Kulturschuppen mit silberner Patina
Harzreiche Hölzer sind ein Problem für jede farbige Beschichtung. Nur Materialien, die die Pigmente tief in das Holz einschleusen haben hier eine Chance. Beim sanierten Bahnhof in Meckenbeuren gelang dies mit einem speziellen Imprägnieröl, die Holzfassade hat nun eine Silberpatina.
Nach über dreißig Jahren auf dem Abstellgleis konnte der 120 Jahre alte Güterschuppen am Bahnhof Meckenbeuren am Bodensee als Theater- und Kulturzentrum unter dem Namen „Kulturschuppen am Gleis 1“ wieder volle Fahrt aufnehmen. Zuvor war das Gebäude mit Respekt vor der historischen Bausubstanz behutsam saniert und technisch auf den neuesten Stand gebracht worden. Der Dachstuhl wie auch die zimmermannsmäßig erstellte Holzfachwerkkonstruktion waren noch in einem erstaunlich guten Zustand. Entsprechend den heutigen Sicherheitsstandards wurde die gesamte Konstruktion jedoch durch das Einziehen neuer Stahlträger verstärkt. Die Stützen verschwinden dabei in dem neuen Fassadenaufbau einer nach dem heutigen Stand gedämmten Holz-Ständer-Konstruktion, die – wie auch die neue Dachkonstruktion – das Gebäude energetisch optimiert.
Fassadenaufbau von innen
Bestehende Holzverschalung innen sichtbar mit Nussbaumlasur und B1 Anstrich
Dampfsperre SD größer 100
Holzständer 80/160mm mit mineralischer Wärmedämmung
15 mm OSB Platte mit diffusionsoffener schwarzer Stamisol-Hinterspannbahn
Hinterlüftete Fassadenverkleidung aus sibirischer Lärche (25/65mm) auf Lattung
Zum Schutz der neuen Holzfassade mit sägerauer Oberfläche wurde eine Beschichtung gesucht, die den stark harzhaltigen Untergrund gut penetriert, dabei pflegeleicht ist und lange Renovierungsintervalle ermöglicht. Aus gestalterischen Gründen kam zudem die Forderung nach einem nicht deckenden und vorvergrauten Anstrich, der die Holzstruktur betonen und den historischen Charakter des Gebäudes durch eine edle Patina unterstreichen sollte.
Problemlöser mit edler Optik
Das beauftragte Holzbauunternehmen Christof Hartmann aus Obermeckenbeuren setzte das Eintopf-System Delta Hydrostop plus 9.04 (CD-Color GmbH) ein, das in einem Arbeitsgang imprägniert, hydrophobiert und veredelt. Sehr harzreiche Hölzer wie die hier verbaute sibirische Lärche stellen normalerweise für jede farbige Beschichtung ein Problem dar, da eine filmbildende Beschichtung darauf nicht gut haftet. Die Imprägnierlasur ist in diesem Zusammenhang ein echter Problemlöser, denn das ölhaltige Material verfügt über ein besonders hohes Penetrationsvermögen und schleust die Pigmente sehr tief in das Holz ein. Die Beschichtung ist dabei wasserdampfdurchlässig und bietet einen hoch wirksamen UV-Schutz.
Dem Gestaltungswunsch, das ansprechende Erscheinungsbild von natürlich abgewittertem unbehandeltem Holz mit seinem sich je nach Wetterlage und Sonneneinstrahlung wandelnden Farbenspiel vorwegzunehmen und sofort eine einheitlich vergraute Holzfassade zu haben, konnte mit der Delta Greywood-Farbtonkollektion entsprochen werden. Diese Farbtöne verleihen sägerauem oder gehobeltem Holz eine gleichmäßige Silberpatina-Anmutung ohne die bei einem natürlichen Vergrauungsprozess unvermeidlichen Flecken und Schlierenbildungen. Auf stärker UV-belasteten Oberflächen geht die Beschichtung dann nach und nach in eine natürliche Patina über. Die Greywood-Farbtöne geben der Holzoberfläche dabei eine natürliche Ausstrahlung mit unterschiedlichen emotionalen Effekten. So wirkt der bei diesem Objekt eingesetzte Farbton Vulcanograu mit einem leichten Rot-Unterton sehr warm.
Sicherer Schutz von Anfang an
Die vorgestrichenen Hölzer wurden vom Holzzentrum Habisreutinger aus Weingarten geliefert. Dort wurde das Holzschutzöl zweimal mit dem Pinsel allseitig und satt auf die Profilhölzer aufgebracht und überschüssiges Material mit dem Pinsel oder dem Lappen aufgenommen. Durch den satten Auftrag wird die Wasseraufnahme des Gesamtbauteils deutlich reduziert. Die gestrichenen Hölzer kamen so auf die Baustelle. So mussten nur noch die Schnittkanten von der Firma Hartmann nachgearbeitet werden. Die Holzverschalung wurde sichtbar mit Edelstahlschrauben verschraubt.
Durch die ausgeprägte hydrophobe Wirkung der Beschichtung ist die Fassade des „Kulturschuppen am Gleis 1“ im Bahnhof Meckenbeuren vom ersten Tage an geschützt. „Die große Eindringtiefe des Imprägnieröls in das Holz sorgt dafür, dass dieser Effekt viele Jahre anhält und dass das Bauteil vor übermäßigem Quellen und Schwinden durch Feuchtebelastung bewahrt bleibt“, sagt der Architekt Tobias Gaupp. Auch die Rissanfälligkeit würde damit deutlich reduziert. Im Vergleich zu herkömmlichen Dünnschichtsystemen würde das Holz mit dieser Beschichtung bis zu 30 Prozent weniger Wasser aufnehmen, sagt Gaupp. Nach Herstellerangaben ist das Material darüber hinaus vorbeugend gegen holzzerstörende Pilze und Bläuepilze ausgerüstet, so dass eine zusätzliche Holzschutzgrundierung entfallen kann. Ein wichtiger Zeitvorteil wenn – wie es hier der Fall war – nach 12-monatiger Bauzeit die Premiere kurz bevorsteht.
Autor
Frank Wenzel ist Produktmanager (Holzschutz) bei der CD-Color GmbH & Co. KG in Herdecke.
Gewünscht wurde ein ansprechendes Erscheinungsbild von unbehandeltem, vergrautem Holz
Bautafel
Objekt Kulturschuppen am Gleis 1
Bauherr Gemeinde Meckenbeuren
Planer Architekturbüro Jauss und Gaupp, Freie Architekten BDA, Friedrichshafen
Ausführender Holzbaubetrieb Holzbau Christof Hartmann, Meckenbeuren
Fachgroßhändler Habisreutinger Holzzentrum, Weingarten
Material Delta Hydrostop plus 9.04 (CD-Color GmbH & Co. KG)