Denkmalgerecht saniert

Die Burg Hülshoff im Münsterland wurde im letzten Jahr umfangreich saniert. Zimmerer und Dachdecker nahmen sich nicht nur der Unterkonstruktion der Dächer an, sondern deckten auch das Dach neu. Verwendet wurde ein Hohlfalzziegel, der den Ansprüchen an den historischen Bau gerecht wurde. 

Burg Hülshoff wurde 1417 Stammsitz der Familie von Droste-Hülshoff und ist ein Kleinod unter den zahlreichen Wasserburgen des Münsterlands. Seit 2012 ist die Renaissance-Anlage Teil der Annette von Droste-Hülshoff-Stiftung, die in den ehemaligen Wohnräumen der Dichterin ein Museum mit angeschlossener Gastronomie betreibt. Umgeben ist die Anlage von einem weitläufigen Park. Jüngst wurden umfangreiche Sanierungen zur Erhaltung und Sicherung des Baudenkmals durchgeführt. Eine spätere Nutzung sieht ein Literatur- und Kulturzentrum in den Räumen vor, deshalb standen auch Vorbereitungen zur energetischen Verbesserung der Anlage an. Der Münsteraner Architekt Bernhard Mensen zeichnet sich als Planer verantwortlich.

Einbetonierter Hühnerstall als Herausforderung

Die ehemalige Scheune und der eckständige Gärtnerturm bekamen eine neue Dacheindeckung. Eine Herausforderung bestand in einem einbetonierten Hühnerstall unter dem Steildach des Scheunendaches aus den 1960er Jahren. Hier fehlte aufgrund dieser Konstruktion die untere Deckenbalkenlage. Deshalb, und weil die spätere Nutzung des Dachraums bis heute noch nicht feststeht und einem künftigen Wettbewerb vorbehalten ist, durfte die Betonkonstruktion nicht einfach herausgenommen werden. Die Handwerker mussten also um diesen Betoneinbau herum bauen. Für eine zukünftige Veränderung der Statik dienten Spannschlösser, damit konnte das Sparrendach funktionsfähig gehalten werden.

Der Dachstuhl oberhalb des Betons bestand aus einer Mischkonstruktion. Die Hauptsparrenpaare waren aus Eiche, die zwischengestellten Sparren aus Nadelhölzern, die in vielen verschiedenen Querschnitten und Längen über die Jahre als Stückwerk zusammengezimmert wurden. Die ursprünglichen Eichensparrenpaare konnten bei der Sanierung erhalten werden. Dabei wurde das Nadelholz durch Sparren aus KVH ersetzt, etwa die Hälfte des Dachstuhls erneuerten die Handwerker auf diese Art.

Folienfreie Dachsanierung

Beim Unterdach entschied sich Architekt Mensen aus denkmalrechtlichen und bauphysikalischen Gründen für Holzweichfaserplatten und gegen eine Unterspannbahn in Form einer diffusionsoffenen Folie. Darauf erfolgte der Dachaufbau mit einer 4 cm starken Konterlattung als Hinterlüftungsebene, dann die Lattung sowie die Eindeckung mit dem Nelskamp-Hohlfalzziegel „H 15“. In Abhängigkeit von der weiteren Verwendung des Raumes kann die Balkenlage später gedämmt werden, wofür die Weichfaserplatten als ideale Grundlage dienen, um zwischen den Sparren zu dämmen. Mit dem so erstellten Dach sind alle Optionen des weiteren Dachausbaus gesichert. Auch die Statik der erneuerten Sparren lässt hier alle Ausbaumöglichkeiten zu, um nach einer Herausnahme der Betonkonstruktion die Innendachflächen verkleiden zu können.

Denkmalgerechte Eindeckung

Bei der Eindeckung entschied Architekt Mensen, den Nelskamp-Hohlfalzziegel „H 15“ mit der Farbgebung „naturrot schwach reduziert“, einzusetzen. Es handelt sich um einen Ziegel der mit einem Geradschnitt versehen ist und der sehr nah an die historischen Vorlagen heranreicht. „Denn“, so Mensen, „am Haupthaus der Burg Hülshoff haben wir einen traditionellen Kohlebrand verbaut. Eine Eindeckung der Vorburg, wie an der Hauptburg geschehen, kam aus brandschutzrechtlichen Gründen nicht in Frage, denn hier sind Strohdocken verbaut. Um ein einheitliches Erscheinungsbild zu erreichen, entschieden wir uns für diesen Ziegel, der in seinem Farbspiel dem historischen Kohlebrand sehr nahe kommt.“ Die Farbe wird durch einen Reduktionsbrand erreicht, durch den bereits der einzelne Ziegel ein Farbspiel entsprechend dem traditionellen Kohlebrand hat. Der Hersteller Nelskamp ist mit seinen Brennöfen in der Lage, solche Dachziegel herzustellen. Vor Ort wurde dann mit den Brennergebnissen experimentiert: „Zusammen mit Nelskamp sind wir letztlich dann zu dem gekommen, was man jetzt auf dem Dach sieht. Denn dieser Dachziegel vereint traditionelle Optik mit moderner Technik. Beim „H15“ tragen auch die kopf- und die hoch liegenden Längsfalze zur Anmutung einer geschwungenen, lebendigen Dachfläche bei.“

Auch die Handwerker waren zufrieden mit der Verlegung. „Der Ziegel erfüllt nicht nur die denkmalschutzrechtlichen Auflagen. Er ist auch zügig zu verarbeiten, denn breite Verschiebefalze sorgen für eine schnelle und problemlose Eindeckung.“, hebt Zimmerermeister Dominik Pöppelmann vom ausführenden Dachdeckerunternehmen Kleinwechter & Bröker, hervor. Mit Mensen ist sich Pöppelmann auch einig, dass Gutes „so wie Früher“ entstehe, wenn mit dem Material auch so gearbeitet werde wie damals.

Autor

Gottfried Ottweiler ist Geschäftsführer der PR-Agentur Kreos in Düsseldorf und betreut den Hersteller Nelskamp bei der Pressearbeit.

„Der Dachziegel vereint traditionelle Optik mit moderner Technik“

Bautafel / Baubeteiligte (Auswahl)

Objekt Burg Hülshoff, 48329 Havixbek/Münsterland

Bauherr Annette von Droste zu Hülshoff-Stiftung

Ausführender Dachdeckerbetrieb Dachdeckerei Kleinwechter & Bröker, 48329 Havixbeck,

www.dachdecker-muenster.de

Zimmerei Berdelmann Holzbau GmbH, ­

49536 Lienen, www.berdelmann-holzbau.de

Architekt Bernhard Mensen, 48149 Münster,

www.bernhard-mensen.de

Bauzeit Sommer 2016

Dachziegel Hohlfalzziegel „H15“ naturrot, schwach reduziert

Hersteller Dachziegelwerke Nelskamp,

46514 Schermbeck, www.nelskamp.de

Hohlfalzziegel „H 15“ Geradschnitt mit Schattenfuge

Verschiebebereich von rund 20 mm, erleichtert die Umsetzung harmonischer Dachgestaltung
Die kopf- und hoch liegenden Längsfalze des ­
„H 15“ sind ideal für geschwungene Dachflächen
Länge 41 cm, Breite 26 cm
Deckbreite 20 cm, Decklänge 32,2 bis 34,2 cm (mittlere Decklänge 33,2 cm)
Bedarf pro Quadratmeter 14,6 bis 15,5 Stk.
Gewicht 3.2 kg
Regeldachneigung 22 Grad
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