende Begegnungen erlebt, und die ehemalige Gaststätte „Jägerhaus“ ist für sie zur emotionalen Heimat geworden. Nach über 60 Jahren wäre für diesen besonderen Ort fast das Aus gekommen. Unter anderem wurden erhebliche Brandschutzmängel festgestellt. Auf Grundlage der Arbeitsergebnisse einer eigens eingesetzten Kommission entschieden die Verantwortlichen jedoch, das Jugendhaus in Naundorf zu erhalten.
Voraussetzung für eine weitere Nutzung war die angeordnete „Generalsanierung“. Für die notwendigen Bauarbeiten wurde das Haus 2019 geschlossen und im Jahr 2021 mit einer feierlichen Einweihung wiedereröffnet. Den beauftragten Architekten vom Dresdener Architekturbüro Hahn+Kollegen Architekten und Ingenieure GmbH stellte sich die Herausforderung, einerseits die „Seele“ dieses Ortes zu erhalten und andererseits den Gebäudekomplex für die Anforderungen der Zukunft zu rüsten.
Raum zur Begegnung
Mit dem jetzt realisierten Entwurf stellt das Architektenteam den Raum in den Mittelpunkt der Neugestaltung. So dient der U-förmig angelegte Gebäudekomplex als bergende Hülle, in deren Mittelpunkt ein überbauter Marktplatz das Zentrum der zahlreichen neu entstandenen Freiräume für Begegnungen, Aktivitäten und Aktionen markiert.
Mit Anbindung an die vorhandene Kapelle sorgt der quer zur Straße verlaufende Saalbau für die Verbindung zwischen den sich daran anschließenden Straßen- und Weißeritzflügel. Alle drei Gebäudeteile umschließen den eingeschossigen „Marktplatz“ mit angebundenem Speisesaal. Sichtbezüge zwischen Gebäude und Außenraum ermöglichen ein homogenes Miteinander zwischen Naturumgebung und schützender Hülle. Bewusst wurde der straßenseitige Eingangsbereich zum öffentlichen Raum hin geöffnet. Dadurch entstand ein Ort der Begegnung.
Einbindung regenerativer Ressourcen
Um die ökologischen und energetischen Anforderungen zu erfüllen, die der Bauherr an die Sanierung und Erneuerung des Winfriedhauses gestellt hat, ergriffen die Architekten unterschiedliche Maßnahmen. So erfolgten der Umbau und die Erweiterung nach Standard EnEV Neubau. Zur Wärmeversorgung des neuen Gebäudekomplexes wurde eine Kombination aus Sole-Wasser-Wärmepumpe, Photovoltaikanlage und Gasbrennwertkessel installiert. Zudem kamen nachhaltige Baustoffe und -produkte wie Linoleum, Holzfenster, eine Fassadenbekleidung aus Holz und Holzakustikelemente zum Einsatz.
Dämmung auf Polyurethan-Basis
Um den Energiebedarf zu reduzieren und Energieverluste zu minimieren, wurde die gesamte Gebäudehülle gedämmt. Beim Bauteil Dach setzte man auf eine Aufsparrendämmung von Puren. In den Dachkonstruktionen der beiden Flügelbauwerke kam eine Kombination aus Vollsparrendämmung mit Mineralwolle in 180 mm Dicke und dem darauf abgestimmten Steildachdämmsystem „puren Ökonomic“ in 60 mm Dicke mit einem Nennwert der Wärmeleitfähigkeit von λ (Lambda D) = 0,027 W/mK zum Einsatz. Die umlaufend mit Nut und Feder ausgestatteten Dämmplatten sind oberseitig mit der diffusionsoffenen Unterdachbahn „Diffucell“ kaschiert. Zur winddichten und kapillarfreien Verklebung verfügt die Unterdachbahn werkseitig über ein „Kleber-auf-Kleber“-System im überlappenden Nahtbereich. Zur Fixierung der Dämmplatten nutzten die mit den gesamten Dacharbeiten beauftragten Mitarbeiter der Schelzel Bedachungs GmbH aus Dresden die Puren-Systemschraube „G1“ in 8 x 180 mm. Zusammen mit der Konterlattung wurden die Dämmelemente in den Sparren verschraubt. Die Luftdichtheit wurde bereits raumseitig mit einer Dampfbremse erstellt.
Passende Aufsparrendämmlösung
Beim Dach des Saalbaus handelt es sich um eine abgewandelte und erweiterte Kreuzdachkonstruktion. So liegt die Firstlinie des straßenseitig angebauten Giebeldaches etwas tiefer als die der restlichen drei Satteldächer. Zudem ist das Hauptdach in Richtung Weißeritz verlängert. Auf dieser Hauptdachfläche wurde zur zusätzlichen Belichtung ein zweiseitiges Lichtband in Satteldachform eingebaut. Deshalb kam auf dem Dach des Saalbaus nur die Aufsparrendämmung „puren Perfect“ zum Einsatz. Zunächst verlegten die Dachhandwerker als Dampfbremse die hochreißfeste und gewebearmierte Schalungsbahn „Top DSB 100“ auf der Holzschalung. Die überlappenden Nähte der einzelnen Bahnen konnten mit dem integrierten „Kleber-auf-Kleber“-System dauerhaft luftdicht verklebt werden. Nach Ausbildung der notwendigen, luftdichten Anschlüsse an den aufgehenden Außen- und Giebelwänden verlegten die Dachdecker die 200 mm dicken PU-Hartschaumplatten mit umlaufender Nut und Feder. Die hochwirksamen und ebenfalls oberseitig mit einer diffusionsoffenen Unterdeckbahn kaschierten Dämmelemente weisen einen Nennwert der Wärmeleitfähigkeit von λ (Lambda D) = 0,023 W/mK auf. Auch hier kam die Puren-Systemschraube „G1“ mit 8 x 325 mm zur dauerhaften Fixierung der Elemente über die Konterlattung in den Dachstuhl zum Einsatz. Alle Steildachflächen erhielten abschließend eine Deckung aus Dachsteinen im Farbton anthrazit.
Heimatort und Vorbild
Mit dem sanierten und erweiterten Winfriedhaus entstand nicht nur ein zukunftsfähiger und nachhaltiger Gebäudekomplex, sondern auch eine strukturgebende Architektur, die in ihrer Ordnung und Klarheit einen guten Rahmen für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen bietet. Dank inklusionsgerechter Umsetzung, alle Geschosse sind barrierefrei erschlossen und Teile der Gästeräume sind barrierefrei beziehungsweise behindertengerecht gestaltet, ist eine gemeinschaftsfördernde Nutzung und Interaktion möglich. In Verbindung mit dem ressourcenbewussten Betrieb und der Reduzierung des Energiebedarfs durch eine sehr gute Dämmung der Gebäudehülle kann das Winfriedhaus in den kommenden Jahrzehnten sowohl emotionale Heimat als auch Vorbild für ein nachhaltiges Miteinander werden.
Autor
Sven-Erik Tornow ist freier Journalist und Inhaber der Agentur Flüstertüte in Köln.
Bautafel (Auswahl)
Bauherr Bistum Dresden-Meißen, Dresden
Planung Hahn+Kollegen Architekten und Ingenieure GmbH, Dresden, www.hahn-kollegen.de
Dacharbeiten Schelzel Bedachungs GmbH, Dresden, www.schelzel-dach.de