Das Thema Graue Energie und CO2-Bilanz muss zukünftig einen ­höheren Stellenwert bekommen

Liebe Leserinnen, liebe Leser, der Zimmererpräsident Peter Aicher ist zum neuen Vorsitzenden von Holzbau Deutschland gewählt worden. Die ausführliche Meldung dazu lesen Sie auf Seite 4 in diese Ausgabe. Neben vielen anderen Dingen möchte der frisch gewählte Vorsitzende auch das Thema „Graue Energie“, also der Energie, die beim Bau eines Produktes/eines Hauses investiert werden muss, in den Fokus seiner Arbeit rücken. Bravo, Herr Aicher, kann ich da nur sagen, denn genau dieses Thema muss mehr in den Mittelpunkt der Öffentlichkeit rücken. Während nämlich in der bundesdeutschen Politik die Energiewende mit den jetzigen Beschlüssen an die Wand gefahren wird – Stichpunkte: Befreiung von energieintensiven Unternehmen bei der EEG-Umlage, Deckelung des förderfähigen Ausbaus der Photovoltaik und der Windkraft – nimmt sich der BDZ der Energiewende im Kleinen an.

Aber was hat die Energiewende mit der Grauen Energie zu tun, fragen Sie sich jetzt vielleicht? Nun, eine ganze Menge. Stellen Sie sich vor, dass ein Holzhaus gebaut werden soll. Nebenan ein identisches Haus aus Beton mit dem gleichen Energiestandard, möglicherweise mit einer WDVS-Fassade aus Styrophor. Ohne nun die energetische Bewertung (also den Einsatz von Primärenergie) der einzelnen Baustoffe genauer unter die Lupe nehmen zu wollen, ist klar, dass viel mehr Energie zum Bau eines Betonbaus aufgewandt werden muss als beim Bau eines Holzhauses. Denn zur Herstellung des Rohstoffes Holz wird keine Energie benötigt, nur für seine Bearbeitung.

Wo wenig Energie für die Herstellung benötigt wird, muss auch wenig bereitgestellt werden. Und Energie, die wir nicht brauchen, muss auch nicht mit großen Stromtrassen von Nord nach Süd transportiert werden. Wenn wir also über die sogenannte Graue Energie sprechen, dann sprechen wir in gewisser Weise auch über die Umgestaltung der Industrie. Dazu nochmal ein Beispiel: Zur Herstellung eines Aluminiumfensterrahmens wird etwa sieben Mal mehr Energie verwendet als für die Herstellung eines Rahmens aus Nadelholz. Und ein Holz-Aluminiumrahmen braucht etwa drei Mal weniger Energie als ein reiner Alurahmen. Nun gelten die Energieverbräuche bislang nicht als Verkaufsargument. Wenn die Politik die Ausnahmeregelungen beim EEG nicht gemacht hätte, hätte es eine Chance gegeben, dass sich der Energieverbrauch im Preis spiegelt. Das wäre Ressourcen schonend und damit umweltfreundlich.

So bleibt, dafür einzutreten, dass die Baustoffe, die wir verwenden, mit einer Art „Graue Energie-Label“ gekennzeichnet werden. Dann wird es für den Handwerker und letztlich auch für den Verbraucher zumindest transparent, wie viel Energie für einen Baustoff eingesetzt wird. Die Verantwortung für sein Tun kann der Verbraucher dadurch erst übernehmen und – im besten Fall – die Energiewende von unten und gleichzeitig den Holzbau weiter vorantreiben. 

Herrn Aicher wünsche ich für sein Vorhaben viel Erfolg und Ihnen frohes Schaffen bei der Arbeit!

Das Thema Graue Energie und CO2-Bilanz muss zukünftig einen ­höheren Stellenwert bekommen

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