Einfach an die Wand geschraubt
Lehm-WandheizungLehm und Holz – traditionell und modern zugleich. Beide Baustoffe werden schon seit Menschengedenken zum Bauen verwendet. Dazu passt eine Wandheizung, die durch ihre Strahlungswärme besondere Behaglichkeit liefert. Ein Trockenbausystem, das in einem Seminarhaus eingesetzt wurde, hat diese schon integriert.
Die Menschen lieben es, die Natur zu erleben, am Bes-
ten mit allen Sinnen. Warum nicht auch den Wohn- und Lebensraum ökologisch und nachhaltig gestalten? Jörg Deselaers beantwortete diese Frage mit einer Konzeptidee, die auf die natürlichen Baustoffe Lehm und Holz baut, und realisierte in Engelskirchen bei Köln ein Seminar- und Veranstaltungshaus, eingebettet in die grüne Natur.
Das lichtdurchflutete Holzhaus mit der Glasfront an der Südseite umfasst drei Etagen zu je 200 m². Das Haus ist nach dem Lauf der Sonne ausgerichtet. Die Konstruktion besteht aus einem hinterlüfteten Holzrahmenbau, der zwischen den Holzständern mit Zellulose ausgeflockt und mit OSB-Platten verkleidet ist.
Hochwertiges Baukonzept mit natürlichen Rohstoffen
Die Südwestseite des Hauses ist innenseitig mit Lehmstapelschalen ausgestattet. Dafür werden schwere sogenannte Grünlinge (ungebrannte Lehmsteine) trocken aufgestapelt und alle drei Reihen mit einer Holzlattung fixiert. Auf diese Lattung wird anschließend die Lehmbauplatte beziehungsweise die Wandheizungsplatte (Klimaelement) aufgeschraubt. An der Nord- und Ostseite wurde auf die OSB-Platte eine Weichholzfaserplatte aufgebracht, auch als Installationsebene für die Kabelaufnahme. Auf diese Ebene sind wiederum Lehmplatten und Klimaelemente vollflächig montiert.
Im Sitzungssaal wurde aufgrund der großen Fensterflächen und der daraus zu erwartenden starken Temperaturschwankungen eine Stampflehmwand eingebaut, die sich durch ihre sehr hohe Masse von etwa 2400 kg/m³ auszeichnet und das Temperaturverhalten abdämpft.
Insgesamt vereint die gewählte Bauweise ein qualitativ sehr hochwertiges Baukonzept mit einer rationellen, ressourcenschonenden und schnellen Errichtung eines solchen Hauses. Das Ergebnis kann sich sehen lassen und liefert seinen Nutzern höchsten Wohnkomfort, ein baubiologisch einwandfreies Raumklima und das gute Gefühl, sich in einem Gebäude aus Holz aufzuhalten.
„Auch beim Innenausbau wollte ich dieses Konzept weiterführen“ sagt Bauherr Jörg Deselaers. „Ich habe nach einem Heizsystem gesucht, das mir höchste Behaglichkeit garantiert, baubiologisch und bauphysikalisch einwandfrei ist und habe mich für eine Wandheizung in Kombination mit Lehm entschieden. Lehmputz wurde mir schon oft empfohlen, mich hat einfach überzeugt, dass er die Luftfeuchtigkeit reguliert und mit der Strahlungswärme der Wandheizung zu einem angenehmen Raumklima beiträgt.“
Die Heizungslösung musste ins System passen
Die angestrebte Lehm-Wandheizung musste jedoch ins Konzept des Holzbaus passen, und so war es wichtig, eine Lösung im Trockenbau zu finden. Bauherr und Architekt entschieden sich für das Klimaelement-System von WEM. Kernstück dieses Systems ist das Klimaelement, eine Fertigbauplatte aus Lehm mit integrierten Wandheizungsrohren. Ergänzt wird es durch Lehmbauplatten zum Ausgleichen der restlichen Wandflächen, Lehm-Oberputz und Armierungsgewebe zum Fertigstellen der Oberflächen sowie durch das technische Heizungszubehör.
Für die Wandheizung entschied sich der Bauherr auch – wie oben erwähnt – aufgrund der angenehmen Strahlungswärme, die von den temperierten Wänden ausgeht. Diese Wärme wird ähnlich wie die Sonnenstrahlung vom menschlichen Körper als besonders angenehm und behaglich empfunden. Im Sommer kann dagegen kaltes Wasser durch die Rohre geleitet werden – ein geräuschlose Klimaanlage ohne unangenehme Zugluft. Ein weiterer wichtiger Grund war die zu erwartende Energieersparnis. Mit einer Wandheizung kann die Raumtemperatur bei gleichem Wärmeempfinden um bis zu 3 °C abgesenkt werden, was eine Energieersparnis von bis zu 18 Prozent bedeutet.
Da die Wandheizung ein gewerkübergreifendes System ist, bietet der Hersteller WEM Wandheizung GmbH eine Reihe von planerischen Leistungen an, um Zimmerern und Holzbaubetrieben zu ermöglichen, diese Heizung mit anzubieten. Sie unterstützt bei der wärmetechnischen Kalkulation und erstellt die Materialliste.
Planerische Unterstützung, einfache Montage
Die Montage gestaltete sich einfach: Die Zimmerer schraubten die 25 mm starken Klimaelemente aus Lehm an den in den Grundrissplänen vorgegebenen Stellen an den Untergrund. Verschraubt wurden die Platten an den an mehreren Stellen eingelassenen Unterlegscheiben. Eine Platte wiegt 43 kg, sie ist durch ihre spezielle Lehmmischung mit Roggenstrohfasern sehr stabil und lässt sich mit zwei Leuten gut bewegen und montieren. Grundsätzlich lässt sich die Platte auf verschiedensten Untergründen montieren, diese müssen schraub- oder dübelfähig sein (zum Beispiel Massivholzwand, OSB-Platten, Diagonalschalung oder Mauerwerk).
Die restlichen, nicht mit Wandheizung belegten Flächen wurden mit Lehmbauplatten in gleicher Stärke verkleidet, um eine einheitliche Fläche zu erhalten. Das Zuschneiden dieser Lehmbauplatten geht fast staubfrei, weil sie nicht mit Kreissäge oder Trennscheibe, sondern ähnlich wie bei Gipskartonplatten durch Anritzen und Brechen geteilt werden.
Die Wandheizungselemente wurden danach an den unten aus der Platten herausstehenden Rohrenden miteinander verbunden und an den Heizkreisverteiler angeschlossen. Den Anschluss an Kessel, Therme oder Wärmepumpe übernahm der Heizungsbauer. Vor dem Verputzen wurde eine Druckprüfung durchgeführt, die sicherstellt, dass das System dicht ist.
Die mit Klimaelementen und Lehmbauplatten belegten Wandflächen wurden zum Schluss mit dem WEM Lehm-Oberputz abgespachtelt, wobei die Handwerker eine Lage Putzarmierung mit einarbeiteten. Damit war die Wand fertig für einen abschließenden Farbanstrich oder Dekorputz nach Wünschen des Bauherrn. Dabei sollte mit diffusionsoffenem Material gearbeitet werden, zum Beispiel mit farbigen Lehmfeinputzen oder Kalkfarben, um die positiven Eigenschaften des Baustoffes Lehm zu erhalten: Lehm bindet Schadstoffe und Gerüche. Außerdem kann er viel Feuchtigkeit aufnehmen und über einen längeren Zeitraum wieder an die Raumluft abgeben, so dass sich ein angenehmes Raumklima mit einer ausgeglichenen Luftfeuchtigkeit ergibt. Der Aufbau der Wandheizungskonstruktion ist insgesamt 30 bis 35 mm stark. Durch das relativ hohe Gewicht (Flächengewicht fertige Oberfläche etwa 50 kg/m²) wird ein guter Schallschutz erreicht, die Platten sind in die Brandschutzklasse A2 (nicht brennbar) eingeteilt.
Das Fazit der Zimmerer zum Bau hört sich dann auch sehr positiv an: „Das WEM Wandheizungs-Trockenbausystem lässt sich schnell und einfach einbauen, die Montage- und Trocknungszeiten waren sehr kurz. Der Hersteller hat schnell geliefert und uns bei allen Fragen beratend unterstützt.“ Und auch der Bauherr ist rundum zufrieden mit der Bauabwicklung und seinen wärmenden Wänden: „Das System werden wir auch zukünftig wieder einsetzen.“
Autor
Gerd Meurer ist Mitgründer und Geschäftsführer der WEM Wandheizung GmbH und der Meurer Natürliches Bauen GmbH.
Eine Wandheizung in Kombination mit Lehm trägt zu einem angenehmen Raumklima bei