Ein Motor für die Nachwuchsförderung
Nachwuchssorgen kennt man beim Handwerk, aber auch bei mittelständischen Unternehmen. Der Werkzeughersteller Fein aus Schwäbisch Gmünd begegnet dieser Tatsache offensiv: Jugendliche werden – angeleitet von Fein-Azubis – spielerisch in die Welt der Elektrowerkzeuge eingeführt, mit doppeltem Gewinn.
Es wird ein warmer Tag werden auf der Landesgartenschau in Schwäbisch Gmünd, drinnen aber in der Wissenswerkstatt EULE (steht für EUropäisches LEuchtturmprojekt) ist es kühl. Man merkt, dass der außergewöhnliche Neubau aus Holz, der aussieht wie ein in sich verschachtelte Container, gut gedämmt ist (einen ausführlichen Bericht über die EULE finden Sie in der dach+holzbau-Ausgabe 3.2014).
Im Untergeschoss ist ein geschäftiges Treiben zu hören, während einen Stock höher der Geschäftsführer der Fein Elektrowerkzeuge GmbH, Richard Geitner, die Kampagne zur Nachwuchsförderung erklärt. „Das Ziel ist es, Jugendliche an technische Fächer heranzuführen“, sagt er. Mit dem Projekt EULE habe man etwas für die Zukunft geschaffen, das weit über die Landesgartenschau hinauswirken wird, ist er zuversichtlich.
Schülerinnen und Schüler lernen von Azubis
Während der Landesgartenschau sind die Projekte, die in der Wissenswerkstatt EULE von den beteiligten regionalen Unternehmen angeboten werden, so gut wie ausgebucht. Die Firma Fein unterstützt die EULE finanziell und inhaltlich. Während der Sommermonate wird alle zwei Wochen – standesgemäß – der Bau eines kleinen Elektromotors für Schulklassen angeboten. Für heute hat sich die achte Werkrealschulklasse aus Hussenhofen bei Schwäbisch Gmünd angemeldet. Seit neun Uhr wird an dem Modell gebaut und während an dem einen Tisch Schüler schon Teile für den Motor zusammenschrauben, werden an einem anderen Tisch noch Kabel gewickelt: Schön gleichmäßig muss sich der Kupferdraht um das Metallstück – den Anker – legen, damit sich später im Betrieb das für den Motor wichtige Magnetfeld aufbauen kann.
Sven Wagenblast ist einer der acht Azubis von Fein, die den Schülerinnen und Schülern über die Schultern schauen und sie bei der Herstellung des Motors betreuen. Er war von Anfang an dabei, als das Lernprojekt begann. „Eines Tages kam unser Lehrmeister und erzählte uns, dass wir mit Schülern einen Elektromotor bauen werden. Daraus hat sich dann dieses Projekt entwickelt“, berichtet er. In der Vorbereitungsphase wurden zunächst von den zukünftigen Mechatronikern aus allen drei Lehrjahren fünf Elektromotor-Prototypen gebaut. „Wir mussten immer im Blick behalten, dass die Aufgabe für Jugendliche nicht zu schwer sein durfte und in einer Vormittagseinheit machbar sein sollte“, erzählt Sven Wagenblast, der bei Fein gerade sein drittes Lehrjahr absolviert. In der Projektierungsphase wurde in der Lehrwerkstatt also getüftelt, manche Bauteile wieder verworfen, geändert und optimiert. Aus den verschiedenen Prototypen entstand so ein Motor, auf den sich alle einigen konnten. „Wir haben die besten Ideen aus den fünf Prototypen genommen und in einen vereint“, berichtet Sven. Herausgekommen ist ein Bausatz aus rund 20 vorgefertigten Einzelteilen, der zu Beginn der Unterrichtsstunde an die Achtklässler übergeben wird. Nach der Erklärung folgt dann die Arbeitsphase. Und damit am Ende der drei Vormittagsstunden der Motor dann auch läuft, müssen die Schülerinnen und Schüler unter anderem eine Fleißarbeit bewältigen und den Kupferdraht um den Anker und den Stator wickeln, die beiden Herzstücke des Motors. Danach können die Einzelteile zusammengesteckt und verschraubt werden.
Begeisterung für die Technik
So wie an einem Tisch, wo fast alle Einzelteile schon auf einer Grundplatte zusammengesetzt wurden. Dann wird von einem Schüler die 9 V-Batterie angeschlossen. Die halbe Klasse hat sich um den Werktisch versammelt, als der Schüler seinen Motor startet. Der kommt auf knapp 3000 Umdrehungen in der Minute. Begeisterung kommt auf „Da kann man richtig Stolz sein, wenn man so einen Motor selbst gebaut hat“, sagt der 14-jährige Erbauer.
„Technikbegeisterung ist uns wichtig“, sagt Richard Geit-ner, der sich über die rege handwerkliche Tätigkeit der Jugendlichen freut. Hier geht seine Vision auf, mit einer Wissenswerkstatt nicht nur Jugendliche an die Technik heranzuführen, sondern auch langfristig dafür zu begeistern und Heranwachsende an sein Unternehmen zu binden. Gute Verbindungen zu Schulen – den potentiellen Nachwuchsschmieden – gibt es allemal. Auch mit der Werkrealschule Hussenhofen, die heute da ist. „Wir kooperieren mit Fein schon zehn Jahre bei Berufspraktika und Projekten“, sagt Peter Betz, der stellvertretende Schulleiter.
Und dieses Mal sind alle Beteiligten Gewinner. Die Jugendlichen werden an die Technik herangeführt und die Azubis von Fein lernen durch das erklären und die Planungsphase. Das ist auch das Resümee von Azubi Sven Wagenblast. „Das war ein richtig schönes Projekt!“
Autor
Rüdiger Sinn ist verantwortlicher Redakteur der Zeitschrift dach+holzbau.
Die Wissenswerkstatt soll Jugendliche für Technik begeistern und langfristig an das Unternehmen binden
Im Internet finden Sie weitere Fotos von der Veranstaltung zur Nachwuchsförderung bei der Fein GmbH. Geben Sie hierzu bitte den Webcode in die Suchleiste ein.