Beeindruckend ist, wie gut manche der Flüchtlinge schon Deutsch gelernt haben und wie überdurchschnittlich motiviert die jungen Menschen sind

Liebe Leserin, lieber Leser, das Thema Flüchtlinge bewegt die Menschen in Deutschland und Europa und es bestimmt derzeit die Politik in unserem Land. Ich möchte hier nun nicht die Flüchtlingspolitik erörtern, aber für eine Fachzeitschrift für Handwerker ist es wichtig zu fragen: Was können wir und Sie als Handwerksbetrieb dazu beitragen, dass sich geflüchtete Menschen bei uns wohlfühlen, sich in­­tegrieren und womöglich auch dem Handwerk in Deutschland dienen?

Unser Volontär in der Redaktion dach+holzbau und bauhandwerk, Stephan Thomas, hat bei der Recherche dieses Themas mit Handwerksbetrieben gesprochen und war unter anderem in Köln zu Besuch im Berufsbildungszentrum der Handwerkskammer. Er traf Ausbilder, Betreuer und Handwerksmeister und ließ sich von Flüchtlingen berichten, was ihnen das Lernen dort bringt. Seine Eindrücke waren differenziert, aber wenig überraschend: „Manche haben viel Potential, eine Ausbildung zu beginnen, manche weniger“, erzählt er. Seit September lernen 20 Jugendliche zwischen 19 und 28 Jahren in der so genannten Flüchtlingsklasse morgens die handwerkliche Theorie kennen, nachmittags gehen sie dann in unterschiedliche Werkstätten, unter anderem in die Holzwerkstatt. Nach einer Phase des Ausprobierens in unterschiedlichen Gewerken sollen sie sich später auf ein Gewerk fokussieren.

Beeindruckt hat Stephan Thomas, wie gut manche der Flüchtlinge – je nach Aufenthaltsdauer – schon Deutsch gelernt haben und wie überdurchschnittlich motiviert die Klasse war: Ein Mann aus Algerien zum Beispiel möchte nach dem Vorbereitungsjahr einen Ausbildungsplatz suchen und eine eigene Wohnung haben: „Ich habe ein Ziel, und dafür stehe ich jeden Morgen früh auf“, erzählt der junge Algerier.

Die Betreuer sind unter anderem dafür da, Kontakte zu Handwerksbetrieben herzustellen und Exkursionen zu organisieren. So sollen beide Seiten zusammengebracht werden. Eine gute Idee! Und so fällt auch das Fazit unseres Nachwuchsredakteurs positiv aus: „Das Konzept funktioniert, aber die Politik sollte ihren Teil dazu beitragen, dass sich die Betreuer weniger um ungeklärte Aufenthaltsgenehmigungen kümmern müssen, sondern um wirklich essentielle Dinge: Die Hilfe und Unterstützung zur Eingliederung dieser jungen Menschen in die Gesellschaft.“ Und womöglich kehren die dann gut ausgebildeten Menschen nach Ende der Krisen wieder in ihre Heimatländer zurück, helfen dort beim Wiederaufbau und stabilisieren ihr Land.

Falls Sie sich als Handwerksbetrieb überlegen, Flüchtlinge in Ihrem Betrieb zu integrieren, so hilft die Internetseite der Agentur für Arbeit weiter. Mehr dazu im Beitrag, den Sie ab Seite 10 lesen können.

Frohes Schaffen wünscht Ihnen

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