Perspektive mit Muskelkraft und Köpfchen
Faszinierende Bauwerke und vielfältige Aufgaben lernt Espen Bongartz in einem Ausbildungsberuf mit Zukunft kennen. Als Holz- und Bautenschützer sieht er sich nicht nur mit Bauschäden konfrontiert, sondern hilft auch, diese Schäden zu beseitigen, um wertvolle Bausubstanz dauerhaft zu erhalten.
Der 17-jährige Espen Bongartz hat sich einen Ausbildungsberuf mit unterschiedlichsten Inhalten ausgesucht. Seit acht Monaten ist er als Lehrling bei der Willi de Graaff Holz- und Bautenschutz GmbH angestellt und täglich warten neue Sanierungsherausforderungen. „Jedes Haus, jedes Bauwerk ist anders. Da weiß man morgens nie, was einen auf der nächsten Baustelle erwartet. Deshalb macht mir die Ausbildung auch so viel Spaß“, erzählt der Lehrling.
Unterschiedliche Aufgaben auf hohem Niveau warten
Heute fährt er mit seinen Kollegen und dem Meister auf eine Baustelle bei Bonn. Ein denkmalgeschütztes Fachwerkhaus wird umgebaut. Erst bei der Freilegung der Gefache wurde festgestellt, dass ein großer Teil der Holzkonstruktion vom Braunen Kellerschwamm und an vereinzelten Stellen sogar vom Echten Hausschwamm befallen ist. Für einen Holz- und Bautenschützer eine besondere Herausforderung, da bei der Bekämpfung der Pilze unterschiedlich vorgegangen werden muss. „Wer hier keine Ahnung hat“, erzählt Bongartz, „saniert entweder zu wenig oder zu viel und damit zu teuer. Sein Chef Günter de Graaff hat ihm von anderen Baustellen berichtet, auf denen nicht eindeutig erkannte Hausschwammschäden ganze Firmenexistenzen zerstört haben: „Dies zu erkennen unterscheidet den Holzschutzfachmann von seinen Kollegen auf der Baustelle“, so de Graaff, der auch als Sachverständiger tätig ist. Zimmereiunternehmen und Holz- und Bautenschutzbetrieb müssen in einem solchen Fall zusammenarbeiten: Der Austausch der befallenen Hölzer, gerade im statisch relevanten Bereich, ist einzig und allein die Sache des Zimmermanns. Holz- und Bautenschützer sorgen hingegen dafür, dass diese Arbeit dann nicht wieder durch einen Hauschwammbefall zerstört wird. Anders als zum Bespiel beim Zimmermann oder Maurer bedeutet das für Espen zwar, dass er selten bis zur Fertigstellung eines Projektes dabei ist, „dafür darf ich jeden Tag auf verschiedenen Baustellen mitarbeiten und werde so Stück für Stück an die einzelnen Arbeiten herangeführt“.
Inzwischen ist es kurz vor halb vier. Der Lehrling verfolgt interessiert, wie ihm sein Chef das erste Mal zeigt, wie mit Hochdruck Holzschutzmittel injiziert wird, um einen Balken vorbeugend zu schützen. „Wenn wir auf eine Baustelle gerufen werden, ist das betroffene Haus krank. Und wie ein Arzt müssen wir dann nach den Ursachen suchen, die zu dieser Krankheit geführt haben. Erst danach können wir entscheiden, welche Art der Therapie – also Sanierung die Erfolgversprechendste ist“, sagt Espen. Welches Gebäude er morgen verarzten wird, weiß bislang nur sein Chef, für heute hat Espen Feierabend. Kranke Häuser wird es immer geben. Deshalb wird Espen Bongartz auch nach seiner dreijährigen Ausbildung als Holz- und Bautenschützer gefragt sein.
Ausbildung zum / zur Holz- & Bautenschützer / in
Ausbildungsdauer Fachkraft für Holz- und Bautenschutzarbeiten: 2 Jahre; Holz- und Bautenschützer/in: 3 Jahre. Im dritten Lehrjahr muss sich der Holz- und Bautenschützer entscheiden. Entweder spezialisiert er sich für den Bereich Bautenschutz oder den Bereich Holzschutz.
Voraussetzungen Haupt- oder Realschulabschluss, Kenntnisse in naturwiss. Fächern & handwerkliches Können werden erwartet. Tätigkeit Instandsetzung und Sanierung von Bauwerken. Vergütung 548,- bis 1.259,- EUR. Weiterbildungsmöglichkeit Meisterschule & Studium
Infos: www.dhbv.de und www.degraaff.de.