Gute Wartung ist wichtig

Ab bestimmten Dachhöhen und -neigungen ist eine Absturzsicherung für Dachdecker Pflicht. Systeme zur Absturzsicherung müssen allerdings  regelmäßig inspiziert und gewartet werden. Schließlich kann nur so garantiert werden, dass sie einwandfrei funktionieren. Der Gesetzgeber schreibt wiederkehrende Kontrollen vor.

Wer in der Höhe arbeitet, ist auf zuverlässige Systeme zur Absturzsicherung angewiesen. Dabei genügt es allerdings nicht, einmal eine Anschlagöse zu installieren, einen Zwischenhalter zu befestigen oder einen Auffanggurt anzuschaffen – alle Absturzsicherungssysteme müssen auch regelmäßig inspiziert und kontrolliert werden, damit sie einwandfrei funktionieren. Kontrolle und Wartung sind also wichtig, aber leider eine häufig vernachlässigte Aufgabe. Dabei schreibt auch der Gesetzgeber eine regelmäßige Prüfung vor. In der Berufsgenossenschaftlichen Regel (BGR) 198 heißt es dazu: „Der Unternehmer hat persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz entsprechend den Einsatzbedingungen und den betrieblichen Verhältnissen nach Bedarf, mindestens jedoch einmal jährlich, auf ihren einwandfreien Zustand durch einen Sachkundigen prüfen zu lassen.“

Zwei Formen der Sicherung

Sitzt die Anschlagöse auf dem Dach noch fest oder hat sie sich gelockert? Hat sich der Zwischenhalter verformt? Sind die Schnallen des Auffanggurtes gerissen? Auf diese Dinge muss bei der Wartung geachtet werden. „Absturzsicherungssysteme sind hochgradig spezialisierte Produkte, die regelmäßig überprüft werden müssen“, sagt Sebastian Klenke. Er ist Schulungsleiter bei ABS Safety, einem Entwickler und Hersteller von Systemen zur Absturzsicherung. Das Unternehmen bietet seit einiger Zeit auch Schulungen externer Mitarbeiter zu zertifizierten Wartungskräften an. „Diese Schulungen sind uns sehr wichtig. Denn nur, wenn die Installation und Wartung von Personen durchgeführt wird, die zuvor eingewiesen und autorisiert wurden, bieten die Systeme die vom Hersteller garantierte Sicherheit“, erklärt Klenke.

Bei der Wartung ist grundsätzlich zwischen zwei Formen der Absturzsicherung zu unterscheiden: Auf der einen Seite gibt es fest installierte Seilsicherungs- und Schienensysteme auf Dächern; und auf der anderen Seite die Persönliche Schutzausrüstung gegen den Absturz (PSAgA) wie PSA-Sets, Auffanggurte oder horizontale Anschlageinrichtungen mit temporärem Sicherungsseil und Karabinerhaken. „Hier müssen die Träger vor der ersten Benutzung geschult werden. Und sind dann weiter, mindestens einmal jährlich, zu unterweisen“, sagt Klenke: „Das umfasst auch Vorschriften zur richtigen Aufbewahrung, Gebrauchsdauer und natürlich zum Erkennen von Schäden.“

Die korrekte Lagerung ist entscheidend

Damit die PSA ihren Träger einwandfrei schützt, wenn sie zum Einsatz kommt, muss sie richtig gelagert werden. Richtig heißt: nur in trockenen Räumen und niemals vor Heizungen. Wichtig ist auch, dass die PSA nicht mit aggressiven Stoffen wie Säuren, Laugen oder Ölen in Berührung kommt. Wie lange Auffanggurte oder PSA-Sets benutzt werden können, hängt davon ab, auf welche Art und Weise und wie intensiv sie eingesetzt werden. Bei regelmäßigem Einsatz sollten sie nach vier bis sechs, maximal jedoch nach acht Jahren aussortiert werden. Nach einer Sturzbelastung oder dem Einsatz in chemisch belasteter Umgebung ist es allerdings ratsam, die PSA sofort aus dem Verkehr zu ziehen.

Die zur Kontrolle notwendigen Daten findet man bei Auffanggurten auf den Sicherheitsetiketten: Dort stehen Normen, Herstellungsdatum, Bezeichnung und das CE-Zeichen. „Wichtig ist eine Kontrolle der Flächen, Nähte und Kanten. Übergänge zwischen Beschlägen, Verbindungsteilen und Gurten sollten durch Ausfädeln geprüft und Schnallen aus verzinktem Stahl auf Korrosion untersucht werden“, rät der Experte.

Fest installierte Absturzsicherungssysteme müssen mindestens einmal jährlich überprüft werden. „Wenn etwa Anschlagpunkte und Seilsysteme jeden Tag von mehreren Leuten genutzt werden, sollten Wartungsintervalle verkürzt werden“, empfiehlt Klenke. Damit die Systeme später vom Sachkundigen ordentlich gewartet werden können, sollte man sich vom Hersteller die komplette technische Dokumentation geben lassen: einschließlich der Zertifikate, Benutzerhinweisen und Prüflisten.

Klenkes Arbeitgeber ABS Safety bringt seit einiger Zeit auf seinen Produkten eine eingelaserte Seriennummer an. Der Vorteil: „Mit einer individuellen Seriennummer kann bei jeder Montagedokumentation jeder Anschlagpunkt einzeln identifiziert werden. Bei der jährlichen Prüfung kann man beschädigte Punkte dann einzeln sperren und austauschen, und zwar ohne gleich ganze Dachbereiche wegen Mängeln sperren zu müssen“, erklärt Klenke. Die eingelaserten Seriennummern erleichtern also die Wartung – und erhöhen somit auch die Sicherheit.

Autor

Bastian Linsen ist Fachredakteur bei der Agentur document1 in Uedem.

Die persönliche Schutzausrüstung muss mindestens einmal jährlich geprüft werden

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