Aufstockung mit Fassade in Holzoptik
Faserzement- statt Holzfassade aus wirtschaftlichen GründenEin Wohn- und Geschäftshaus in Oberbayern wurde modernisiert und in Holzbauweise aufgestockt. Die Außenwände der Obergeschosse erhielten eine Verkleidung aus Faserzementplatten in Holzoptik. Die hohe Witterungsbeständigkeit und der geringe Pflegeaufwand waren ausschlaggebend für das Material.
Die oberbayrische Gemeinde Schondorf am Ammersee ist sowohl für Touristen als auch für Pendler aus München ein interessantes Ziel. Wohnraum ist in Schondorf jedoch knapp und teuer. Bei der Renovierung einer ihrer Geschäfts- und Wohnimmobilien nutzte die VR-Bank Landsberg-Ammersee eG daher die Gelegenheit, das Gebäude um ein Geschoss mit drei Wohnungen aufzustocken. Gemeinsam mit den Bestandswohnungen im 1. Obergeschoss stehen nach der Fertigstellung insgesamt sieben Wohnungen zur Verfügung, die zu bezahlbaren Mieten angeboten werden. Die kleinen Wohnungen mit höchstens 80 m² Fläche, offener Küche sowie bis zu drei Schlafzimmern ermöglichen eine flexible Nutzung und sprechen Alleinstehende, Paare sowie Familien mit mehreren Kindern gleichermaßen an.
Stahl-Holz-Konstruktion
Die Architekten hatten die Grundrisse der bereits vorhandenen vier Wohnungen im ersten Obergeschoss an moderne Bedürfnisse angepasst und vor allem im Sanitärbereich renoviert und saniert. Außerdem wurden auf der Südseite die bestehenden Stahlbeton-Balkone abgetragen. Später wurden sie, zusammen mit den Balkonen für das Dachgeschoss, mithilfe einer vorgestellten Stahl-Holz-Konstruktion neu errichtet. Die drei neuen Wohnungen werden zusätzlich über einen etwa 1,60 m breiten Laubengang erschlossen, der wie ein zweiter Balkon genutzt wird.
Neue Stahlstützen tragen Hauptlast der Aufstockung
Aus statischen Gründen erfolgte die Aufstockung um eine neue Etage in Holzrahmenbauweise. Da die Belastbarkeit der Fundamente des Massivbaus aus der unmittelbaren Nachkriegszeit nicht genau bestimmt werden konnte, waren zur statischen Stabilisierung und Sicherung der Aufstockung zusätzliche Maßnahmen nötig: Auf der Nord- und auf der Südseite des Gebäudes wurden jeweils zwei Stahlstützen mit den entsprechenden Fundamentierungen eingebaut. Diese Stützen nehmen die Hauptlast der Aufstockung auf.
Sämtliche Außenwände der Aufstockung wurden raumseitig mit luftdicht verklebten Gipsfaserplatten („Fermacell Vapor“, d=15 mm) einlagig beplankt. Diese Platten reduzieren durch eine rückseitig aufgebrachte Kaschierung die Wasserdampfdurchlässigkeit so weit, dass zusätzliche dampfbremsende Schichten in der Außenwandkonstruktion entfallen können. Außenseitig wurden 60 mm dicke Holzfaserdämmplatten auf den Außenwänden aufgebracht. Die Dämmung sämtlicher Außenwände erfolgte mit Zellulose.
Fachwerkbinder aus „Baubuche“
Die Innenwände in den einzelnen Wohnungen sowie die Wohnungstrennwände wurden mit einer beidseitigen Beplankung aus Fermacell-Gipsfaserplatten (d=12,5 mm) und einer Naturfaserdämmung ausgeführt. Außen- und Innenwände erfüllen die Brandschutzanforderungen F 30. Die beiden Wohnungstrennwände im Dachgeschoss werden von Fachwerkbindern aus „Baubuche“ gebildet, die auf den beiden Stahlstützen auf der Nord- und Südseite des Gebäudes aufliegen.
Markus Müller-Hahl vom bureau für architektur (Müller-Hahl & Bercherer Architekten PartGmbB) aus Landsberg am Lech, der mit seinen Kollegen das Objekt plante, erklärt: „Fast die gesamten statischen Lasten laufen in diesen Trägern aus Baubuche zusammen.“ Normalerweise käme für solche Fachwerkträger Fichtenholz zum Einsatz. „Wegen der höheren Druckfestigkeit in den Fußpunkten wurde in diesem Fall vom Statik-Ingenieurbüro Wurm & Henningsen in Kaufering jedoch mit Buche statt Fichte geplant,“ sagt Architekt Müller-Hahl.
Die drei Wohnungen in dem aufgestockten Geschoss wurden in Abschnitten erstellt. Das bedeutet: Zunächst wurde der erste Fachwerkbinder aufgerichtet, dann die gesamte erste Wohnung inklusive Dach und Fenstern, um möglichst witterungsunabhängig zu sein. Danach folgte die zweite Wohnung zwischen den beiden Fachwerkbindern und zum Schluss die dritte Wohnung, die vom zweiten Fachwerkbinder bis zur westlichen Giebelwand verläuft.
Brandschutzplatten für die Stahlstützen
Für die statisch notwendigen Stahlstützen auf der Vorder- und Rückseite des Gebäudes wurde eine feuerhemmende Ausführung verlangt. Dazu erhielten sie eine dreiseitige Beplankung mit „Aestuver“-Brandschutzplatten (d=15 mm). Diese zementgebundenen Leichtbetonplatten sind witterungs-, frost- und wasserbeständig. Im Erdgeschoss wurde die gesamte Fassade einschließlich der Stahlstützen anschließend verputzt. In den darüberliegenden Etagen wurden die Stützen zusätzlich zur Beplankung mit „Aestuver“-Platten mit „Hardie Plank“-Faserzementplatten verkleidet.
Ursprünglich Stülpschalung aus Holz geplant
Die Fassaden der beiden Wohnetagen sowie die Giebelflächen sollten nach Planung der Architekten ursprünglich eine Stülpschalung aus Holz erhalten. Ausgeführt wurde aber eine Beplankung mit „Hardie Plank“-Fassadenpaneelen aus Faserzement. Diese erfüllen die Anforderungen der Baustoffklasse A2-s1, d0 und sind somit nicht brennbar. Insgesamt kamen 450 m² der Faserzementplatten mit Holzstruktur in der Farbe „nebelgrau“ bei der Aufstockung in Schondorf zum Einsatz. Für die Bekleidung der Stützen sowie der Untersicht des Laubengangs wurden die „Hardie Plank“ -Fassadenplatten mit glatter Textur in der gleichen Farbe genutzt.
Faserzement statt Holz für die Fassade
„Wir hatten zunächst einen soliden Sockel mit dunkler Putzfassade und darüber die beiden Wohngeschosse mit einer leicht anmutenden Holzfassade entworfen“, sagt Architekt Markus Müller-Hahl. Im Hinblick auf die langfristigen Unterhaltskosten habe sich die VR Bank Landsberg-Ammersee eG jedoch gegen Holz und, trotz zunächst höherer Investitionskosten, für die Beplankung mit „Hardie Plank“-Fassadenplatten entschieden.
Stabil, witterungsbeständig und langlebig
„Die Bank ist in dieser Frage auf uns als ausführendes Unternehmen zugegangen“, ergänzt Stefan Fichtl, Geschäftsführer der Holzbau Fichtl GmbH in Windach-Hechenwang. „Sie haben unsere Empfehlungen zur Ausführung angenommen und sich darauf verlassen.“ Insgesamt habe man im Planungsprozess sehr eng und konstruktiv mit dem Architekturbüro zusammengearbeitet. Warum sich die Auftraggeber für Faserzementplatten und gegen Holz entschieden haben, erklärt Stefan Fichtl so: „Die Bank hat für sich die langfristigen Kosten berechnet, eine Holzfassade verändert witterungsbedingt ihr Aussehen. Wenn man diese natürliche Vergrauung und ungleichmäßige Auswaschung nicht wünscht, muss man die Fassade regelmäßig streichen. Außerdem können Rissbildungen und Verwerfungen praktisch nicht vermieden werden.“ Fassadenbekleidungen aus Faserzement hingegen sind stabil, witterungsbeständig, langlebig und wartungsarm. „Das ausschlaggebende Argument für die Bank war tatsächlich, dass eine Fassade mit „Hardie Plank“-Platten nicht regelmäßig gestrichen werden muss. Die höhere Investition amortisiert sich da schnell“, sagt Markus Müller-Hahl.
Unterkonstruktion mit Belüftung
Von Vorteil bei diesem Objekt war, dass die Montage von „Hardie Plank“-Elementen in Stülpschalung sowohl auf massiv gebautem Untergrund als auch auf Leichtbauwänden in Form einer vorgehängten hinterlüfteten Fassade möglich ist. Die Mitarbeiter von Holzbau Fichtl montierten die Faserzementplatten auf einer Unterkonstruktion aus Holz mit einer Mindestdicke von 40 mm und in einem Abstand von rund 625 mm. Dabei muss ein Belüftungsabstand von mindestens 30 mm zwischen der Fassade und dem tragenden Untergrund berücksichtigt werden. Der Hersteller James Hardie Europe empfiehlt die Verwendung eines EPDM-Bandes, um die Holzunterkonstruktion vor eindringender Feuchte zu schützen.
Mit Überlappung montiert
„Hardie Plank“-Fassadenbekleidungen haben eine Dicke von 8 mm, Länge von 3,6 m und sind 180 mm breit. Das Gewicht pro Platte beträgt 7,4 kg. Die Faserzementplatten werden von unten nach oben verarbeitet. Dabei brachten die Handwerker in Schondorf zunächst das kombinierte Starter-Lüftungsprofil am Fuß der Konstruktion als Grundlage für die erste Reihe an. Die zweite sowie alle folgenden Reihen der „Hardie Plank“-Fassadenbekleidung wurden anschließend mit 30 mm Überlappung zur darunterliegenden Reihe im Fugenversatz montiert. Stöße hinterlegten die Handwerker jeweils mit EPDM-Band.
Vorbohren ist nicht nötig
Die Fassadenplatten wurden von den Handwerkern in diesem Fall mit einem Nagelschussgerät angebracht. Sie können aber auch auf der Unterkonstruktion verschraubt werden. Ein Vorbohren ist in jedem Fall nicht erforderlich. Der Zuschnitt erfolgte mit dem „Hardie Guillotine“-Schneidwerkzeug. Alle Schnittkanten wurden vor der Verlegung mit „Colourplus“-Kantenversiegelung nachbehandelt. Für die Ausführung der Innen- und Außenecken wurden „Hardie NT3 Trim“-Zierleisten aus Faserzement verwendet.
Positive Resonanz nach der Fertigstellung
Das modernisierte und aufgestockte Gebäude mit Laubengang kommt nach seiner Fertigstellung bei der Bevölkerung in Schondorf gut an. „Wir bekommen sehr viel Lob von ganz alteingesessenen Schondorfern – und die sind sehr kritisch“, sagt Markus Müller-Hahl, der die „Hardie Plank“-Platten zwar bereits kannte, bei der Modernisierung der Geschäfts- und Wohnimmobilie jedoch erstmalig eingesetzt hat.
Autorin
Rita Jacobs M.A. ist Inhaberin eines Büros für Public Relations und Kommunikation in Düsseldorf und unterstützt die James Hardie Europe GmbH bei der Pressearbeit.
Bautafel (Auswahl)
Projekt Aufstockung eines Wohn- und Geschäftshauses in Schondorf (Oberbayern) in Holzrahmenbauweise
Bauzeit 2019 – 2020
Auftraggeber VR-Bank Landsberg-Ammersee eG, www.vr-ll.de
Architekt Bureau für Architektur, Müller-Hahl & Bercherer Architekten PartGmbB, Landsberg am Lech, www.bureau-fuer-architektur.de
Holzbauarbeiten Holzbau Fichtl GmbH, Windach-Hechenwang, holzbau-fichtl.de