Licht und Holz

Neubau einer Kirche aus Holz für die Evangelische Freikirchliche Gemeinde in Platendorf

Die Evangelische Freikirchliche Gemeinde in Platendorf hat eine neue Kirche: Durch licht- und luftdurchlässige Lammelenfelder in der Brettstapeldecke fällt Licht in den Gottesdienstraum und erzeugt dort mit dem Spiel von Licht und Schatten eine stimmungsvolle Ästhetik.

Der niedersächsische Ort Platendorf zieht sich über sechs Kilometer entlang einer einzigen geraden Straße. Auch das Grundstück der Evangelischen Freikirchlichen Gemeinde Neudorf-Platendorf liegt an dieser Dorfstraße. Die im 19. Jahrhundert gegründete Gemeinde versammelte sich ursprünglich im Dachgeschoss eines 1894 errichteten Fachwerkgebäudes. In den 1970er Jahren kam ein zweigeschossiger Anbau mit Flachdach dazu. 2004 beschloss die Gemeinde, auf dem direkt angrenzenden Bauland eine neue Kirche zu bauen, die vor allem ebenerdig und frei zugänglich sein sollte. Im Rahmen eines Wettbewerbs setzte sich der Berliner Architekt Ulrich Arndt mit seinem Entwurf durch und wurde mit der Realisierung des Projektes beauftragt. Durch die Ausschreibung als Wettbewerb verschob sich der Baubeginn nach hinten, schließlich wurde 2009 mit dem Bau begonnen.

Finanziert wurde das neue Kirchengebäude mit Gottesdienstraum für 120 Personen inklusive Baptisterium, Erweiterungsraum und Foyer aus Spenden. Um die Kosten so gering wie möglich zu halten, wurden durch Gemeindemitglieder viele Arbeiten in Eigenleistung erbracht.

Gemeinsamer Gestaltungsprozess

Besucher erreichen die neu errichtete Kirche von der Dorfstraße aus über einen langestreckten Vorplatz. Vom Foyer aus, das den Neubau mit dem Altbau verbindet, gelangen sie durch zwei Stichflure in den Gottesdienstsaal. An diesen ist links ein Erweiterungsraum angegliedert, der bei Bedarf abgetrennt werden kann. Das Baptisterium der freikirchlichen Gemeinde, die nur Mitglieder aufnimmt, die sich aus eigenem Entschluss taufen lassen wollen, befindet sich auf der rechten Seite des Gottesdienstraums. „Ursprünglich war aus Kostengründen ein „Outdoor-Taufbecken“ geplant, doch die gemeinsam mit dem Architekten entwickelte künstlerische Gestaltung und Umsetzung des neuen Baptisterium ist viel schöner und zweckmäßiger als der vorher geplante Raum und macht heute einen wesentlichen Teil der Raum-atmosphäre aus“, erklärt Pastor Peter Dobutowitsch.

Die Wände sind in Massivbauweise ausgeführt, das komplette Dach des schlichten Kirchenneubaus hingegen besteht aus einer massiven Brettstapelplatte, die alle Räume überdeckt und sich im Bereich des Gottesdienstsaals in der Mitte des Gebäudes zu einer Satteldachform auffaltet. „Die gewählte Form ermöglicht einen einfachen Baukörper mit ökonomischer Konstruktion und einer besonderen Ästhetik im Innenraum“, erläutert Ulrich Arndt seinen Entwurf. „Zugleich fügt sich der Kirchenneubau dadurch harmonisch in die Nachbarschaft ein, da das so gebildete Satteldach in Kubatur und Silhouette den Einfamilienhäusern entspricht, die hier die Umgebung prägen.“ Das Flachdach wird durch eine PVC-Dachbahn geschützt, das Steildach bekam eine Titanzinkblech-Deckung.

Licht und Holz

Die über dem Gottesdienstsaal schräg gefaltete Brettstapelplatte enthält acht licht- und luftdurchlässige Lamellenfelder. In diesem Bereich ist dazu jedes zweite Brett aus der Brettstapelplatte ausgelassen. Die Platte bleibt zwar weiter statisch wirksam, und die planebene Unterseite des Daches behält ihre schlichte, ruhige Erscheinung. Durch die Schlitze fällt jedoch Licht in den Gottesdienstraum und erzeugt dort dank des Spiels von Licht und Schatten eine stimmungsvolle, sakrale Ästhetik. Zugleich können die acht Fel-der im Sommer zur natürlichen Be- und Entlüftung herangezogen werden. Möglich wird dies durch den Einsatz von Dachfenster von Velux, die auf der Oberseite der Brettstapelplatte in der Ebene der Wärmedämmung sitzen.

Dachfenster-Einbau von außen

Der Einbau der acht Dachfenster (GGL U10 134/160 mit Titanzink-Eindeckrahmen), die elektrisch betätigt werden, gestaltete sich als nicht unproblematisch. „Standardmäßig werden Dachfenster von innen eingebaut und der Flügel nachträglich eingehängt“, erklärt Thomas Henke von der Dachdeckerei Henke in Gifhorn. Bei diesem Einbau von außen fertigte ein Schreiner ein Innenfutter, das auf die Fensteröffnung gesetzt und dann an die Dampfsperre angeschlossen wurde. Die relativ schweren (in der elektrischen Ausführung) Fenster wurden dann mit vier Mann in das vorgefertigte Innenfutter gesetzt, fixiert und angeschlossen.

Nach Abschluss dieser Arbeiten wurde sowohl das Schrägdach als auch die Flachdächer mit Mineralfaser (Rockwool Variorock, WLG 040) mit zwei mal 10 cm gedämmt. Die Unterkonstruktion bestand dabei aus jeweils 10 cm starken Rahmenhölzern.

Die Dachfenster sind auf der Südseite mit Hitzeschutz-Markisen versehen. Die Bedienung der Fenster erfolgt per Funksteuerung. Darüber hinaus ermöglicht die Programmierung von Öffnungszeiten auch eine automatische Belüftung des Gebäudes.

Um inmitten der uniformen Klinkerhaus-Nachbarschaft einen frischen Akzent zu setzen und der besonderen Bedeutung eines – wenn auch kleinen – öffentlichen Bauwerkes gerecht zu werden, erhielt das neue Gebäude eine helle verputzte Fassade und das Dach eine Zinkblechdeckung (Hersteller Rheinzink). „Die Gemeinde reagiert ausgesprochen positiv auf den neuen Bau“, freut sich Pastor Peter Dobutowitsch. „Die neue Kirche wird in jeder Hinsicht angenommen und es ergeben sich auch in der Nachbarschaft immer wieder spontane Einladungen zur Kirchenführung.“

Autorin

Astrid Unger ist Pressesprecherin der Velux Deutschland GmbH in Hamburg.

Mit der automatischen Steuerung werden die Fenster für die Belüftung des Gebäudes geöffnet

Bautafel (Auswahl)

Projekt Kirche in Platendorf, Spiel mit Licht und Schatten

Bauherr Evangelisch-Freikirchliche,

38524 Neudorf-Platendorf

Bauzeit November 2009 bis Oktober 2011

Architekt Dipl.-Ing. Ulrich Arndt, 12167 Berlin, www.ulricharndt.de

Dachdecker Fritz Henke Dachdeckerei,

38518 Gifhorn, www.henke-bedachungen.de

Produkte 8 x Elektrofenster in der Ausführung als Schwingfenster aus Holz (Größe 134 x160 cm) mit Titanzink-Eindeckrahmen

4 x Hitzeschutzmarkisen (auf der Südseite)

Baukosten 648 000 Euro

Hersteller Velux Deutschland GmbH,

22527 Hamburg, www.velux.de

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