Hinterlüftet und dicht
Die energetische Sanierung an Bestandsgebäuden ist eine bisweilen schwierige Aufgabe, aber sie lohnt nicht nur unter Energie einsparenden, sondern auch unter gestalterischen Gesichtspunkten. Das vorliegende Beispiel zeigt die Fassadensanierung eines Verwaltungsgebäudes im tschechischen Hranice.
Der ursprüngliche Bau ist ein Verwaltungsgebäude des Herstellers von zementgebundenen Spanplatten (Cetris) in Hranice in Tschechien aus den späten 1980er Jahren. Es wurde damals in der typischen Plattenbauweise gebaut. Eine Sanierung des Gebäudes wurde sowohl aus ästhetischen als auch dämmtechnischen Gründen notwendig – ursprünglich lag der U-Wert bei 0,7 W/m2K, nach der Sanierung kann der Bauherr einen U-Wert von 0,233 W/m2K vorweisen.
Die Sanierung begann mit der Vermessung des Gebäudes und der Fassade mittels einer digitalen Photogrammetrie. Auf Grundlage dieser Methode wurden der Verankerungsplan und der Fassadenplan erstellt.
Dämmung mit Mineralwolle
An den gekennzeichneten Stellen der vermessenen Fassade wurden von den Handwerkern Aluminiumanker mit Rahmendübeln befestigt. Sie sind mit einer blauen Kunststoffunterlage versehen, um die thermische Trennung zu gewährleisten. Die Befestigung erfolgte wie gewohnt: Löcher bohren, Dübel einführen (keine Spezialdübel), Anker verschrauben. Die Anker wurden bei diesem Projekt in Zusammenarbeit mit Cetris entworfen und sind für eine maximale Dämmstärke von 210 mm ausgelegt. Größere Dämmstärken, bis 350 mm, sind möglich.
Danach wurde an der Wand die Dämmung angebracht, Mineralwolle mit einer Dicke von 100 mm. Grundsätzlich eignen sich als Dämmmaterial Stoffe, die wasserabweisend und für hinterlüftete Fassaden geeignet sind. In diesem speziellen Fall entschied man sich für Steinwolle, die von den Handwerkern mit Tellerdübeln befestigt wurde. Mit einer winddichten aber diffusionsoffenen Folie wird die Winddichtigkeit erreicht.
Profile gleichen Unebenheiten der Wand aus
Die Anker sind wichtig für die Befestigung der Fassade. Sie ragen aus der Dämmschicht und aus der diffusionsoffenen Fassadenbahn heraus. Wichtig war der Arbeitsschritt des Abklebens: Es musste eine absolut luftdichte Verklebung erreicht werden.
An die Anker montierten die Fachhandwerker senkrechte Aluminiumprofile. Eine Herausforderung sind dabei immer Fenster und andere Öffnungen. Mit Hilfe der vertikalen Profile wird die tragende Wand ausgeglichen und die gesamte Fassadenunterkonstruktion in eine Ebene gebracht. Bei der Sanierung in Tschechien betrug die Abweichung der Wand von der vertikalen Achse bis zu 40 mm, was mit den flexiblen Ankern mit Langlochbohrungen ausgeglichen wurde. Wichtig ist, dass die Profile alle in einer Flucht sind, bevor sie befestigt werden. In diesem Fall wurden sie vorgebohrt und genietet.
Fassadenmontage – hoher Vorfertigungsgrad
Vor der eigentlichen Montage der Fassade wurden dann die Fenster und Türen ausgetauscht und auf den neuesten energetischen Stand gebracht. Die Fenster sind mit der ehemaligen (Außen)Wand flächenbündig eingebaut. Die Leibungen sind ebenfalls aus Cetris-Platten gefertigt. Dabei wurden im Bereich der Fenster und Türen noch zusätzliche L- und U-Profile montiert. Daran wurden dann die Leibungsplatten befestigt und gleichzeitig in die U-Profile eingeschoben. Als Grundlage für die Montage der zementgebundenen Cetris Finish-Spanplatten (Plattenstärke 12 mm) dient die Vermessung des Gebäudes und daraus hervorgehend die Kennzeichnung der Platten auf der Rückseite.
Für hinterlüftete Fassaden eignen sich zementgebundene Spanplatten in den Dicken 10, 12 und 14 mm. Sie haben eine glatte Oberfläche, sind grundiert, endbeschichtet und in vielen Farbtönen nach RAL oder NCS lieferbar. Mit der Grundierung und der Endbeschichtung der Sichtseite werden auch die Kanten werkseitig gleich zugeschnitten und bei Bedarf vorgebohrt. Die Grundabmessungen der Platte sind 3350 x 1250 mm, nach dem Kundenplan werden sie individuell zugeschnitten.
Gefahr der Plattenausdehnung
Bei der Montage müssen die Handwerker auf eine genügend große Spaltöffnung zwischen den Platten achten, damit sich diese ausdehnen können. Wenn die vom Hersteller vorgegebenen Abstände vom Plattenrand zwischen den Nieten eingehalten werden, besteht auch kein Risiko, dass die Kanten abplatzen. Für die Verschraubung können Schrauben (beziehungsweise Nieten) in den gleichen Farben wie die Platten verwendet werden.
Die Montage am Cetris-Verwaltungsgebäude gelang durch die werkseitig vorgebohrten Platten einfach. In diesem Falle wurden sie genietet, das heißt, die Platte wurde an das Aluminium-Profil angelegt, das Loch im Profil wurde gebohrt, die Niete eingesteckt und vernietet.
Insgesamt wurden an diesem Gebäude 770 m2 neue Fassade erstellt und gedämmt. Die tschechische Nationalnorm ČSN 730540:2007 verlangt bei sanierten Gebäuden einen U-Wert von 0,38 W/m2K und empfiehlt 0,25 W/m2K. Mit dem tatsächlich erreichtem Wert von 0,233 W/m2K wurden die Anforderungen der Norm mehr als erfüllt. Die Energieeinsparung bei dieser Sanierung beläuft sich auf 68 Gigajoule pro Jahr.
Autoren
Dipl.-Ing. Petr Bednarský ist Verkaufsleiter bei Cetris. Dipl.-Ing. Miroslav Vacula ist technischer Mitarbeiter bei Cetris und zuständig für die Forschung und Entwicklung.
Die Fassade wurde mit der digitalen Fotogrammetrie vermessen
Die Platten werden nach einem Kundenplan individuell zugeschnitten