Die Zukunft des Bauens? Das könnte auch bedeuten, achtlos mit Energie umzugehen

Liebe Leserinnen, liebe Leser, die BAU in München hat „die Zukunft des Bauens“ im Blick, so lautet zumindest der Untertitel der diesjährigen Messe. Ganz auf die Bauzukunft zielen die Vortragsveranstaltungen ab: Hier werden Themen wie Ressourcenschonung und stoffliche Wiederverwertung von Baustoffen angesprochen. Ansätze, die dringend geboten sind, um die Probleme der Zukunft heute schon anzugehen. Von geringem Materialeinsatz und 100 Prozent stofflicher Wiederverwendung von Materialien auf Baustellen sind wir nämlich noch meilenweit entfernt. 

Kritiker sagen, dass wir uns viel zu lange nur auf das Energie einsparen festgelegt haben und dabei der Blick auf die stofflichen Kreisläufe ins Hintertreffen geraten ist. Damit hätten wir für die nächste Generation ein weiteres Sondermüllproblem produziert, so die viel gehörte Aussage. Und so treffen Begrifflichkeiten wie „Dämmwahn“ und das Titelthema des Spiegels Anfang Dezember mit der Überschrift „Verdämmt in alle Ewigkeit“ einen wunden Punkt der Dämmbranche.

Wird zurecht kritisiert? Über die Frage der Dämmstoff-Dicken und der Notwendigkeit einer Fassadendämmung kann man sich trefflich streiten. Es gibt genügend Gründe, seine Fassade außen nicht zu dämmen (zum Beispiel bei der Sanierung von Denkmal geschützten Häusern) und die Zahlen der Industrie, wie viel Heizenergie durch eine gedämmte Fassade eingespart werden können, waren lange viel zu hoch angesetzt.

In Zukunft geht es also nicht mehr darum, nur die Heizenergie-Einsparung in Betracht zu ziehen, sondern das Gesamtsystem anzuschauen. Warum sollte ich nicht ein wenig mehr heizen, wenn mein Photovoltaik-Strom eine Wärmepumpe antreibt, die wiederum mein Haus heizt? Die Stromspeicherung außer Acht gelassen (hier wird es in Zukunft Lösungen geben) wäre das jedenfalls eine Möglichkeit, bedenkenlos Energie zu verbrauchen, weil sie im Überfluss vorhanden ist. 

Parallel zu dieser Überlegung kommt das Thema der stofflichen Verwertung und der stofflichen Kreisläufe ins Spiel. Wir nähern uns im TOP-Thema ab Seite 10 dem sogenannten „Cradle to Cradle“-Prinzip (C2C) und im Bericht über die Baustelle des Monats ab Seite 14 wird es dann konkret: Hier wird gezeigt, dass ein ganzer Gewerbepark auf den Grundsätzen der stofflichen Wiederverwertung aufgebaut ist. Der Hersteller Rheinzink hat ein Fassadenprodukt entwickelt, das entweder vollständig recycelt oder wiederverwendet werden kann. Es ist nach dem C2C-Prinzip zertifiziert. Das heißt, dass in der Produktionskette und bei der Wiederverwertung keine Abfälle entstehen.

Könnte so also die Zukunft des Bauens aussehen? Meiner Meinung nach ein guter Ansatz, der die Industrie in die Pflicht nimmt, intelligente Produkte zu entwerfen und womöglich den überstrapazierten und verwässerten Begriff „Nachhaltigkeit“ ablöst.

In diesem Sinne: Forschen Sie doch auf der BAU ein wenig nach der Zukunft des Bauens. Es könnte spannend werden.

Die Zukunft des Bauens? Das könnte auch bedeuten, achtlos mit Energie umzugehen

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