Heiko Mohnberg, Urs Nies und Guido Happe von Dachdeckermarkt24 im Interview

dach+holzbau: Aktuell gibt es bei vielen Bauprodukten Preissteigerungen und Lieferengpässe. Teilweise müssen Handwerker mit langen Lieferzeiten rechnen. Wie sehr ist Ihre Plattform Dachdeckermarkt24 von dieser Entwicklung betroffen?

Heiko Mohnberg: Preissteigerungen gibt es aktuell bei nahezu allen Produkten, bei denen Kunststoffe, Metalle oder Holz verwendet oder verarbeitet werden. Aufgrund der international anziehenden Nachfrage vor allem aus China und den USA und der nach wie vor teuren und schwierigen Transportbedingungen, auch und gerade bei Überseegütern, erwarten wir weiterhin ein schwieriges Marktumfeld, bei weiter steigenden Preisen. Es gibt zurzeit wenige Produkte, bei denen wir keine Preissteigerungen verzeichnen. Unser großes uns breit aufgestelltes, internationales Lieferanten- und Produzentennetzwerk ermöglicht es uns aber, die Preise auf Dachdeckermarkt24 (DDM24) lange stabil halten zu können. Im Übrigen haben gerade internationale Produzenten schon lange die Vorteile digitaler Strukturen erkannt.

Welche Vorteile hat aus Ihrer Sicht der Online-Einkauf gegenüber dem mehrstufigen Vertrieb?

Heiko Mohnberg: Die aktuell in Deutschland nach wie vor sehr „analogen“ Strukturen und mehrstufigen Vertriebsmodelle über den Fachhandel und Vertriebsmitarbeiter sind in der heutigen Zeit oftmals zu langsam, träge und ineffizient. Hinzu kommt, dass die „Generation Internet“ in den Handwerksunternehmen immer stärker in die Führungspositionen drängt, womit der Trend hin zu digitalen Angeboten beschleunigt wird. Konkret zeigt sich das darin, dass heutzutage immer mehr Handwerker bei uns rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr digital bestellen und sich Material ohne Umwege direkt auf die Baustelle liefern lassen. Auch das Alter der Bestellenden sinkt kontinuierlich, wie sich an unseren Daten unschwer ablesen lässt.

Wie viele Kunden bestellen aktuell pro Monat bei Ihnen?

Urs Nies: Aktuell kaufen etwa 2500 bis 3000 Kunden pro Monat über Dachdeckermarkt24 ein. Wir rechnen auf Basis der vergangenen Jahre mit einem besonders im Dachbau traditionell starken dritten Quartal mit über 5000 Lieferungen im Monat. Im Vergleich zu den Anfängen von DDM24, als in der Regel eher vom Frühling bis in den Herbst und unter der Woche bestellt wurde, bestellen Kunden mittlerweile an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr, auch am Wochenende. Retouren gibt es dabei nur selten.

Wie groß ist Ihr Sortiment aktuell?

Urs Nies: Alles in allem umfasst unser Katalog mittlerweile über 12 000 Artikel. Zum Schwerpunkt der Baustoffe und Werkzeuge kommen auch vermehrt begleitende DIY Consumer-Produkte wie etwa Gartengeräte. Das liegt daran, dass Kunden gerne häufig nur einen Vertragspartner bei der Kaufabwicklung haben, dem sie vertrauen. Das ist übrigens auch eine der Stärken von Amazon und anderen Online-Händlern: Ein überdurchschnittlich breites Sortiment bringt Synergieeffekte über das Kernsortiment hinaus.

Welche neuen Hersteller konnten Sie für Dachdeckermarkt24 gewinnen?

Urs Nies: Wir konnten in letzter Zeit einige Hersteller für das Projekt Dachdeckermarkt24 begeistern, mit bestehenden Partnerunternehmen ist die Zusammenarbeit noch enger geworden. Besonders auffällig war ein gesteigertes Interesse aus dem Ausland, aber auch inländische Produzenten zeigen verstärkt Engagement und kommen aktiv auf uns zu.

Guido Happe: Ich konnte mit verschiedenen Geschäftsführern und Eigentümern interessante Gespräche führen. Die Mehrheit der Gespräche haben unterstrichen, dass wir als Plattform einen deutlich größeren Hebel unserer Geschäftsmodelle haben und mehr Transparenz schaffen, die Wege für die Kunden auf Effizienz trimmen und damit diesen Kunden mehr verfügbare Zeit für ihre Arbeit ermöglichen können. Die Zusammenarbeit mit dem Hersteller Stihl wurde verbessert und der Verkauf von Stihl-Produkten über DDM24 konnte gesteigert werden. Die Gespräche mit weiteren Herstellern entwickeln sich, wie wir finden, sehr positiv.

Was verändert sich für die Vertriebsmodelle der Hersteller durch die Kooperation mit Dachdeckermarkt24?

Urs Nies: Jeder Hersteller setzt eigene Schwerpunkte für den Vertrieb und die Bewerbung seiner Produkte über das Internet. Für viele ist der digitale Verkauf ein neuer, spannender Weg, der aber teilweise herausfordernde Veränderungen nach sich zieht. Besonders für große Hersteller mit vielen Marken und Produkten ist die Integration von Produkten in einen Online-Shop komplex: Der Katalog ist oftmals riesig, aber nicht alle Produkte eignen sich per se für den Online-Verkauf. Das liegt an unterschiedlichen Gründen, unter anderem der Nachfrage, aber auch an Logistik und Kosten.

Würden Sie auch großformatige Palettenware wie Dämmstoffe, Dachabdichtungsbahnen oder Dachziegel über DDM24  verkaufen?

Heiko Mohnberg: Tatsächlich stehen wir aktuell mit führenden Herstellern von Ziegeln, Schweißbahnen und Dämmstoffen in intensiven Verhandlungen. Um für den digital denkenden und arbeitenden Kunden wirtschaftlich sinnvolle Lösungen zu finden, ist gerade bei diesen Artikeln eine intelligente, schnelle und effektive Logistik vom Erzeuger hin zum Handwerker unumgänglich. Dadurch lässt sich viel Zeit und bares Geld sparen.

Welche aktuellen Entwicklungen gibt es noch bei Dachdeckermarkt24?

Heiko Mohnberg: Aufgrund einer weiterhin sehr dynamischen Entwicklung freuen wir uns, dass wir neben einem immer stärker werdenden Verkauf auch auf Seiten des Einkaufs große Fortschritte machen. Mit dem Erwerb der A&A Workgear GmbH können wir viele Produkte direkt und ohne Umwege aus Asien importieren. Über die neue Rooftopp GmbH werden eigenproduzierte Waren wie etwa selbstklebende Moosstop-Rollen oder Rollfirste für das Steildach in den Markt gebracht. Außerdem freuen wir uns, dass wir mit Guido Happe von Board Partners einen sehr erfahrenen und gut vernetzten Beirat für das Projekt Dachdeckermarkt24 gewinnen konnten. Als externer Beirat für das Unternehmen soll er die Transformation von Dachdeckermarkt24 hin zum Plattform-Geschäft begleiten. Als Beirat ist er strategischer Ideen- und Impulsentwickler für die Geschäftsführung von DDM24, stellt den Kontakt zum Management der Hersteller her und baut bestehende Kontakte aus. Er verfügt über mehrjährige Beirats- und Aufsichtsratserfahrung und hat ein breites Netzwerk in der Industrie zu verschiedenen Herstellern.

Herr Happe, was sind für Sie die ausschlaggebenden Punkte für Ihr Engagement bei DDM24?

Guido Happe: Der Dachdeckermarkt24 ist aus meiner Sicht die Zukunftsplattform für Dachdecker und andere Handwerker, um sich auf das zu konzentrieren, worum es geht: die Verfügbarkeit von Materialien, on demand, planbar und serviceorientiert. Der DDM24 denkt aus Sicht des Kunden und hat es damit geschafft, einer der großen „Online-Versorger“ für das Handwerk in Deutschland und Österreich zu werden. Urs Nies und Heiko Mohnberg haben mich mit ihrer in die Zukunft gerichteten Perspektive direkt überzeugt, einen diffusen Markt, der auf Einkaufsfokus und nicht auf Vertriebschancen ausgerichtet ist, zu verändern – eine Grundlage für Online-Geschäfts- und Servicemodelle. Die Weitsicht und Offenheit der Geschäftsleitung des DDM24 für Veränderung lässt uns gemeinsam den notwendigen Raum gestalten, um mit Herstellern und den Dachhandwerkern neue Wege zu gehen, alte Wege zu modifizieren und effizienter zu werden.

Wie wollen Sie die Plattform DDM24 künftig weiterentwickeln?

Urs Nies: Es geht in der heutigen Zeit um mehr, als nur einen digitalen Verkaufskanal zu etablieren. Die „Generation Internet“ erwartet ein breites Programm an Service, Beratung und Entertainment samt Verknüpfungen mit Social Media. Nur wenn uns das als Händler gelingt, haben wir eine gute Chance, uns in Deutschland gegen die internationalen Online-Riesen zu behaupten.

Vielen Dank für das Gespräch! 

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