Fließendes Miteinander
Rund sechs Fußballfelder, also 42 000 Quadratmeter groß, sind die Dachflächen der neuen Holz-Lagerhallen der Firma Holz-Richter. Bei der Planung wurde auf eine effektive Flachdachentwässerung und eine aufwendige Sprinkleranlage Wert gelegt, um die wertvolle Ware sicher zu schützen.
Der mit der wachsenden Nachfrage erhöhte Lagerbedarf führte bei Holz-Richter in Lindlar zum größten Bauprojekt der 52jährigen Firmengeschichte. Um Lieferzeiten zu optimieren, wurde der Hallenkomplex von innen nach außen geplant und damit ein hochmodernes Logistikkonzept vom Auftragseingang bis zum Warenausgang auf den Weg gebracht. Bauherr Dr. Markus Richter bringt es auf den Punkt: „Wir haben die letzten fünf Mal zu klein gebaut, jetzt bauen wir richtig.“
5000 Meter wasserführende Anlage
Die fünf einzelnen Hallen- beziehungsweise Brand-
abschnitte, die durch Betonbrandwände und Brandschutztüren/-tore voneinander getrennt sind, dienen primär als Holzlager. Ein weitläufiges Sprinklersystem baut hier für den Brandfall vor. „Die Herausforderung für Sita war, rund 5000 Meter Rohrleitung für die Haupt- und Notentwässerung einzuplanen und dabei kollisionsfrei mit der Sprinkleranlage zu harmonieren“, sagt Markus Dresmann von Sita. Die extreme Größe der Hallenkomplexe und eine Hanglage, die kein umfangreiches Grundleitungsnetz erlaubte, sprachen eindeutig für eine Druckströmungsanlage. Bei der Hauptentwässerung konnten so jede Menge Fallleitungen und damit auch Grundleitungsanschlüsse gespart werden. Bei der Notentwässerung, die als gesonderter Entwässerungsstrang realisiert werden muss, erlaubte das Druckströmsystem (DSS) eine lange Sammelleitung bis hin zu den idealen Übergabepunkten, an denen frei auf das Grundstück entwässert werden konnte.
Konsequente Abstimmung zwischen den Herstellern
Die Vorteile einer DSS-Anlage überzeugten den Bauherrn. „Anhand der Baupläne nahmen wir erst ein-
mal eine Grobplanung vor“, erläutert Frank Birwe von der Sita Planungsabteilung. „Nach Freigabe der Grobplanung war Kooperationsarbeit gefragt, vor allen Dingen mit Minimax, dem Hersteller der Sprinkleranlage, die auf dieser Baustelle Priorität hatte.“ Wichtig war die Abstimmung zwischen Sprink-
leranlage und Entwässerungssträngen. Die Grundlage bildete CAD-Pläne der Sprinklerkonstruktion, um die herum die Rohrleitungssysteme konstruiert wurden.
Kollisionsprüfung
Durch die Sprinkleranlage, die die Aufgabe hat, über die leicht brennbare und kostbare Lagerware zu wachen, kam der Kollisionsprüfung eine besondere Bedeutung zu. Werden mit ihr normalerweise Kollisionen mit dem Baukörper sowie Lüftung und Versorgungstechnik abgeglichen, so galt es hier auch, die ausgedehnten Sprinklernetze zu berücksichtigen. Konkret muss zu den Sprinklerköpfen ein Abstand von 750/ 800 mm gewahrt werden und zwischen den Entwässerungsleitungen (Außenkante von Rohr zu Rohr) mindestens ein Meter Platz sein.
Ein Großprojekt der Extreme
Die fünf neuen Hallen waren auch für die in Großprojekten erfahrene Sita eine Baustelle der Extreme: sehr große Hallen, extrem lange Streckenführung. Strang für Strang musste betrachtet werden, um den hydraulischen Abgleich durchzuführen, der erfolgsbestimmend für die Funktion der gesamten DSS-Anlage ist. Denn je größer die zu überbrückenden Strecken sind, umso höher ist der Reibungsverlust in den Rohren. Durch eine entsprechende Dimensionierung der Rohrleitungen wurde dem unerwünschten Effekt des Reibungsverlustes entgegengewirkt. Ist der hydraulischer Abgleich fehlerhaft und weisen die einzelnen Streckenabschnitte unterschiedliche Abflussleistungen auf, kann es zu Strömungsabrissen im System kommen. Dies würde nicht nur die Effizienz der gesamten Anlage mindern, sondern im Extremfall zu einem unerwünschten Wasseranstau führen, der schnell zu einer statischen Bedrohung für die Dachkonstruktion werden kann. Wichtigstes Ziel bei der Langstreckenplanung in Lindlar war daher die Vollfüllung der Rohre sicherzustellen, die den gewünschten Unterdruck erzeugt, der eine DSS-Anlage so effektiv macht. Mit einem Berechnungsregen von 349 r(5,5), und einer Jahrhundertregenspende von 677 r(5,100) (einem fünfminütigen Extremregenereignis, das statistisch über 1000 l/(s*ha) am Gebäudestandort bringen kann), liegt der Neubaukomplex klimatechnisch gesehen im gemäßigten Bereich. Trotzdem kommen aufgrund der ausgedehnten Dachflächen erstaunliche Werte zusammen, die dokumentieren, was die Entwässerungsanlage am Standort Lindlar „schlucken“ muss.
Tiefpunktausbildung mit Schweinerücken
Kehllinien mit Gefälledämmung zu den Tiefpunkten gliedern die weitläufige Flachdachfläche. „Der Einsatz der sogenannten „Schweinerücken“, also Gefälleplatten, die das Wasser zu den Tiefpunkten leiten, stellt sicher, dass die Fläche komplett sicher entwässert werden kann“, sagt Frank Birwe von der Sita Planungsabteilung.
An jedem Tiefpunkt wurde ein SitaProfi DSS-Gully mit Aufstockelement verbaut, dem jeweils ein Gully mit Aufstock- und Anstauelement für die Notentwässerung zur Seite steht. Während die Hauptentwässerer das Wasser an die Grundleitung übergeben, führen die Notentwässerer das Wasser auf schadlos überflutbare Flächen ab. Nur der Bereich der Verladegasse wurde auf Wunsch als Freispiegelsystem ausgeführt.
Rohrbefestigung per Montageschiene
5000 Meter PE-Rohre mit insgesamt 205 Gullys verbinden sich zu einem leistungsstarken Entwässerungssystem. Das Sita Befestigungssystem, das sich durch eine mitlaufende Schienenführung und Festpunktausbildungen an Rohr und Baukörper auszeichnet, erwies sich als ideal für die extremen Spannweiten vor Ort. Dem so genannten „Aufschaukeln“ des mit Hochdruck arbeitenden Systems wird vorgebaut, indem auftretende Bewegungen sicher in die Haltekonstruktion eingeleitet werden.
Fazit: Entwässerung und Zusammenarbeit funktioniert
Bei dem Hallenneubau in Lindlar erweist sich die DSS-Anlage als Leistungsträger mit Problemlösungsqualität. Die Entwässerung der weitläufigen Dachflächen und die extremen Spannweiten der Holzlagerhallen konnten so sicher bewältigt werden. Durch das fließende Miteinander der Planungsexperten bei Minimax und Sita wurde auch die Herausforderung, Sprinkler- und Entwässerungsanlage kollisionsfrei zu installieren, just-in-time bewältigt.
Autor
Cengiz Karadeniz ist Key Account Manager DSS (Betreuer von wichtigen Kunden im Bereich DDS) bei der Sita Bauelemente GmbH.
Ein perfekter hydraulischer Abgleich ist wichtig bei der Planung
Bautafel (Auswahl)
Objekt Holz-Richter GmbH, Lindlar – Neubau von fünf Hallen
Bauherr Dr. Markus Richter, Holz-Richter GmbH
Architekt Architekturbüro Ralf Rother,
Engelskirchen
Materialien SitaDSS-System mit SitaDSS Profi,
SitaSchraubflansch Aufstockelement,
SitaAnstauelement,
SitaDSS PE-Rohre und -Formteile
SitaDSS Rail-Befestigungssystem
Hersteller Sita Bauelemente GmbH,
Rheda-Wiedenbrück
Verarbeiter
Dacharbeiten H. Klute Dachdeckermeister, Herne
Installation der Entwässerung HLS Klaus
Schulze, Heizung/ Sanitär, Döbern
Gewaltige Wassermengen
Die Hauptentwässerung kann pro Sekunde 1465,8 Liter in das Grundleitungsnetz ableiten. Die Notentwässerung, die frei auf das Grundstück entwässert, kann 1377,6 Liter pro Sekunde abführen. Im Falle eines Jahrhundertregens, der statistisch gesehen nur alle einhundert Jahre zu erwarten ist, entspräche die Gesamtablaufleistung der beiden voneinander unabhängig arbeitenden Systeme 2.843,4 Liter pro Sekunde, also circa 19 Badewannenfüllungen in jeder Sekunde.