Nur wenn wir zusammenhalten, können wir Großes bewegen!

Ein Gastbeitrag von Zimmerermeister Elmar Mette

Viele Entwicklungen im Holzbau wurden vorangetrieben, weil sich Zimmerer in Innungen zusammenschlossen und gemeinsam Ziele verfolgten. Mit ihrem Engagement und ihren Innungsbeiträgen unterstützen Zimmerer und Zimmerinnen die Forschungs- und Entwicklungsarbeit im Holzbau. Heute wird die Mitgliedschaft in einer Zimmerer-Innung jedoch von manchen als spießig oder gar zeitraubend angesehen. 

Warum es sich lohnt, Zeit und Arbeit in die Innungs- und Verbandsarbeit zu investieren, erklärt Zimmerermeister Elmar Mette vom Bundesbildungszentrum des Zimmerer- und Ausbaugewerbes in Kassel in einem Gastbeitrag.

Neulich war Prof. Illner von der TH Rosenheim zum Holzschutzlehrgang im Meisterkurs am Bundesbildungszentrum in Kassel (zum 28. Mal!). Morgens bei der Vorbereitung des sowohl in Präsenz als auch online angebotenen Seminars erinnerte ich mich wie in einem kurzen Film an meine Erfahrungen mit Holzschutzmitteln und bat darum, vor Beginn ein paar persönliche Worte sagen zu dürfen. Ich erzählte den Meisterschüler*innen, wie wir früher klitschnasses Holz verarbeiteten und es mit grünem oder orangefarbenem Holzschutzsalz behandelten. Wenn wir länger damit arbeiteten, bekamen wir spontanes Nasenbluten. Unsere Kluft löste sich nach einiger Zeit auf.

Die Zeile „Und wie du wieder aussiehst! Löcher in der Hose!“ aus einem Song der Band „Die Ärzte“ musste sich mancher Zimmerer in den 1970er bis 1990er Jahren nach der Arbeit von seiner „besseren Hälfte“ angesichts einer löchrig gewordenen Kluft anhören. (Die Zusammenhänge zwischen löchriger Kluft und Holzschutzmitteln sind nicht bewiesen, aber für viele Zimmerleute lagen sie auf der Hand.)

Gemeinsam mehr erreichen

Dann bat ich um einen kleinen Applaus für Leute wie Martin Illner und Stefan Winter von der TU München, die neben anderen durch ihre Überzeugungsarbeit in Normenausschüssen darauf hinwirkten, dass wir heute trockenes Holz verarbeiten und größtenteils auf giftige Holzschutzmittel verzichten können.

Dass das heute so ist, wurde auch ermöglicht, weil sich Zimmerleute zusammenschlossen und letztlich mit ihrem Innungsbeitrag solche Entwicklungen unterstützten – sofern ihre Innung Mitglied im Landesinnungsverband ist und der wiederum beim Spitzenverband Holzbau Deutschland mitmacht. Wären alle Zimmerleute Einzelkämpfer und wollten den Innungsbeitrag bzw. den Anteil für die übergeordneten Organisationen einsparen – wir würden heute noch grünes Gift auf klitschnasses Holz aufbringen und unsere Kluft würde nicht lange halten.

Bleibt keine Einzelkämpfer!

Also liebe angehende Jungmeister*innen, liebe Kolleginnen und Kollegen, engagiert Euch! Werdet keine beziehungsweise bleibt keine Einzelkämpfer, weil die Innung vielleicht spießig ist oder weil da der doofe Depp drin ist, der Euch mal einen Auftrag weggenommen hat. Nur wenn wir zusammenhalten, können wir große Dinge bewegen.

Investitionen in Forschung und Entwicklung

Anderes Beispiel: Fachregeln. Immer mal wieder melden sich ehemalige Meisterschüler*innen mit dem Wunsch, eine Fachregel zugeschickt zu bekommen. Dann mache ich ihnen klar, dass eine Fachregel nicht von selbst entsteht, sondern finanziert durch Innungsbeiträge von den Verbänden erarbeitet wird. Wenn eine Innung aus dem Landesinnungsverband (LIV) austritt oder der LIV nicht mehr bei Holzbau Deutschland mitmacht, schwindet das Budget zur Erstellung und für die Pflege solcher Informationen. Wieviel mehr könnten die Verbände bewirken, wenn mehr Zimmerer sich engagieren würden, das Trennende mal außer Acht ließen und das Gemeinsame in den Vordergrund stellten? Durch ein höheres Beitragsaufkommen könnten sich die Verbände personell besser aufstellen und mehr in Forschung und Information der Betriebe investieren.

Wenn Ihr irgendwann ausgetreten seid, weil etwas nicht nach Eurer Vorstellung lief: Einschnappen und weggehen ist einfach. Konstruktive Kritik äußern und Kollegen überzeugen kostet Zeit und Kraft – aber es lohnt sich! Denkt daran, wo wir beispielsweise in Sachen Holzschutz herkommen und wo wir heute stehen. Wer hat noch Lust auf eine zerfressene Kluft und spontanes Nasenbluten?

Wo können wir uns wieder annähern?

Aber auch die sollen sich angesprochen fühlen, die einen Kollegen möglicherwiese durch ein unbedachtes Wort oder durch „Kampfpreise“ aus der Innung vergrault haben. Niemandem fällt die Krempe vom Zimmererhut, wenn er auf den anderen zugeht und „Entschuldigung“ sagt. Ebenso sollten die Verbandsoberen in sich und auf die ausgetretenen Innungen und Verbände zugehen. An welcher Stelle ist man unversöhnlich auseinander gegangen? Wo können wir uns wieder annähern? Wäre doch klasse, wenn die Abtrünnigen wieder für die Zusammenarbeit gewonnen werden könnten. Es warten große Aufgaben auf uns. Gemeinsam können wir sie besser bewältigen!“

Autor

Elmar Mette ist Zimmerermeister und Ausbilder am Bundesbildungszentrum des Zimmerer- und Ausbaugewerbes in Kassel. Dort unterrichtet er rechnerischen Abbund und CAD in den Meisterkursen.

 
Hinweis: Dieser Beitrag erschien ursprünglich zuerst in der Zeitschrift HOLZBAU – die neue quadriga in der Ausgabe 6/2021 (hier geht es zur Website: https://holzbau-dnq.de).
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