Die Schnittstelle zur Gaube
Der Übergang vom Steil- zum Flachdach stellt Dachdecker und Zimmerer vor größere handwerkliche Herausforderungen als der Übergang innerhalb eines Dachsystems. Wir zeigen, wie man die Schnittstellen im Detail fachgerecht und nach den anerkannten Regeln der Technik ausführt.
Die Gestaltung von Gauben hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich gewandelt: Traditionell gab es in unseren Breitengraden fast ausschließlich Gauben mit steil geneigter Dachfläche. Dies hatte den Vorteil, dass Wasser schneller und unkomplizierter abgeleitet werden konnte. Doch in den letzten Jahren finden sich immer häufiger flach geneigte Gauben oder sogar Gauben, die ein Flachdach haben und nicht so leicht in das Steildach zu integrieren sind.
Probleme am Übergang
Für den Dachhandwerker heißt das: Er muss über ein breit gefächertes Fachwissen verfügen, um alle an den Schnittpunkten zwischen Steil- und Flachdach auftretenden Details fachgerecht und nach den anerkannten Regeln der Technik ausführen zu können. Aus bauphysikalischer Sicht sollte er beide geplanten Aufbauten im Auge behalten. Denn was im Steildachaufbau richtig ist und funktioniert, kann im Flachdach zu folgeschweren Fehlern führen. Umgekehrt lassen sich bewährte Arbeitsschritte im Flachdachbau nicht ohne Weiteres auf das Steildach übertragen. Plant man beide Aufbauten unabhängig voneinander, wird dies in der Regel an den Übergängen zu handwerklich nicht fachgerechten Resultaten führen. Für die Planung der Verbindung von Steil- und Flachdach sind mehrere Punkte zu beachten.
Wasserführung sorgsam planen
Oberstes Gebot ist die Regensicherheit im Steildach und die Wasserdichtheit auf dem Flachdach. Sie kann nur durch eine sorgsam geplante Wasserführung erreicht werden. Dabei ist einerseits das anfallende Regenwasser zu berücksichtigen, das über die Dacheindeckung abgeleitet wird. Andererseits ist auch die Feuchtigkeit zu berücksichtigen, die durch Treibregen und Flugschnee unter die Deckung getragen werden kann. Die Ableitung dieses Wassers muss vom Unterdach übernommen werden. Das bedeutet wiederum, dass auch diese „wasserführende Ebene“ an die Flachdachabdichtung der Gaube anzuschließen ist.
Schäden an der Holztragschale vermeiden
Ein weiteres Kriterium ist der nachweisfreie Dachschichtenaufbau der Gaube nach DIN 4108-3 bzw. DIN 68800-2. Dabei spielt der bauphysikalische Feuchteschutz eine wesentliche Rolle. Der in früheren Jahren übliche Aufbau mit einer reinen Zwischensparrendämmung mit oberseitiger Holzschalung und darauf direkt verlegter Abdichtungslage entspricht heute nicht mehr den anerkannten Regeln der Technik. Ein Grund für die Neufassung der Regeln waren die in den letzten Jahren verstärkt auftretenden Schäden infolge von Feuchtigkeitsansammlungen an der oberen Holztragschale. Eine Lösung hierfür kann in der Regel das Aufbringen einer Dämmlage auf der oberen Holzschale sein, das so genannte „Überdämmen“ der Konstruktionen.
Schallschutz dank hoher Masse
Auch der Schallschutz ist zu beachten, er lässt sich im Flachdachbereich etwa durch das Aufbringen einer Bekiesung erreichen. Decken aus Brettsperrholz oder Brettstapeldecken als Sparrenersatz bringen zudem einen höheren Massenanteil mit sich und verbessern den Schallschutz. Nicht außer Acht zu lassen ist der Brandschutz. Die Kunststoff-Dach- und -Dichtungsbahnen von Wolfin werden regelmäßig, mit verschiedenen im Flachdach vorkommenden Schichtenaufbauten, europäischen Brandtests nach strengen Normen und Auflagen unterzogen. Sie sind entsprechend der Forderungen der Landesbauordnungen widerstandsfähig gegen Flugfeuer und strahlende Wärme. Für alle frei verlegbaren Wolfin-Bahnen liegt ein Allgemeines bauaufsichtliches Brandprüfzeugnis (AbP – Brand) oder ein europäischer Klassifizierungsbericht nach EN 13501-5 vor. Im Steildach ist durch die schwere Dacheindeckung mit Dachsteinen oder -ziegeln die Widerstandsfähigkeit gegen Flugfeuer und strahlende Wärme gegeben.
Unterschiedliche Aufbauten
Beachten Planer und Dachhandwerker die vier genannten Kriterien, ergeben sich folgende Aufbauten: Flachdach und Steildach werden als nicht hinterlüftete Konstruktionen mit einer Aufsparrendämmung als „Warmdach“ ausgeführt. Die Aufsparrendämmung ist in beiden Dachbereichen zu empfehlen – auch aufgrund der mittlerweile geforderten U-Werte gemäß EnEV (eventuell sogar nach den Auflagen der KfW) und ebenso im Hinblick auf den bauphysikalischen Feuchteschutz. Für eine funktionierende Wasserableitung im Übergang von der Gaube zum Steildach spielt die Wahl der Dachneigung des Hauptdaches eine bedeutende Rolle. Ab einer Hauptdachneigung von > 25 Grad empfiehlt sich eine Trauf-/Keilbohle und ein Lüftungselement. Bei flacheren Hauptdachneigungen kann eine ausreichend stabile Kiesfangleiste die Aufgabe der Dachziegelauflage übernehmen. Bei beiden Varianten bleibt die erforderliche Hinterlüftung der Dacheindeckung gewahrt.
Die Abdichtung der Gaubendachfläche kann entweder als vollflächig verklebter Aufbau mit der kaltselbstklebenden „Wolfin Gwsk“-Bahn erfolgen. Oder man löst die Abdichtung mit der mechanisch befestigten Verlegung der mittig verstärkten „Wolfin M“-Kunststoffbahn. Um die Anschlussdetails an die Traufe und die Ortgänge der Gaube herzustellen, bietet sich das Systemzubehör von Wolfin an, das unter anderem aus Verbundblechen, Zuschnitt-Bahnen oder Fertigecken besteht.
AutorAlexander Wolf arbeitet als technischer Key Account Manager für Holzbau bei der Wolfin Bautechnik GmbH in Wächtersbach.