Entwässerung gut gedämmt
Dachdurchdringungen sind eine Herausforderung für die Dichtigkeit und damit die Effizienz der Wärmedämmung. Beim KMU-Park Tweebeek setzten die Planer bei der Flachdachentwässerung auf Gullys in zweitteiliger Ausführung mit Aufstockelement zur Überbrückung der Wärmedämmung.
Nur wenige Kilometer vom weltberühmten Atomium und der Innenstadt Brüssels entfernt entstand im nördlichen Stadtteil Neder-Over-Heembeek ein neues Stück wirtschaftliche Zukunft. Die Stadtentwicklungsgesellschaft citydev.brussels hatte die Entwicklung eines KMU-Parks für kleine und mittelständische Unternehmen ausgeschrieben, der das Areal nahe des Kanals Willebroekse Vaart beleben und aufwerten sollte. Den Zuschlag erhielt das Architekturbüro DDS & Partners mit einem modular angelegten Baukonzept. Unter 6000 m2 bituminös abgedichteter Dachfläche vereinten die Architekten eine Vielzahl von Geschäftsmodulen, die eine hohe Nutzungsflexibilität erlauben. Energieeffizienz und Nachhaltigkeit standen bei dem Vorzeigeprojekt im Fokus, so zum Beispiel die maximale Nutzung von Tageslicht und Regenwasserrückgewinnung. Dem naturgemäßen Ansatz folgend setzten die Architekten auf Holz bei der Fassaden- und Dachgestaltung.
Sehenswerte Dachlandschaft
Eine Kombination von Flachdach- und Steildachbereichen gliedert die langen Gebäuderiegel und gibt dem Gebäudepark einen fast dörflichen Charakter. In den Steildachbereichen, versehen mit großflächigen Fensterelementen, ergeben sich lichte Raumhöhen von bis zu sieben Metern. Die Dachentwässerung übernehmen 65 „SitaTrendy“-Dachgullys – jeweils in zweiteiliger Ausführung mit Aufstockelement zur Überbrückung der Wärmedämmung. Die Gullys wurden in den Tiefpunkten der Flachdachbereiche montiert. „Die Entwässerung ist immer ein kritischer Punkt. Deshalb haben wir uns für ein Qualitätssystem aus wärmedämmendem Polyurethan entschieden“, sagt Dachdecker Cosmin Rata vom ausführenden Dachdeckerunternehmen Roteam aus Zaventem. In Belgien werden immer noch viele Bleigullys verbaut, die beim Einbau und Anschluss ihre Tücken haben. Aber bei der im Bereich der Wärmedämmung anspruchsvollen Baumaßnahme wollten die Planer und Handwerker sicher gehen. Feuchtigkeit in der Wärmedämmung schädige auf Dauer nicht nur die Substanz, sondern mindere auch die Wirksamkeit der Dämmung, so Dachdecker Cosmin Rata.
„Als der Dachdecker die Empfehlung für die Dachgullys aus Deutschland aussprach, dachte der Bauherr erst, das wäre nur irgendein neuer Trend. Aber nach dem ersten Probeeinbau war er sofort überzeugt“, erzählt Rik Dewulf von der Firma Asphalt Equipment. Da das Bauvorhaben in einzelnen Phasen ausgeführt wurde, war es wichtig, dass die Dampfsperre sofort dicht angeschlossen werden konnte. Das konnte durch die Dachgullys mit der vorkonfektionierten Wunschanschlussmanschette aus Bitumen sogar noch beschleunigt werden.
Wunschgerechter Dachgully-Anschluss
Die Flachdachflächen und die Steildachbereiche, die an die großen Fensterflächen anschließen, wurden bituminös eingedichtet. Auf den mit „Aquadere Primer“ vorbereiteten Holzuntergrund wurde die Dampfsperre „Sopraglass PB V3“, eine Kompositmembran aus Bitumen und Glasvlies verlegt. Diese Dampfsperre dient dazu, Wasserdampf, also Feuchtigkeit aus der Dämmung herauszuhalten. „Die Innenraumluft ist warm und relativ feucht. Ohne Dampfsperre kann die warme und feuchte Luft direkt in die Dämmung des Daches gelangen, wo sie abkühlt. Wird dann eine bestimmte Temperatur unterschritten, kondensiert die Feuchtigkeit und wird zu Tauwasser, das sich in der Dämmung niederschlägt. Bleibt die Feuchtigkeit dauerhaft in der Dämmung, können Wasserschäden und Schimmel folgen, zusätzlich verringert sich die Dämmwirkung des Dämmstoffes“, erläutert Bernhard Tönnemann, Projektleiter Flachdachentwässerung bei der Sita Bauelemente GmbH. Deshalb sei der lückenlos dichte Anschluss im Bereich der Durchdringungen so wichtig. Aus seiner Sicht leisten Dachgullys mit zur Dachbahn passender Wunschanschlussmanschette einen veritablen Sicherheitsbeitrag.
Dichte Dichtung
Nachdem Dachgully und Dampfsperre verschweißt waren, wurde die Wärmedämmung „IKO Enertherm“ verlegt – keine Mineralfaserdämmung, sondern eine PIR-Dämmung aus Polyisocyanurat/Polyiso-Hartschaum, die ähnlich wie PUR über sehr gute Dämmeigenschaften verfügt und auch unter Brandschutzgesichtspunkten zugelassen ist. Diese 14 cm starke Dämmebene in Nut-Feder-Verlegung wurde mit dem „SitaTrendy“-Aufstockelement überbrückt, bei dem ein Winkeldichtring die Wasserdichtigkeit zwischen Dachgully und Aufstockelement gewährleistet. Der Einsatz dieser Winkeldichtung ist ein wichtiges Sicherheitselement beim zweiteiligen Gullyaufbau. Sie vermeidet, dass die Dichtung durch die Eigenbeweglichkeit des Daches ihre Position verlässt und in den Ablaufkörper rutscht, wie es zum Beispiel bei einem herkömmlichen Rollring geschehen kann. Gemäß DIN EN 1253-2 muss die Wasserdichtheit zwischen Dachgully und Aufstockelement sichergestellt sein. Die Dichtigkeit wird nach DIN EN 1253-2 mit einem hydrostatischen Druck von 10 kPA für eine Dauer von 15 Minuten geprüft. „Wir bei Sita prüfen die Wasserdichtigkeit über 60 Minuten mit einem Wasserdruck von 20 kPa, was einer Wassersäule von 2 m entspricht. Das gibt eine Zusatzsicherheit, die wohl auch die belgischen Kollegen überzeugte“, ergänzt Bernhard Tönnemann.
Lückenlose Dichtigkeit
Warum aber ist die Dichtung zwischen Aufstockelement und Dachgully so wichtig? Verrutscht die Dichtung aus der ihr zugewiesenen Position oder wird sie erst gar nicht eingesetzt, kann bei einem Rückstau Wasser in die Wärmedämmung eindringen. Es besteht überdies die Gefahr, dass Kondenswasser, das ständig im Rohrsystem vorhanden ist, an der Verbindungsstelle zwischen Aufstockelement und Dachgully die Wärmedämmung durchfeuchtet. Ein Effekt, der bei den hohen Ansprüchen an die Wärmedämmeigenschaften der Dachzonen auf jeden Fall vermieden werden sollte. Zusätzliche Sicherheit brachten auch hier die Wunschanschlussmanschetten, die schon werksseitig homogen mit den „SitaTrendy“-Aufstockelementen verbunden sind. Sie wurden mit der selbstklebenden Bitumendachbahn „Soprastick Venti FF“ verschweißt, die auf der Dämmebene aufgebracht wurde. Die abschließende bituminöse Oberlage bestand aus „Sopragum Techno 4 AF C1 FR“, in feuerbeständiger Ausführung für die Anforderungen an den erhöhten Brandschutz.
Regenberechung – dreifache Sicherheit
Eine KOSTRA-Database wie in Deutschland gibt es in Belgien nicht (KOSTRA = vom deutschen Wetterdienst herausgegebener Starkregenkatalog und steht für Koordinierte Starkniederschlags-Regionalisierungs Auswertungen). In Belgien rechnet man landesweit mit einer Regenspende von 500 (l/s x ha) für die Hauptentwässerung und 700 (l/s x ha) für die Notentwässerung. Beim KMU-Park Tweebeek muss die Hauptentwässerung für das 6000 m2-Dach also 300 l/s entwässern, was mit Dachgullys in den Nennweiten von DN 70 bis DN 125 sichergestellt wurde. Überzeugen konnte hier die hohe Ablaufleistung der Sita Dachgullys. So weist ein 100er-Trendy bei einer Stauhöhe von 35 mm eine Abflussmenge von 6,1 l/s auf, wo die DIN EN 1253-2 nur 4,5 l/s fordert. Der eingeschäumte Fixierring sichert die Wunschanschlussmanschette und den beiliegenden Kiesfang. Der Kiesfang verhindert, dass Laub- und Schmutzeintrag die hohe Entwässerungsleistung mindert.
Sicherheit liegt im System und im Detail
Dank der Einführung der Technischen Richtlinie 244, Anschlussdetails im Flachdach vom W.T.C.B (Wetenschappelijk Technisch Centrum voor het Bouwbedrijf), hat die Dachentwässerung auch in Belgien eine erhöhte Aufmerksamkeit bekommen. Mit der zweiteiligen Systemlösung von Sita wurde die Flachdachentwässerung nach den strengen deutschen Regeln bewerkstelligt.
AutorGeert Debruyne ist „Country-Manager Belgium“ bei der Sita Bauelemente GmbH in Rheda-Wiedenbrück.
Bautafel (Auswahl)
Objekt Neubau eines KMU-Parks für kleine und
mittelständische Unternehmen,
B-1120 Neder-Over-Heembeek, Belgien
Bauherr citydev.brussels, S.D.R.B – Société de Développement pour la Région de Bruxelles-Capitale, B-1080 Bruxelles, Belgien
Architekten DSS & Partners, B-1050 Brüssel, Belgien
Dachdecker Roteam SPRL, B-1930 Zaventem,
Belgien, www.roteam.be
Produkte „SitaTrendy“-Dachgullys und „Sita Trendy“- Aufstockelemente, Nennweiten DN 70 bis 125
Hersteller Sita Bauelemente GmbH, Rheda-Wiedenbrück, www.sita-bauelemente.de