Garmisch 2014: Energieeffiziente Holzbauten mit hohem Gestaltungsanspruch
Architekten und Ingenieure, Investoren, Hochschulvertreter und Zulieferer des Holzbaus, aber auch Studenten nutzten das Holzbauforum in Garmisch-Partenkirchen im Dezember 2014, um sich einen Überblick über aktuelle Themen des Holzbaus zu verschaffen und Kontakte zu knüpfen. Laut Veranstalter verzeichnete die Fachtagung eine Rekordteilnehmerzahl: Über 1500 Besucher kamen ins Kongresszentrum.
Die parallel stattfindenden, halbtägigen Prolog-Veranstaltungen am ersten Tag machten die Wahl wieder schwer: Neben dem Thema „Modulares Bauen“ gab es das Fertigbau-Forum, diesmal mit dem Titel „Greenbuilding oder Greenwashing“, bzw. das Holzhausbau-Forum, das die Kooperation von Mittelstandsbetrieben bei Großprojekten behandelte. Mit dem Verbindungstechnik-Forum fanden in Garmisch auch Statiker, Verbindungsmittelhersteller und Forscher von Hochschulen ein anspruchsvolles Programm zu dieser Spezialdisziplin. Für Planer gab es das alljährliche Architektur-Forum.
Die ausgewählten Projekt-Vorträge zeigten eindrucksvoll, wo die Reise hin geht: zum energieeffizienten Bauen mit hohem Gestaltungsanspruch. Den vorgestellten Bauten sieht man die Energieeffizienz und den Nachhaltigkeitsanspruch – anders als bei den Passivhäusern der 1990er Jahre – nicht mehr an. Schick und häufig im Plusenergiestandard gebaut sind Holzbauten bei allen Gebäudetypen vertreten. Ob Wohnhaus, Hochhaus, Wohnanlagen, Büro- oder Verwaltungsgebäude, Schulen, Kindergärten, Gewerbebauten, Kliniken, Schwimmbäder oder Schulen, alle vortragenden Architekten haben es verstanden, Holz adäquat einzusetzen und Betrachter wie Nutzer Lust auf mehr zu machen.
Das Kernforum am zweiten und dritten Tag bot in Sachen Holzforschung umfangreiches Wissen zum Thema „Laubholz“ und geklebte Verbindungen – beides relativ neue Forschungsbereiche, die den Ingenieurholzbau schon heute beschäftigen, zukünftig aber noch größere Bedeutung bekommen werden.
Herausragende Objekte des aktuellen Ingenieurholzbaus gab es ebenfalls zu bewundern, unter anderem den Konferenzsaal der Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO) in Genf (Schweiz) mit einem auskragenden Gebäudeteil von 35 m, die Erweiterungsbauten für den Flughafen Oslo-Gardamoen (Norwegen) mit 91 m langen und etwas über 4 m hohen Fachwerkträgern der Extraklasse oder das Art Museum Aspen in Colorado (USA). Letzteres wieder ein hölzerner Traum des japanischen Stararchitekten Shigeru Ban, den er jedoch – wie schon öfter – nur mit Hilfe des genialen Ingenieurkopfes Hermann Blumer lösen konnte. Allen gemeinsam sind außergewöhnliche Tragwerke enormer Dimensionen, die viel Schönheit ausstrahlen. Die übrigen Themenbereiche umfassten den Brückenau, energieeffiziente Gebäudehüllen sowie Siedlungs- und Geschossbauten im urbanen Umfeld.
Autorin: Susanne Jacob-Freitag