Neubau eines Oberstufenzentrums in Holz-Hybridbauweise in Hilden

Lernerfolge sind von vielen Faktoren abhängig. Auch die architektonische Umgebung spielt dabei nachweislich eine zentrale Rolle. Für den Neubau des Oberstufenzentrums in Hilden entschied man sich für eine Holz-Hybrid-Bauweise mit hohem Vorfertigungsgrad. 

Ein angenehmes Lern- und Arbeitsumfeld ist für den schulischen Erfolg essenziell. Insbesondere die Gestaltung der Räumlichkeiten sowie die Gebäudeausstattung sind dabei von großer Bedeutung. Da das Oberstufenzentrum des Helmholtz-Gymnasiums diesen Anforderungen nicht mehr gerecht wurde und die Bausubstanz des Bestandsgebäudes nicht sanierungswürdig war, entschied sich die Stadt Hilden für einen Neubau des Oberstufenzentrums. Die Planung übernahmen dabei BGS Architekten, mit der Umsetzung wurde das Unternehmen Brüninghoff aus Heiden beauftragt.

 

Lichtdurchflutete Innenräume

In einem Zeitraum von 14 Monaten entstand ein neuer, zweigeschossiger Gebäudekomplex mit einer Nutzfläche von rund 2300 m2. Der Neubau bietet Platz für 17 Klassenzimmer, ein Lehrerzimmer, zwei Büroräume sowie einen Aufenthalts- und Differenzierungsraum. Bei der Gebäudeform handelt es sich um einen Quader mit Seitenlängen von 34,2 und 47,8 m und einer Gebäudehöhe von 8 m. Die kompakte Kubatur wird durch einen zentral angeordneten Innenhof durchbrochen. Die Glaswandflächen am Innenhof sind als Pfosten-Riegel-Konstruktionen umgesetzt. Dadurch profitieren die Innenräume von besonders viel Tageslicht, was für konzentriertes und ermüdungsfreies Arbeiten sorgen soll. Darüber hinaus kann der Innenhof in den Pausen von den Schülerinnen und Schülern zur Bewegung an der frischen Luft genutzt werden. 

 

Retentions-Gründach

Der Neubau hat ein Flachdach mit einem Gefälle von einem Prozent. Das Dach ist begrünt und sorgt damit im Winter für eine verbesserte Wärmedämmung und somit für Einsparungen von Energiekosten. Im Sommer hingegen schützt das Gründach vor extremen Temperaturen im Innenbereich. Zur Wasserrückhaltung und um gezielt Starkregen aufzufangen, ist es als Retentions-Gründach mit einer Anstauhöhe von 60 mm ausgeführt. Anfallendes Wasser wird zeitverzögert über außenliegende Fallrohre abgeleitet.

 

Bedarfsgerechte Raumgestaltung

Auf die Gestaltung der Innenräume wurde großer Wert gelegt. Alle Klassenzimmer sind mit einem Bodenbelag aus Kautschuk ausgestattet. Durch die elastischen Eigenschaften des Kautschuks wird der Schall im Innenraum wirksam reduziert. Zudem ist das Material robust und hält insbesondere starken Beanspruchungen stand. In der Pausenhalle und den Fluren sowie Treppenhäusern kam hingegen Betonwerkstein zum Einsatz. Zudem wurden schallabsorbierende Elemente aus Holzwolle an den Wänden und Decken montiert. Sie leisten einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Geräuschkulisse und schaffen eine lernfördernde Raumatmosphäre.


Holz im Schulbau

Das Oberstufenzentrum wurde als Holzrahmenbau mit Brettsperrholzdecken umgesetzt. Diese Bauweise ermöglichte einen hohen Vorfertigungsgrad der einzelnen Elemente und sorgte daher für eine schnelle Fertigstellung. Ein Großteil der Bauteile konnte bereits im Vorfeld in den Werkshallen von Brüninghoff in Heiden gefertigt werden. Sowohl beim Transport als auch bei der Montage der Holzbauteile ist der Schutz vor sämtlichen Witterungseinflüssen sehr wichtig und einzuhalten.

In Teilbereichen des Neubaus wurde auf den Werkstoff Beton zurückgegriffen. So wurden die großen Spannweiten im Bereich der erdgeschossigen Pausenhalle mithilfe von Stahlbetonstützen und Betondecken überbrückt. Die Außenwände sind ebenfalls in Holzrahmenbauweise ausgeführt. Sie sind maximal 10,5 m breit und 3,5 m hoch und weisen eine Wandstärke von 34,75 cm auf. Das tragende Grundelement ist hierbei ein 24 cm dickes Ständerwerk mit Zellulosedämmung. Auf der Außenseite wurden 80 mm dicke Holzweichfaserplatten montiert, die an dieser Stelle auch als Putzträgerplatten dienen. Nach innen wurde das Ständerwerk mit 15 mm dicken OSB-Platten und anschließend mit 12,5 mm dicken Gipskartonplatten beplankt. Die Innenwände sind fast identisch aufgebaut, lediglich beim Ständerwerk kommt es zu Unterschieden, bei den Innenwänden hat das Ständerwerk eine Dicke von 160 mm. Die mittlere Geschossdecke verfügt über eine 240 mm starke Brettsperrholzdecke mit einer Splittschüttung in Höhe von 60 mm. Die Trittschalldämmung ist hierbei 40 mm hoch und der darauffolgende Estrich hat eine Dicke von 80 mm. Anschließend folgte der entsprechende Fußbodenbelag. Die Fensterbänder sowie der Haupteingang erhielten darüber hinaus zum Teil eine vertikale Lärchenholzschalung. Die Lärchenholzschalung bildet einen optischen Kontrast zur ansonsten hauptsächlich verputzen Gebäudehülle. Bei dem Bauvorhaben spielte auch die Planungsmethode Building Information Modeling (BIM) eine wichtige Rolle. Sie diente in erster Linie zur Schnittstellenkoordination zwischen Hochbau und technischer Gebäudeausrüstung und unterstützte das Zeit- und Kostenmanagement.

Die rechtliche Grundlage für den Bau bildete die seit Anfang 2019 geltende Landesbauordnung in Nordrhein-Westfalen. Sie lässt tragende oder aussteifende sowie raumabschließende Bauteile aus „brennbaren Baustoffen“ zu. Dabei müssen die geforderte Feuerwiderstandsdauer nachgewiesen und die Bauteile so hergestellt und eingebaut werden, dass die Übertragung von Feuer sowie Rauch nicht über die Grenzen von Brand- oder Rauchabschnitten, insbesondere Geschosstrennungen, hinweg möglich ist. So wurden bei dem Oberstufenzentrum alle tragenden Bauteile, sowohl Wände als auch Decken, in einer Feuerwiderstandsklasse von F30 (feuerhemmend) ausgeführt. Zudem erfolgte eine Abtrennung der Flurwände zur Sicherung der notwendigen Fluchtwege.

 

Autorin


Mareike Wand-Quassowski ist geschäftsführende Gesellschafterin der Agentur Kommunikation 2B und betreut das Unternehmen Brüninghoff bei der Pressearbeit.


Bautafel (Auswahl)

Bauvorhaben Neubau Oberstufenzentrum, Hilden

Bauherr Stadt Hilden

Planer/Architekt BGS Architekten, Düsseldorf

Generalunternehmer Brüninghoff Gruppe, Heiden, https://www.brueninghoff.de/

Bauweise Holzrahmenbau mit Brettsperrholzdecken

Bauzeit 6/2020 bis 8/2021

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