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Flach, gewölbt oder wellig gekrümmt – die Formen der Dachziegel in Deutschland sind so vielfältig und unterschiedlich wie die Regionen. Steigt man den rund 19 Millionen Wohngebäuden in Deutschland aufs Dach, entdeckt man Hohlpfannen, Schiefer, Biberschwanz- und Nonnenziegel. Auf der Messe Dach+Holz International im Februar wurde die deutsche Dach-Landkarte vorgestellt. Mila Schrader, Autorin des Buches „Dachziegel als historisches Baumaterial“ und Siegfried Müller, Leiter des Archivs Historische Dachziegel, berichteten über die regionalen Besonderheiten, bahnbrechende Erfindungen und Geschichte der Ziegel.

Danach hängen die Gründe für die Unterschiedlichkeit der Dachziegel in erster Linie von den Wetter- und Windbedingungen ab, die wiederum die Dachneigung beeinflussen. Das alpine Dach im Süden ist schwächer geneigt als die Dächer in Norddeutschland, die mehr Regen abführen müssen. „Im Süden entwickelte sich aus den Holzschindeldächern die Biberschwanzdeckung. Die Mönch-Nonne-Deckung, die sich im Mittelalter aus den römischen Ziegeln entwickelt hatte, blieb vornehmlich repräsentativen Häusern vorbehalten. Hinzu kamen die Materialvorräte in der Umgebung. Küstengebiete deckten mit Reet und Stroh, in Regionen mit Natursteinvorräten entwickelten sich Steinplatten-Dächer (Weserbergland), in Schieferregionen wie Mosel, Hunsrück, Eifel, aber auch Thüringen entwickelte sich das Schieferdach“, erklärte Mila Schrader.

Auf deutschen Dächern sind historisch vorrangig vier Dachziegelmodelle – Hohlpfanne, Biberschwanz-, Kremp- und Mönch-Nonne-Ziegel – anzutreffen. Revolutionär für die Dachziegelmodelle sei die Erfindung des Falzziegels im Jahre 1841 durch die Gebrüder Gilardoni gewesen, berichtete Siegfried Müller. „Durch die drei Erfindungen der Strangpresse 1854, der Revolverpresse 1865 und des Ringofens 1858 wurde der Wandel von der Handstrichproduktion hin zur industriellen Fertigung eingeläutet. Da die Vorteile einer Verfalzung auf der Hand lagen, waren nahezu alle Dachziegelhersteller bestrebt, die vier Modelle unter Wahrung des äußeren Erscheinungsbildes mit einer Verfalzung zu versehen.“

Ein Pionier sei Carl Ludowici gewesen, der 1881 den Falzziegel so weiterentwickelt habe, dass dieses Modell in gleicher Form bis heute angeboten werde. Ein weiterer Entwicklungssprung sei die 1930 erfundene Flachdachpfanne gewesen, die der Architekturströmung des Bauhauses Dessau mit ihrem Trend zu flachgeneigten Dächer eine adäquate Lösung geboten habe.

Das Lexikon der Ziegel von Willi Bender zählt nahezu 5000 verschiedenen Ziegelmodelle auf, die meisten davon Weiterentwicklungen und Variationen von bestimmten Grundformen. Seit knapp 100 Jahren nimmt die Zahl an Modellen kontinuierlich ab. Dies hängt auch mit dem Rückgang der Ziegeleien zusammen. Gab es auf dem Gebiet der Weimarer Republik noch rund 1400 Ziegeleien, die nur oder auch Dachziegel produziert haben, sind heute noch zehn Ziegeleien auf diesem Gebiet tätig.

Historisch hatte der Biberschwanzziegel die Nase vorn, weil seine Herstellung einfacher war als die des Hohlziegels. Der Biberschwanzziegel ist zwar ein einfaches Ziegelmodell, dessen Schwächen konnten aber durch unterschiedliche Verlegungstechniken ausgeglichen werden.

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