Flach gedeckt

Pfannendeckung für 10-Grad-Dach

Beim Bau einer Kindertageseinrichtung wurde ein modernes Lernumfeld für Kinder geschaffen. Innovativ ist auch das Gebäude selbst. Mit einer thermischen Solaranlage werden die Vorgaben der Energieeinsparverordnung erfüllt. Die Dachflächen sind entsprechend den Nutzungsansprüchen unterschiedlich geneigt.

Ein neues Bildungsverständnis sowie ein neues Bild vom Kind und die damit verbundene Herangehensweise bei der Arbeit in Kindertageseinrichtungen waren die Planungsgrundlagen für eine Kindertagesstätte in Penig/Sachsen. Spielen und Lernen der Kinder werden im Sächsischen Bildungsplan als zentrale Prozesse der Entwicklung herausgestellt. Mütter und Väter werden dabei mit eingebunden und durch eine anregende Lernumgebung, in der die Kinder mit allen Sinnen ihre Umwelt entdecken und begreifen lernen, soll ein geeigneter Rahmen bereitgestellt werden.

Insgesamt 78 Kinder können in vier Gruppen durch jeweils zwei pädagogische Fachkräfte pro Gruppe betreut werden. Das Architekturbüro Nasr in Klipphausen plante für diesen Zweck zwei Gebäude mit unterschiedlichen Funktionen.

So entstanden ein Gebäude für die Technik und Sozialräume sowie ein Betreuungstrakt mit einem Atrium als funktionelle Mitte, die mit einem Lichtband im First von oben belichtet wird. Das Dach des Technikgebäudes mit einer Dachneigung von 22 Grad wurde in Nagelplattenbinder-Technik erstellt und mit einer thermischen Solaranlage ausgestattet, um die Vorgaben der Energieeinsparverordnung zu erfüllen. Mit dem Einbau der dachintegrierten Solarthermieanlage vom Typ TK 10 von Braas konnten die Vorgaben aus der EnEV hinsichtlich des Jahres-Primärenergiebedarfs erfüllt werden. Dieser dachintegrierte Kollektor kann in Dachflächen von 22 bis 65 Grad Dachneigung eingebaut werden. Der Kollektor mit einer Bruttofläche von 10,21 m² und einer Absorberfläche von 9,2 m² (Wirkungsgrad mehr als 82 Prozent) passt sich harmonisch in das Dach der Kindertagesstätte ein. Der Kollektor ist damit ein „aktiver Dachbaustoff“, denn er ersetzt einerseits einen Teil der Dachdeckung und stellt als Systemelement andererseits Wärme für das Heizungs- und Warmwassersys-
tem der KiTa zur Verfügung.

Solarkollektor passt zur Dachfläche

Den Auftrag zur Erstellung der Dachdeckung erhielt die Firma Dach- und Holzbau Dachsel in Riemsdorf. Der Kollektor wurde als vorkonfektionierte Einheit von Zimmerermeister Thomas Görne und seinen Mitarbeitern mit dem eigenen Kran eingebaut. Die attraktive Optik durch ein dunkles Farb- und Deckleistendesign gewährleistet die gelungene Einbindung in die Dachdeckung. Auf der Rückseite besitzen die Kollektoren flexible Anschlüsse für den Vor- und Rücklauf sowie einen Anschluss für den Temperaturfühler; damit sind sie vor Bewitterung geschützt und können unsichtbar durch die Funktionsschichten des Daches geführt werden.

Vor der Positionierung des Thermokollektors in der Dachfläche wurde die Lage der Anschlussleitungen mit dem Installateur abgestimmt und durch Abschnüren auf dem Dach markiert. Danach wurden die Befestigungsbretter zum Anschrauben der Kollektoren oben und unten eingebaut (sie sind als Zubehör Teil der Transportpalette und werden so wiederverwendet).

Die 22 Grad geneigte Dachfläche wurde mit der Harzer Pfanne 7 (Big) in der Farbe Classic Matt Granit eingedeckt. Dieser Dachstein eignet sich durch seine Größe und wirtschaftliche Verlegung besonders für große, ruhige Dachflächen. So sind nur circa 7,5 Stück pro Quadratmeter erforderlich. Dies ergibt gegenüber den klassischen 10er Formaten eine Ersparnis von etwa 25 Prozent beim Deckmaterial und bei den Latten.

7-Grad-Dach mit besonderem Dachsystem

Für das größere Gebäude des Betreuungstraktes mit einer Dachneigung von 10 Grad kam ein besonderes Dachsystem zum Einsatz, das eine Pfannendeckung auch bei Dachneigungen ab 7 Grad ermöglicht. Das 7 Grad-Dachsystem von Braas, das im Dachneigungsbereich von 7-12 Grad unter ausschließlicher Nutzung der aufeinander abgestimmten Dachsystemteile eingesetzt werden kann, war für alle Beteiligten neu. Als Basis für die langfristige Funktionssicherheit des Dachsystems gilt, dass alle Bestandteile des Systems verpflichtend eingesetzt werden müssen. Das System besteht neben der speziellen Dachdeckung aus den Systembestandteilen für die Unterkonstruktion.

Mit diesem System ist, bezogen auf die sehr geringe Dachneigungsgrenze von 10 Grad, ein Abweichen von den allgemein anerkannten Regeln der Technik unter Beachtung der Herstellerverarbeitungsvorschriften möglich.

Für die passende optische Verbindung beider Gebäudeteile des Kindergartens ist es günstig, dass das Braas 7 Grad Dachsystem im Kern aus der speziellen Harzer Pfanne F+ mit der gleichen Profil- und Farbgebung wie die Harzer 7 (Big) besteht. Die spezielle Harzer Pfanne F+ hat allerdings eine Regensperre und wird mit eigenen Formsteinen eingesetzt. Die im Überdeckungsbereich integrierten Regensperren ermöglichen den Einsatz der speziellen Dachsteine nachgewiesenermaßen schon bei geringen Dachneigungen und bieten auch unter widrigen Wetterbedingungen eine funktionssichere Außenhaut des Systems. Wesentliche Komponente ist die wasserundurchlässige, dabei aber mit einem sd-Wert von 0,03 m dampfdiffusionsoffene Unterkonstruktion mit der Divoroll Top RU Bahn. So sind gute Voraussetzungen für eine dauerhaft trockene Dachkonstruktion sowohl gegen Feuchtigkeit von Außen als auch aus dem Gebäudeinneren gegeben.

Die robuste, hoch dampfdiffusionsoffene Bahn Divoroll Top RU hat eine Doppelklebezone und wird im System mit der abgestimmten Divoroll Dichtmasse sowie dem Divoroll Anschlusskleber verarbeitet.

Nach dem Aufbringen der Schalung begann die Firma Holzbau Dachsel mit dem Aufbringen der Unterkonstruktion. Nach dem Ausrollen und faltenfreien Ausrichten der Bahn wurde sie oberhalb der Klebezone befestigt und sorgfältig nach Angaben der Verlegeanleitung mit den Traufblechen verklebt. Bei den nächsten Bahnen wurden die Überlappungen der Längsstöße mit den auf Unter- und Oberseite integrierten Selbstklebestreifen sorgfältig verklebt. Bei Überlappungen ohne aufkaschierten Klebestreifen an den Anschlüssen oder bei angesetzten Bahnenstücken kam der systemgerechte Divoroll-Anschlusskleber zum Einsatz.

Unterkonstruktion vor Feuchtigkeit schützen

Um die Wasserundurchlässigkeit der Unterkonstruktion auch in den Bereichen der Durchdringungen der Befestigungsmittel zu ermöglichen, wurde die Konterlattung mit Divoroll Dichtmasse abgedichtet. Hierzu wurde eine durchgehende Raupe der Dichtmasse auf der Unterseite der Konterlatte aufgebracht und diese nach dem Positionieren angeschraubt. Die Dichtmasse schäumt auf und tritt teilweise seitlich aus. So kann das Eindringen von Regenwasser in die Durchdringungsbereiche der Bahn durch die Konterlattenbefestigung sicher verhindert werden. Eine Verarbeitung der Dichtmasse ist auch bei Feuchtigkeit oder feuchtem Untergrund möglich.

Am First-Lichtband wurde die Divoroll Top RU-Bahn mindestens 5 cm über die Dachdeckung an der Rahmenkonstruktion hochgeführt und mit Divoroll-Anschlusskleber fixiert. Die Verlegung der speziellen Dachsteine durch die Dachhandwerker erfolgte in gewohnten Arbeitsschritten. Das Dach wurde eingeteilt und abgeschnürt. Wegen der im Verhältnis zu anderen Dachsteinen geringeren Variabilität der Lattenabstände von 10 mm wurde die gewünschte Sparrenlänge im Vorhinein auf die Lattmaße abgestimmt.

Für das System ist auch die Einhaltung der Mindestquerschnitte für Lattung und Konterlattung wichtig. Die Dachhandwerker bauten einheitlich 40 / 60 mm Latten ein und sorgten so für eine gute Hinterlüftung und stabile Deckunterlage.

Regensicherheit auch bei flach geneigten Dächern

Das spezielle Dachsystem ermöglicht eine Eindeckung mit Dachsteinen schon ab 7 Grad Dachneigung, eine sorgfältige Verarbeitung vorausgesetzt. „Die Verlegung der Harzer Pfanne F+ mit der besonderen Regensperre ging wie gewohnt schnell von der Hand“, sagt abschließend Zimmerermeister Thomas Görne, Inhaber der Firma Dach- und Holzbau Dachsel. „Nur die Ausmittlung der Überdeckungsbereiche war durch die strikten Vorgaben mit den integrierten Regensperren etwas ungewohnt. Die Sparrenlängen mussten frühzeitig auf die geforderten Überdeckungsbereiche abgestimmt werden.“

Autor

Horst Pavel ist Leiter der Braas-Anwendungstechnik und stellt mit seinem Team die technische Beratung der Partner und Kunden sowie die Mitarbeit in technischen Arbeitsgruppen bei Verbänden sicher.

Der thermische Kollektor ist ein aktiver Dachbaustoff und unterstützt die Wärmeversorgung

Das Dachsystem ermöglicht eine Eindeckung schon ab 7 Grad Neigung und bietet eine hohe Regeneintragssicherheit

Sicherheit des 7-Grad-Daches ­gutachterlich bestätigt­

Die Technische Universität Berlin bestätigt die Funktion des Daches in einem unabhängigen Gutachten: „Es kann zusammenfassend festgestellt werden, dass bedingt durch die Verwendung neuartiger Dacheindeckungselemente mit Regensperre eine im Vergleich mit anderen Dachstein-Modellen hohe Regeneintragssicherheit gegeben ist. In Verbindung mit Divoroll Top RU und zahlreichen Systemkomponenten für Anschlüsse, Abschlüsse und Durchdringungen, kann unter Beachtung der Herstellerverarbeitungsvorschriften, das heißt vor allem der aktuellen Verlegeanleitung, eine funktionsfähige Dachdeckung ausgeführt werden.“

Bautafel (Auswahl)

Objekt Kindertagesstätte Penig

Bauherr Stadt Penig

Planung Bauplanungsgemeinschaft Linkselbische Täler, Architekturbüro Nasr, Klipphausen

Dachdeckung Dach- und Holzbau
Dachsel, Riemsdorf

Material  

22-Grad-Dach Harzer Pfanne 7 (Big) Classic Matt Granit, Thermokollektor TK 10

10-Grad-Dach 7-Grad-Dachsystem von Braas mit Harzer Pfanne F+ Classic Matt Granit und Divoroll Top RU

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