Altes Haus im neuen Kleid
Bei der Komplettsanierung einer Doppelhaushälfte wurde die gewohnte Giebelform mit der Dachaufstockung umgestaltet. Im Zuge dieser Sanierung wurden Fassade und Dach mit Holzfaserplatten gedämmt – nicht nur gegen Kälte, sondern auch gegen Wärme im Sommer. Gleichzeitig erhöhte sich der Schallschutz.
Ordentlich „eins drauf bekommen“ hat eine ältere Doppelhaushälfte in Rheinfelden. Die Familie mit zwei kleinen Mädchen brauchte nach einigen Jahren einfach mehr Platz und wünschte sich eine bessere Wohnqualität. So wurde in das Siedlungshaus von 1952 kräftig investiert. Der alte Gebäudebestand konnte zum Teil umgebaut und saniert werden. 70 Quadratmeter neuer Wohnraum wurde durch zwei Dachaufstockungen zusätzlich geschaffen. Das alte Haus bekam ein komplett neues Gesicht und einen richtig guten Wärmeschutz.
Bestandaufnahme und Sanierungsziele
Der Primärenergiebedarf der alten Doppelhaushälfte von Familie Wittmann war mit rund 38000 kWh/a für 120 Quadratmeter Wohnfläche recht hoch. Die Wände waren im Winter kalt und so auch das Raumklima nicht optimal. Der Wohnraum wurde zudem langsam knapp und sollte erweitert werden. Ein Durchlaufboiler für Heizung und Warmwasser war überfordert und brachte auch mal kaltes Wasser während des Duschens. Zudem wird die ländliche Lage durch eine recht stark befahrene Straße an der Nordseite ab vier Uhr morgens gestört. Daher waren die Kernziele der Sanierung direkt festgelegt: Mit der Erhöhung des Schallschutzes über die Dämmung und neue Fenster sollte ein Kälteschutz im Winter und ein Hitzeschutz im Sommer erreicht werden. Darüber winkte durch die moderne Energietechnik und die Wohnraumgewinnung insgesamt eine Verbesserung der Wohnqualität.
Holzfaserdämmplatten überzeugten bei der Planung
Auf einer regionalen Messe zum Thema Bauen kam der erste Kontakt mit dem Unternehmen Gutex. Schon auf dieser Messe überzeugte der ökologische Holzfaserdämmstoff mit der Produktion im und Rohstoffen aus dem Schwarzwald die Familie Wittmann. „Besonders beeindruckend war für uns der Hitzeschutz der Holzfaserdämmung, der dort am Modell verdeutlicht wurde“, sagt Ralf Wittmann rückblickend.
Zusammen mit einem Energieberater entstanden die ersten Ideen zur Sanierung des Hauses. Der Energieberater Martin Mosch machte Vorschläge zum Energie-Gesamtkonzept. Gestaltung und Detailplanung übernahm die Architektin Monika Süssle. Die Familie entschied sich für die Gesamtsanierung, „jetzt richtig investieren und dann die nächsten 30 Jahre schön leben“, so lautete das Motto.
Sanierung des Bestands, Aufstockung mit Flachdach
Beide Dachstühle, im Haupthaus und im Anbau, waren im Urzustand so nicht nutzbar. Beide Dächer sollten deshalb aufgestockt werden und als vollwertiger Wohnraum zu Verfügung stehen. Nach Norden sollte dabei das Satteldach bestehen bleiben. Im Süden schaffen zwei neue Flachdächer Raum für Spiel- und Schlafzimmer. In dem selbsttragenden Dachstuhl stören keine Wände oder Stützbalken mehr. Der Raum ist offen und geräumig.
Der Gebäudebestand wurde so saniert, dass der Energieverbrauch (berechnet nach EnEV 2009) einem Effizienzhaus 100 entspricht. Die Aufstockung konnte wie ein Neubau ausgeführt werden und erreicht damit Passivhausstandard. Alle Fenster sind neu und dreifachverglast. Eine neue Gasbrennwertheizung ist gekoppelt mit einem 750 Liter Pufferspeicher und einer zehn Quadratmeter großen thermischen Solaranlage. Diese wurde auf dem oberen Flachdach mit direkter Südausrichtung aufgeständert.
Dämmtechnische Verbesserung des Gebäudebestands
Zur nachträglichen Dämmung des alten Ziegelverbandes wurde auf das bestehende Mauerwerk die Thermowall-Dämmung mit einem speziellen Klebe- und Spachtelputz aufgeklebt und danach verdübelt. Die Holzfaser-Außendämmung wurde dann ent-
sprechend der Herstellerangaben mit Grundputz, Armierung und Feinputz in weiß gestaltet. Mit der Kombination aus Wärmedämm-Verbundsystem und dreifachverglasten Fenstern fühlen sich die alten Wände im Winter nicht mehr kalt an. Auch bestehende Zuglufterscheinungen konnten so ausgeschaltet werden.
Aufstockung auf Neubauniveau
Das bestehende Satteldach und das Pultdach des Anbaus wurden für die Sanierung komplett entfernt. Auf dem Haupthaus wurde die Seitenwand zur anderen Doppelhaushälfe hochgemauert. Die restlichen Wände und das Flachdach entstanden als Holzständerkonstruktion. Die Installationsebene ist mit Thermoinstal von Gutex ausgeführt. Hierbei werden die Leitungskanäle mit einer Oberfräse herausgenommen. Der Rest der Installationsebene trägt mit zur Dämmung bei. Im Gefach wurde mit flexiblen Dämmplatten aus Steinwolle gedämmt, um – im Vergleich zur Holzfaserdämmung – eine geringere Aufbauhöhe zu erhalten.
Fassadengestaltung mit neuartiger Holzfaserdämmplatte
Auf der Holzständerkonstruktion brachten die Zimmerer eine neue Holzfaserdämmplatte für hinterlüftete Fassaden an. Die Platten mit ihrer speziellen Nut- und Federverbindung greifen exakt ineinander. Sie werden durch eine Lattung mit Schrauben in der Holzkonstruktion befestigt.
Die beien Flachdächer sind vom Aufbau her prinzipiell gleich. Die Unterschiede liegen in Anschlussdetails. Die Decken bestehen aus einer rechtwinkligen Holzkonstruktion ohne Gefälle. Das im Regelwerk vorgegebene Gefälle von 1 Prozent wird über eine in der Platte integrierte Gefälledämmung erreicht.
Diese Gefälledämmung mit Gutex-Thermoflat in 160 mm Stärke auf dem Flachdach wurde von Gutex zum ersten Mal angewandt. Die Platten wurden nach Plan des Architekten exakt vorbereitet. Durch eine genaue Beschriftung erfolgte die Verlegung für den Zimmermann einfach und präzise. Die kostenintensive Abschrägung der Unterkonstruktion wurde so überflüssig. Als regensichere Auflage kam eine Kunststoffdachbahn von Sarnafil zum Einsatz. Die Flachdachauflage bildet ein Kies-Sand-Gemisch. Der Gesamtaufbau hat eine Dämmschicht von 320 mm.
Wärmedämmung auf dem Schrägdach der Nordseite
Im Schrägdach wurde eine Zwischensparrendämmung aus Mineralwolle eingebracht. Vollflächig auf die Sparren ist die regensichere Unterdeckplatte Ultratherm in 120 mm Stärke verlegt. So haben alle Dach- und Wandflächen den besonderen Hitzeschutz im Sommer durch die Holzfaserdämmung erhalten. Auf der straßenzugewandten Seite war zusätzlich der hohe Schallschutz der Holzfaserdämmung ein entscheidendes Argument bei der Materialwahl. Der Dachaufbau mit Ultratherm-Platte hat einen Schallschutzwert von RW,R = 50 dB. Das relativ hohe Gewicht und die poröse Faserstruktur reduzieren den Lärm stark.
Den Unterschied zu anderen Dämmmaterialien spürten die Baubeteiligten schon während der Bauphase. Wenn es unter anderen Dächern schon 35° C hatte, war es unterm neuen Flachdach wesenlich angenehmer. Der Bauherr war begeistert. „Es fühlt sich super an“, erzählt Ralf Wittmann rückblickend. Das gute Wohngefühl wird zudem durch den Lichteinfall über die Südfenster in den Dachraum verstärkt.
Große Zufriendenheit mit neuem Wohngefühl
Nach der Fertigstellung brachten auch die ersten zwei kälteren Monate rundum Zufriedenheit mit der neuen, gemütlichen Wohnsituation. Die Wände waren nicht mehr kalt und während des milden Oktobers hat die thermische Solaranlage fast komplett den Bedarf an Warmwasser und Heizenergie abdecken können. Und die neuen Fenster und die schallschluckende Fassaden- und Dachdämmung halten die Lärmbelastung von der Straße niedrig.
Die Wärmedämmung auf den Flachdächern wurde mit Holzfaserplatten mit integriertem Gefälle erreicht
Der sehr gute Hitzeschutz der Holzfaserdämmplatten erfuhren die Bauherrenfamilie schon während der Bauphase
Bautafel
Bauherr Familie Wittmann, 79618 Rheinfelden
Architektin Dipl. Ing. Freie Architektin (FH) Monika Süssle, Rheinfelden
Energieberatung Dipl. Ing. Martin Mosch, Energieberater
Holzbau Zimmerei Michael Steinebrunner, Häg-Ehrsberg
Dämmung Gutex Holzfaserplattenwerk, Waldshut-Tiengen
Primärenergiebedarf nach EnEV für das Sanierungsobjekt Qp 95,7 kWh/(m2a)
Transmissionswärmeverlust HT nach EnEV für das Sanierungsobjekt 0,294 W/(m2K)
Vor der Sanierung
Doppelhaushälfte, Mauerwerk von 1952
Gebäudenutzfläche 122 m²
Heizleistung 10,4 kW
Primärenergiebedarf 37820 kWh/a
Endenergie 29367 kWh/a
Energiekosten rund 2272,00 €
U-Wert Außenwand 1,58 W/m2 K
U-Wert Dach 0,57 W/m2K
U-Wert Kellerdecke 0,68 W/m2K
Fenster 2-fach Verglasung U-Wert 1,4 W/m2K
Nach der Sanierung
Bestand mit zusätzlicher Dämmung vor allem aus Holzfasern sowie neuen Fenstern
Gebäudenutzfläche 122 m²
Heizleistung 4,5 kW
Primärenergiebedarf 11675 kWh/a
Endenergie 8743 kWh/a
Energiekosten rund 818,00 €
U-Wert Außenwand 0,25 W/m2K
U-Wert Kellerdecke 0,29 W/m2K
Fenster 3-fach Verglasung Ug-Wert 1,0 W/m2K