Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Waren Sie Mitte Januar auch auf der BAU, der größten Baumesse der Welt? Wenn ja, dann waren Sie einer von 235 000 Fachbesuchern, die der Messe einen Rekordansturm bescherten. Und ehrlich: es fühlte sich auch so an. Schon am ersten Messetag war an den Messeständen jede Menge los. Die Besucherzahl stieg jedenfalls gegenüber 2009 um zehn Prozent und das ist nicht nur für die Messe selbst gut, sondern natürlich auch für die Branche, die ihre Neuheiten einem noch größeren Publikum zeigen konnte.
Egal, welchen Messestand wir betraten, überall ging es um energieeffizientes Bauen: sei es bei neuen Dämmprodukten, der Frage nach der Dachdeckung (Dachsteine sind ökologischer in der Herstellung als Dachziegel) oder neuen Photovoltaik-Systemen. Die Energieeinsparung, beziehungsweise Energieeffizienz beim Hausbau ist so wichtig wie nie. Verwunderlich, eher sogar ärgerlich, ist allerdings, dass der Begriff Nachhaltigkeit undifferenziert und inflationär benutzt wird. Denn vergessen wird dabei oft, dass Nachhaltigkeit ursprünglich aus der Forstwirtschaft kommt und tatsächlich „nachwachsend“ heißt. Ich brauche Ihnen nicht zu erzählen, für welche Werkstoffe, das tatsächlich zutrifft. Heute wird „Nachhaltigkeit“ oder „nachhaltig“ dagegen für alles benutzt, was in irgendeiner Form ökologisch erscheint.
Aber man sollte trotzdem differenzieren: Es ist richtig, dass viele Produkte eine deutliche Heizenergieeinsparung erwirken, zum Beispiel beim Dämmen von Dächern oder Fassaden. Was aber oft verschwiegen wird, ist, wie viel Energie im gesamten Zyklus für diese Werkstoffe verbraucht wird, also von der Wiege bis zur Bahre, sprich: von der Herstellung bis zur Entsorgung. Wenn man die Produkte unter dieser Prämisse miteinander vergleicht, wird man auf ganz andere Ergebnisse kommen, als manche Hersteller es einem suggerieren wollen. Und der Begriff Nachhaltigkeit? ihn sollte man tatsächlich schützen und nur noch in Verbindung mit dem wunderbaren Rohstoff Holz verwenden, ansonsten wird er immer mehr aufgeweicht. Ich möchte jedenfalls nicht erleben, dass ein Porsche Cayenne – der nachweislich einer „ökologischen Katastrophe“ gleichzusetzen ist – mit diesem Attribut gekürt wird.
Da die Dach- und Holzbaubranche sich in Sachen Ökologie nicht verstecken braucht, wollen wir diesen Gedanken mit einem Produkte-Spezial zum Thema Dachbegrünung forcieren. Welche ökologischen Vorteile ein Gründachaufbau hat, lesen Sie ab Seite 29. Eine historische Abhandlung wird in unserem Top Thema beschrieben.
Bei der Baustelle des Monats (Dach) können wir das Zimmerer- und Dachdecker-Gewerk gleichermaßen bedienen. Die Fassade und das Dach dieses Objektes sind mit Biberschwanz-Ziegeln verkleidet, die Unterkonstruktion ist ein Holz-Rahmenbau. Hier konnten sich also beide Gewerke austoben.
Viel Erfolg bei der Arbeit und frohes Schaffen wünscht Ihnen
Der Begriff Nachhaltigkeit wird inflationär benutzt