Fermacell Holzbautage: wie man nachhaltig, dauerhaft und hybrid baut

Kohlekraftwerke, vor allem Braunkohlekraftwerke belasten die Umwelt in mehrfacher Hinsicht stark. Der Abbau des Brennstoffs verursacht riesige Löcher in der Landschaft oder unter Tage, und bei der Verbrennung entstehen große Mengen des Klimagases Kohlendioxid. Sie abzuschalten hat für die Umwelt also nur Vorteile!? Könnte man meinen. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass ein Verzicht auf die Kohleverstromung zur Folge hat, das andernorts die Löcher in der Landschaft größer werden und schneller wachsen könnten: in den Gipssteinbrüchen. Denn während aktuell noch etwa die Hälfte des Grundstoffs für die Gipsplattenherstellung aus den Rauchgasentschwefelungsanlagen von Kohlekraftwerken stammt, fällt im Zuge der Energiewende bei einer Stilllegung von Anlagen, die fossile Energieträger verfeuern, kein REA-Gips (RauchEntschwefelungsAnlagen) mehr an. Auf diesen Zusammenhang wies Holger Ortleb in seinem Vortrag zur Eröffnung der Fermacell Holzbautage hin, die im November in Bad Grund stattfanden.

Allerdings hatte der Geschäftsführer des Bundesverbandes der Gipsindustrie auch einen Lösungsansatz parat, mit dem sich dieser Zielkonfikt zwar nicht komplett aus der Welt schaffen, aber zumindest entschärfen lässt: Recycling. Gipsrecycling müsse zukünftig die dritte Rohstoffsäule für die Herstellung von Gipsprodukten sein. Dazu sei nicht nur eine enge Zusammenarbeit von Abbruchunternehmen, der Entsorgungswirtschaft und der Gipsindustrie erforderlich, Ortleb forderte auch, auf politischer Ebene die Weichen entsprechend zu stellen. Derzeit seien die Kapazitäten von Recyclinganlagen nämlich nicht ausgelastet, weil Gipsabfälle aus wirtschaftlichen Gründen auf Deponien entsorgt würden, statt sie zurück in den Kreislauf zu geben.

Mit seinen Worten stimmte Holger Ortleb die Teilnehmer der komplett ausgebuchten Veranstaltung auf die weiteren Vorträge der Holzbautage ein, die in diesem Jahr unter dem Motto „Nachhaltigkeit, Dauerhaftigkeit und hybrides Bauen im Holzbau“ standen. Wie Gipsabfälle bei der Modernisierung aber auch im Neubau sortenrein gesammelt und dann in möglichst geschlossene Kreisläufe zurückgeführt werden können, erläuterte Christian Schönberger von der Zentek GmbH, die sich auf die Baustellenentsorgung spezialisiert hat. Mittelfristig, so seine Forderung, müsse die spätere Recyclebarkeit schon bei der Planung eines Gebäudes berücksichtigt werden.

In weiteren Vorträgen wurden die Themen Brandschutz im Holzbau, die Modernisierung von Fertighäusern sowie Beispiele der Hybridbauweise vorgestellt. Dabei zeigte Bernd Leuters von der Archplan GmbH am Beispiel der Fassadenkostruktion des Rhein-Palais-Bonner-Bogen, wie durch die Nutzung von BIM (Building Information Modeling) der Bauablauf so sehr optimiert werden konnte, dass eine komplett neue Herangehensweise möglich wurde. Statt – wie bei der Hybridbauweise üblich – zunächst den Stahlbetonkern zu errichten, diesen zu vermessen und anhand dieser Maße die entsprechenden Fassadenelemente in Holzbauweise vorzufertigen, waren bei diesem Projekt die Fassadenteile schon vor dem Betonbau fertig. Dadurch konnte der Holzbau vor allem seine wirtschaftliche Vorteile voll zur Geltung bringen.

Den – nach Meinung vieler Teilnehmer – abschließenden Höhepunkt bildete ein Doppelvortrag von Martin Mohrmann und Daniel Kehl, die sich aus bauphysikalischer Sicht mit Konstruktionsdetails von Holzbauten auseinandersetzten und praktische Lösungen für Planung und Ausführung vorstellten.

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