Kita-Neubau in Grassau mit natürlichen Baustoffen

Kinder verbringen einen Großteil ihres Tages in Einrichtungen wie Kindertagesstätten, Horten oder Schulen. Um in diesem Kontext das Wohlbefinden sowie die Lern- und Aufnahmefähigkeit der Kinder bestmöglich zu fördern, sind eine schadstofffreie Umgebung und ein gesundes Raumklima wichtig. Besonders das Raumklima wird dabei durch ökologische Baustoffe gefördert. Intelligent ausgewählt und platziert, können sie Parameter wie die Raumtemperatur und die Luftfeuchtigkeit auf natürliche Art und Weise steuern.

Viel Raum zur freien Entfaltung

Auf Basis dieses Ansatzes entstand 2023 in Grassau nach den Entwürfen von Schorr Architekten und Bergblau Architektur und Design eine aktuell zweigruppige Kindertagesstätte, die bei Bedarf um weitere zwei Gruppen aufgestockt werden kann. Im Erdgeschoss ist eine Kinderkrippe untergebracht, im Obergeschoss eine Kindergartengruppe. Auch ein Foyer sowie ein quadratischer Mehrzweckraum mit Zugang zu einem glasüberdachten Freibereich werden in dem barrierefreien Gebäude Platz finden. Ein großzügig geplanter Küchentrakt sorgt dafür, dass die Kinder direkt in der Einrichtung verköstigt werden können. Die Gänge sind als Spielflure gestaltet, um den Kindern viel Freiraum zu bieten und sie mit den räumlichen Gegebenheiten bei ihrer Entwicklung zu begleiten.

Diffusionsoffene Oberfläche

Bei dem Neubau in Holzrahmenbauweise kamen vor dem Hintergrund einer konsequent ökologischen Planung ausschließlich wohngesunde Materialien zum Einsatz. Ganz bewusst verzichteten die Verantwortlichen daher auf schädliche Kleber, Leime und Kunststoffe. Für die intelligente und natürliche Raumklimaregulierung im Gebäude sorgen Lehmplatten von Leipfinger-Bader. Und das aus gutem Grund: Lehm ist ein reines Naturmaterial, das regional gewonnen werden kann und zählt zu den ältesten Baustoffen der Welt. Schonend zu modernen Lehmplatten für den Innenausbau verarbeitet und entsprechend verbaut, erhöht das Material maßgeblich die Atmungsaktivität der Wände. Aufgrund ihrer diffusionsoffenen Oberfläche können Lehmplatten Wärme und Luftfeuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben. Das Ergebnis ist ein jederzeit ausgeglichenes Raumklima. Auch Gerüche und Partikel können gebunden werden. Damit eignen sich Lehmplatten auch für allergiegeplagte Menschen.

Holzrahmenbau ohne Holzwerkstoffe

Die Lehmplatten sind auf einer Diagonalschalung aus Fichtenholz montiert
Foto: Christian Tharovsky

Errichtet wurde das Gebäude mit einer Grundfläche von rund 400 m² und einer Firsthöhe von 10 m in Holzrahmenbauweise. Nicht nur die Größe, sondern auch die Grundrissform stellten bei dem Bau eine Herausforderung dar. Die planenden Architekten verzichteten bei dem Neubau komplett auf industriell gefertigte Holzwerkstoffe. Aus Gründen der Wohngesundheit wurde bewusst auf die Verwendung von verleimten OSB-Platten verzichtet. Die Aussteifung der Wände wurde stattdessen mittels einer Diagonalverschalung ausgeführt. Die Gerhard Mayer Holzbau GmbH als ausführender Zimmereibetrieb setzte heimisches Fichtenholz ein, das von ortsansässigen Sägewerken bezogen wurde. Rund 170 m³ konnten hier verarbeitet werden. Möglich machte dies vor allem die gute, statische Planung. Größere Spannweiten wurden durch zimmermannsmäßig verbundene Fachwerkträger ausgeführt. Als tragende Decken wurden gedübelte Brettstapeldecken mit Akustikoberflächen eingesetzt. Die Wandstärken betragen 35 bis 45 cm. Als Dämmmaterial wurde nur Holzfaser- und Zellulosedämmung eingebaut. Außenseitig wurde das Gebäude mit sägerauem, heimischem Lärchenholz verschalt. Die Oberfläche bleibt unbehandelt und wird in der Zukunft natürlich nachgrauen.

An den Innenwänden wurde die aussteifende Diagonalschalung mit Lehmplatten von Leipfinger-Bader beplankt und mit Lehmputz verputzt – insgesamt handelt es sich um rund 900 m² Innenwandfläche. Sowohl für den Hersteller Leipfinger-Bader als auch für die Firma Gerhard Mayer Holzbau handelt es sich damit um ein Projekt von großer Dimension. Ein regelmäßiger Austausch zwischen allen Beteiligten rund um die Montage der Lehmbauplatten bildete dabei die Basis für eine erfolgreiche Bauabwicklung.

Die Innenwände der Kindertagesstätte wurden mit Lehmplatten beplankt
Foto: Christian Tharovsky

Zum Einsatz kamen in Grassau Lehmplatten in einer Dicke von 16 mm. Bei der Verarbeitung wurde auf einen besonders schonenden und behutsamen Umgang mit den Lehmplatten geachtet, damit an den Kanten keine Beschädigungen entstehen. Die Handwerker befestigten die Lehmplatten mit Klammern auf der Unterkonstruktion. Die Montage erwies sich damit als besonders einfach und unkompliziert und konnte zügig abgeschlossen werden.

Lehmedelputz als letzte Schicht

Nach der Montage verspachtelten die Handwerker die Plattenstöße mit einem Lehmoberputz. Im Anschluss überzogen sie die Lehmplatten vollflächig mit Lehm-oberputz und einer Glasfasergewebeeinlage. Die damit beauftragte Fachfirma W-T-P Kroiher & Ober legte dabei besonderen Wert darauf, dass bereits bei dieser technisch notwendigen Armierungslage kein Klebermaterial, sondern ausschließlich ein naturbelassener Lehmoberputz zum Einsatz kam. Das Material spritzten die Handwerker mit einer Putzmaschine auf und zogen es in einer Schichtdicke von etwa 3 mm ab. Ruhezeiten waren bei diesem Schichtaufbau nicht nötig. In die noch nasse Oberfläche der Lehmputzlage wurde das Bewehrungsgewebe vollflächig eingearbeitet. Die Trocknungszeit der Armierungslage war aufgrund der Saugfähigkeit der darunterliegenden Lehmplatten relativ kurz, sie betrug zwischen zwei und vier Tagen. Zur weiteren Beschichtung kam farbiger Lehmedelputz zum Einsatz. Die Handwerker rührten den Lehmedelputz mit Wasser an und spritzten ihn ebenfalls mit einer Putzmaschine auf die Wände. Als nächstes wurde der Lehmedelputz gleichmäßig dünn auf der Grundputzlage verzogen. Anschließend wurde die gewünschte Oberflächenstruktur modeliert. Auf diese Weise entstand eine ökologisch hochwertige, optisch ansprechende Wandoberfläche, die sich im Kindergartenalltag einfach mit einem feuchten Schwamm reinigen lässt.

Die Kindertagesstätte wurde in Holzrahmenbauweise errichtet und mit sägerauem Holz verkleidet
Foto: Katharina Schmuck

Gesunde Gestaltung mit natürlichen Baustoffen

Mit der Entscheidung für den Baustoff Lehm im Innenausbau beschreiten die Verantwortlichen der neuen Kindertagesstätte in Grassau einen zukunftsweisenden und am Kindeswohl orientierten Weg. So können sich die Kinder nicht nur dank der räumlichen Gestaltung frei entfalten, sondern erhalten auch aufgrund der eingesetzten Baumaterialien optimale Umgebungsbedingungen, um sich gesund zu entwickeln. „Neu- oder Umbauten von Kindergärten werden häufig auf Basis ihres Raumkonzeptes und einer modernen Ausstattung bewertet. Natürlich sind das wichtige Faktoren“, sagt Thomas Bader, Geschäftsführer  von Leipfinger-Bader, „doch es ist genauso wichtig, dass Orte, an denen Kinder viel Zeit verbringen, wohngesund gestaltet sind.“ Das ist mit dem Neubau der Kindertagesstätte in Grassau in vorbildlicher Weise gelungen.

Autor

Josef Seestaller ist Verkaufsberater für Boden- und Lehmbausysteme bei Leipfinger-Bader.