Französische Botschaft in Moskau rekonstruiert und prachtvoll verziert
Das Igumnov-Haus in Moskau ist ein Glanzstück traditioneller russischer Baukunst. Ein Handwerksbetrieb rekonstruierte das Dach des Gebäudes und nutzte dabei Titanzink in vielfältiger Weise: vom Tafelmaterial für Ornamente bis zu Sonderrauten, die sich teilweise über die Dachfläche erheben.
Ziel der Instandsetzungsarbeiten am Dach des Hauses war die Wiederherstellung der Form im traditionellen russischen Stil. Schmuckelemente wie First- und Gratleisten, Gaubenfenster mit Konsolen und Ziergiebeln, Dachkämme und andere Dachteile wurden rekonstruiert. Als Vorlage dienten alte Fotos des Daches und die noch vorhandene historische Zinkdeckung. Die war noch an der Hinterseite des Hauptwalmdaches und am linken Walmdach zu finden und musste bei der Sanierung erhalten bleiben. Die beteiligten Handwerker restaurierten das Dach mit Titanzink von Rheinzink, knapp 2000 m² Dachfläche wurden damit eingedeckt. Sämtliche dekorativen Elemente wurden ebenfalls aus Titanzink geformt – die fein gestalteten, geraden und gebogenen Zierleisten und Turmbekrönungen, die Giebel der Gaubenfenster und die kunstvoll verzierten Turmspitzen, Vordächer und Gesimse.
Der Laser schneidet Ornamente aus Tafelmaterial
Für alle Dachflächen, Ornamente, Schornsteine und die Türme kam „Rheinzink prePatina blaugrau“ zum Einsatz, größtenteils in Form kunstvoll hergestellter Sonderrauten oder als Tafelmaterial für Zierleisten und Dachkämme. Bei flacher geneigten Dachflächen kam es in Form von Scharen in Doppelstehfalztechnik zum Einsatz. Das Titanzink wurde in Coils und Tafeln nach Moskau geliefert und vom Handwerksbetrieb „OOO Faber“ zugeschnitten und weiterverarbeitet („OOO“ steht in Russland für die Gesellschaftsform GmbH, die Firma Faber ist ein Baubetrieb mit dem Schwerpunkt Restaurierung.) Mit moderner Lasertechnik wurden reich verzierte Ornamentfüllungen aus Tafelmaterial geschnitten. Die ornamentalen Muster sind innerhalb von Rahmenkonstruktionen, etwa auf den Firsten der Turmdächer, zu sehen. Auch der Bereich unter den Vordächern ist reich verziert. Die Vordächer sind zur Hauswand zusätzlich mit Trägern abgefangen. Bis zur Dachunterkante sind die Vordächer am Ortgang mit Ornamentfüllungen bekleidet.
Erhabene Rauten
Die Titanzink-Rauten bei dieser Neueindeckung entstanden in Sonderanfertigung, sie wurden einzeln und in mehreren Ausführungen hergestellt: als Quadratrauten, als Spitzrauten und als Sonderrauten, die zudem – spezifisch für ihren Verlegeort – in unterschiedlichen Größen angefertigt wurden. Alle Rauten entstanden aufgrund ihrer spezifischen Form auf Kantbänken und mit Handzangen und Lötkolben. Damit die nach unten zeigenden Spitzen der Quadratrauten sich über die Dachfläche „erheben“, formten die Handwerker an zwei Seiten, die rechtwinklig aneinanderstoßen, stehende Kanten aus. Sie sind an der Rautenspitze etwa 10 mm hoch und verjüngen sich in ihrem Verlauf zum gegenüberliegenden Seitenende auf null. Die Stoßfugen der Rauten wurden durch Weichlöten im unteren Bereich verbunden und stabilisiert.
Rauten in Kreuz- und Biberschwanzform
Auch die Spitzrauten, die auf den höheren, turmartigen Walmdächern und auf den kleinen Dächern der Eingänge verlegt sind, wurden dreidimensional mit „erhabener Spitze“ hergestellt. Aufwendig war die Herstellung der Sonderrauten, die die Form eines stilisierten Kreuzes erhielten. Diese wurden am Hauptwalmdach verlegt. Hier realisierte der Verleger die Plastizität, indem er das Zinkblech mit versetzt angeordneten, parallel verlaufenden Einschnitten versah, diese nach unten kantete und die versetzten Abkantungen durch angelötete Seitenstreifen verband. Auf weiteren Dachflächen befinden sich kleine Sonderrauten in der Form von Biberschwanzziegeln mit Rundschnitt.
Belüfteter Dachaufbau
Das Besondere bei allen Rauten ist, dass seitlich ein zusätzlicher Sicherungssteg abgekantet ist, so dass sich die Teile ineinander haken und sichern lassen. Die Ausführung der Dachdeckung erfolgte für die Quadratrauten-, Sonderrauten- und Doppelstehfalzdeckung mit folgendem belüfteten Dachaufbau (von innen nach außen): bestehender Holzdachstuhl mit teilweiser Erneuerung der vorhandenen Sparren aus Rundholz (Ø 150 mm), Brettholzschalung 150 x 50 mm mit direkter Verlegung von Rauten oder Stehfalzscharen auf dem Brettholz. Bei Dachneigungen ≤ 25° wurde insbesondere für die Rautendeckung eine bituminöse Polymerbahn mit Strukturmatte „Air-Z“ unter der Titanzinkdeckung verwendet. Die Befestigung der Rauten und der Doppelstehfalzschare erfolgte mit den jeweils dafür geeigneten Haften.
Übergänge waren herausfordernd
Die Herausforderungen zur Instandsetzung und Neudeckung des Daches meisterte der Handwerksbetrieb in hoher handwerklicher Qualität. So erhielten die mit den Quadratrauten gedeckten Dachflächen eine besondere Gestaltung durch die schachbrettartige Verlegung der beiden Oberflächenqualitäten „Rheinzink prePatina“ blaugrau und „prePatina“ schiefergrau.
Die flach geneigten Dachpartien wurden mit Rheinzink in der Qualität „prePatina“ blaugrau gedeckt, die auch bei den Zierelementen und den Sonderrauten mit den unterschiedlichen Formen und Größen zum Einsatz kam. Von der gesamten Dachfläche verblieben kleinere Teilflächen der Dachdeckung auf Grund des guten Zustands an Ort und Stelle. Etwa 90 Prozent der Dachdeckung musste – unter Einbeziehung der vorhandenen Deckung – neu gedeckt werden. Zu den weiteren Herausforderungen zählten die zahlreichen Übergänge von den dekorativen zu den technischen Elementen sowie die Einhaltung der vom Bauherrn vorgegebenen Termine.
Nicht nur bei Touristen beliebt
Die Handwerker rekonstruierten auf dem Igumnov-Haus das kunstvoll gestaltete Dach mit handwerklich anspruchsvollen Details. Im Zusammenhang mit der ebenfalls gekonnten Rekonstruktion der Fassaden entwickelt sich das historisch wertvolle Gebäudeensemble mehr und mehr zu einem Publikumsrenner bei Einheimischen und Touristen. Einmal im Jahr können Besucher das Haus auch von innen besichtigen, denn am Internationalen Museumstag im Mai öffnet die Französische Botschaft ihre Türen für Besucher.
AutorThomas Bühlmeyer arbeitet in den Bereichen Anwendungstechnik und Marketing bei Rheinzink. Igor Owsjannikow ist Leiter des technischen Vertriebs bei Rheinzink in Russland.
Bautafel (Auswahl)
Projekt Rekonstruktion der Dachdeckung aus Zink des Igumnov-Hauses in Moskau
Bauherr GlavUpDK under MFA of Russia, Moskau (Russland), https://updk.ru/en
Zeitraum 2013-2014
Architekt arch. Pozdeev N.I.
Denkmalschutzentwurf OOO PB ArKo, Kokorev E.G., Moskau („OOO“ steht in Russland für die Gesellschaftsform GmbH)
Ausführung der Rheinzink-Arbeiten OOO Faber, Moskau, www.faberco.ru www.facebook.com/faberco.ru
Material (Auswahl)
Walmdächer 1550 m², 17 t Quadrat- und Sonderrautenrauten, „Rheinzink-prePatina“ blaugrau und schiefergrau
Satteldächer 430 m², 3,5 t Doppelstehfalzsystem, „Rheinzink prePatina“ blaugrau
Details 1,5 t, Ornamente, „Rheinzink-Protect“ blaugrau; Rheinzink GmbH & Co.KG, Datteln, www.rheinzink.de