Faserzement statt Holz
Wartungskosten entscheiden über MaterialwahlBeim Neubau eines Kindergartens sollten die Fassaden und Deckenuntersichten ursprünglich mit Holz verkleidet werden. Umgesetzt wurde jedoch eine Verkleidung aus Faserzement. Die robusten Eigenschaften und die niedrigen Wartungskosten waren entscheidend für die Materialwahl.
Die Kindertagesstätte Krabbelwiese in der Gemeinde Lengede besteht aus vier Gruppenräumen, denen jeweils ein Bad und ein Schlafzimmer angegliedert sind. Jede Gruppe hat einen eigenen Zugang zum Garten. Zentral im Haus befindet sich ein großer Bewegungsraum, der von allen Kindern genutzt werden kann. Eine Küche sowie Sanitär- und Verwaltungsräume ergänzen das Ensemble. Trotz der kurzen Bauzeit von knapp einem Jahr pro Bauabschnitt ist es den Planern gelungen, einen ungewöhnlichen Bau zu realisieren, der vor allem von seinem vieleckigen Grundriss lebt. Dazu passt die Gestaltung des Eingangsbereichs mit einem schräg angeschnittenen Dach, dass von einer roten Stütze getragen wird.
Pultdach ist gleichzeitig Vordach
Pultdächer über jedem Gruppenraum des Massivbaus sorgen für viel Licht und öffnen die Räume nach oben hin. Die Konstruktion wird seitlich über den Zugang der Gruppen zum Garten verlängert. So entsteht eine Art Vordach als Schutz vor schlechtem Wetter und zu viel Sonne. Basis der in Holzrahmenbauweise ausgeführten Pultdach-Konstruktion ist ein Dachstuhl mit Stahl-Holz-Fachwerk. Die Stahlträger wurden im Außenbereich feuerverzinkt ausgeführt und anschließend in anthrazitgrau lackiert, in den Innenräumen jedoch lediglich grundiert und anthrazitfarben gestrichen. Die Schrägdachflächen erhielten eine Wellplattendeckung.
Die Giebelflächen und Fassaden der Pultdächer sollten ursprünglich eine Stülpschalung aus Holz erhalten. Bei den Untersichten in den jeweiligen Eingangsbereichen hatte der Architekt eine Bekleidung aus Sperrholzplatten mit Farbbeschichtung ausgeschrieben.
Nicht brennbar, keine Risse und Verwerfungen
Ausgeführt wurde aber im Bereich der Giebelflächen und Fassaden eine Beplankung mit „HardiePlank“ und „HardiePanel“-Fassadenbekleidungen aus Faserzement. Diese sind ähnlich leicht wie Holz, werden aber hergestellt aus Zement, Sand und Zellulosefasern. Feuchtigkeit und Frost oder große Hitze schaden den Faserzementplatten ebenso wenig wie Spechte, Insekten oder Schädlinge. Zudem erfüllen sie die Anforderungen der Baustoffklasse A2-s1, d0 und sind somit nicht brennbar.
Während diverser Vorbesprechungen wurde mit den Planern und Handwerkern zwischen Holz und alternativen Baustoffen abgewogen. „Wenn man Holz verwendet und eine gleichbleibende Oberfläche oder gleichmäßige Vergrauung möchte, muss man hin und wieder nachbehandeln“, argumentiert Zimmermeister Michael Sperling von der Sperling Holzbau GmbH & Co. KG. Dabei seien die Arbeiten rund um die Streicharbeiten die eigentlichen Kostenverursacher, also nicht das Streichen selbst, sondern zum Beispiel das Stellen eines Gerüstes.
Der Zimmermeister hat Faserzementplatten bereits bei anderen Objekten eingesetzt und meint: „Das hat sich im Hinblick auf die Verarbeitung und Optik bewährt.“ Fassadenbekleidungen aus Faserzement seien eine Alternative für alle, die zwar eine Holzoptik haben wollen, aber den Pflegeaufwand scheuen.
Trotz Mehrkosten für Faserzement entschieden
In der Abwägung zwischen Mehrkosten (rund 15 Prozent) und Pflegeaufwand wurde dann aber für die Faserzementvariante gestimmt. „Die Gemeinde hat die Kosten für beide Varianten zusammengestellt“, berichtet Architekt Frank Guder, „das Ergebnis war, dass sich die Mehrkosten bereits beim ersten Renovierungsfall amortisiert hätten.“ Zimmermeister Michael Sperling ergänzt: „Die öffentliche Hand hat die Folgekosten gesehen, das war der Grund für das Umschwenken von Holz auf Faserzement.“
Auf Holzrahmenkonstruktion montiert
Die Montage der „HardiePlank“-Fassadenplatten erfolgte in Stülpschalung auf der Holzrahmenkonstruktion der Pultdächer, die nach außen mit Holzwerkstoffplatten geschlossen wurde. Darauf befestigten die Zimmerer zunächst eine Holz-Unterkonstruktion mit einer Mindestdicke von 40 mm im Abstand von rund 62,5 cm. Dabei muss ein Belüftungsabstand von mindestens 20 mm zwischen der Fassade und dem Untergrund berücksichtigt werden. James Hardie Europe empfiehlt die Verwendung eines EPDM-Bands, um die Holzunterkonstruktion vor eindringender Feuchte zu schützen.
Montage mit 30 mm Überlappung
Die Montage der Faserzementplatten erfolgte von unten nach oben. Die Zimmerer montierten zunächst das kombinierte Starter-Lüftungsprofil am Fuß der Konstruktion. Anschließend markierten sie auf der Unterkonstruktion eine Linie im Abstand von 170 mm oberhalb der Unterkante des Starterprofils. Die Markierung bezeichnet die Oberkante des ersten zu montierenden „HardiePlank“-Panelbrettes. Alle folgenden Reihen brachten die Zimmerer mit 30 mm Überlappung an. Bei der Montage achteten sie darauf, diesen Überstand über die gesamte Fläche hinweg einzuhalten, um ein einheitliches Fassadenbild zu erreichen. Bewährt hat sich dabei die auf 150 mm eingestellte „GeckoGauge“-Montagehilfe. Mit ihr kann die Befestigung der „HardiePlank“-Fassadenbekleidung auch von einer Person ausgeführt werden.
Testweise mit dem Gasnagler befestigt
Die Mitarbeiter von Sperling Holzbau testeten auf dieser Baustelle erstmals die Montage der Faserzementpaneele mit gasbetriebenen Paslode-Nagelschussgeräten. Allerdings waren die Mitarbeiter des Holzbaubetriebs nach dem Test nicht von der Montage der Faserzementpaneele mit Gasnaglern überzeugt.
Für die Montage von Faserzementpaneelen nutzen die Mitarbeiter von Sperling Holzbau laut Firmenchef Michael Sperling lieber Akkuschrauber. „Schrauben lassen sich nämlich leichter demontieren und den Akkuschrauber haben die Mitarbeiter immer am Mann“, so Sperling. Den Zuschnitt der Faserzementpaneele erledigten die Holzbauer mit dem „HardieGuillotine“-Schneidwerkzeug ohne Staubbildung und Strom. Sämtliche Schnittkanten wurden vor der Montage mit „ColorPlus“-Kantenversiegelung nachbehandelt. Für die Ausführung von Innen- und Außenecken standen „MetalTrim“-Metallprofile zur Verfügung.
Untersichten mit großformatigen Fassadenpaneelen
Die Untersichten der Pultdachkonstruktion wurden farblich passend mit den großformatigen „HardiePanel“-Fassadenpaneelen in glatter Textur ausgeführt. Die Montage erfolgte analog zur Fassade, jedoch wurden die 3050 × 1220 mm großen Elemente mit Handkreissägen und dem „HardieBlade“-Sägeblatt zugeschnitten. Die Montage erfolgte mit sichtbaren Fugen (Mindestfugenbreite 3 mm) auf der Unterkonstruktion.
Leichte und nicht brennbare Fassade
Mit Fassadenbekleidungen aus Faserzement für den Bau einer Kita kam ein Material zum Einsatz, dass vor Feuer, Feuchtigkeit, Schimmel und Schädlingen schützt. Die hohe Festigkeit und das geringe Gewicht sorgten für eine schnelle Montage. Im Vergleich zu anderen Materialien für die Fassadenbekleidung ist der Wartungsaufwand bei Faserzementfassaden gering.
AutorinRita Jacobs führt ein PR-Büro mit Schwerpunkt Bau und Architektur in Düsseldorf und unterstützt die James Hardie Europe GmbH bei der Pressearbeit.
Bautafel (Auswahl)
Projekt Neubau der Kindertagesstätte „Krabbelwiese“, Verkleidung von Fassaden und Dachuntersichten mit Faserzementpaneele, 38268 Lengede, Ortsteil Broistedt
Planung Architecten GJH / Guder, Jung, Hämmerli Partnerschaftsgesellschaft mbB, 38228 Salzgitter, www.architecten-gjh.de
Holzbau Sperling Holzbau GmbH und Co. KG, 38271 Baddeckenstedt,