Worauf es bei der Fertighaussanierung ankommt

Interview mit Zimmermeister Mario Drees von der Zimmerer Profibau GmbH

Zimmerermeister Mario Drees ist Betriebsleiter bei der Zimmerer Profibau GmbH in Preußisch Oldendorf. Fertighaussanierungen sind sein Spezialgebiet. Im Interview erklärt er, worauf es bei der Fertighaussanierung ankommt: Erfahrung, Fachkenntnis und den Austausch mit anderen Zimmereien. Wie die Zimmerer des Betriebs ein Fertighaus in Isenbüttel saniert haben, lesen Sie hier: Bericht

dach+holzbau: Herr Drees, seit wann ist Ihr Betrieb auf Fertighaussanierungen spezialisiert?

Mario Drees: Seit neun Jahren, vorher war ich technischer Leiter bei dem Fertighaushersteller Kampa Haus. Als ich 2008 den elterlichen Zimmereibetrieb übernommen habe, haben wir überlegt, wie wir uns spezialisieren könnten und sind schnell auf den Bereich Fertighaussanierung gekommen, denn da konnte ich mein Fachwissen einbringen. Fertighäuser sind spezielle Konstruktionen, in denen oft noch Asbest steckt und die sehr dünne Wände haben. Das ist mit Massivhäusern nicht zu vergleichen. Wir haben anfangs recht schnell eine eigene Website entwickelt, über die wir bis heute Fertighaussanierungen anbieten. Angefangen haben wir mit fünf Mitarbeitern, inzwischen sind wir 17. Im letzten Jahr haben wir etwa 50 Fertighäuser saniert.

Ihr Betrieb ist Mitglied im Renopan-Verband, der sich auf Fertighaussanierungen spezialisiert hat. Was bringt Ihnen die Mitgliedschaft?

Über Renopan tauschen wir uns mit anderen Zimmereien aus, die ebenfalls Fertighaussanierungen anbieten. Zehn deutsche Zimmereien, Holzbaubetriebe und Holzrahmenbauer und ein Betrieb aus der Schweiz haben sich unter dem Dach der Renopan zusammengeschlossen. Wir haben eine Datenbank, in der die meisten älteren Fertighauskonstruktionen gespeichert sind, darauf kann jeder Betrieb im Verband zugreifen und sich informieren. Zwei Mal pro Jahr gibt es Schulungen zu neuen Produkten und Sanierungsmethoden, etwa zum Thema Geruchs-Sanierung. Oft haben Fertighäuser einen typischen Geruch, der die Besitzer stört.

Ist dieser „Fertighausgeruch“ einer der Hauptgründe für die Sanierung von alten Fertighäusern?

Ja, neben der Belastung mit Schadstoffen wie Formaldehyd. Der penetrante Fertighausgeruch kommt übrigens von einem Holzschutzmittel, das man früher oft für Fertighaus-Holzwände eingesetzt hat und das mit der Zeit zersetzt wird. Dabei entstehen Chloranisole, die für den Geruch verantwortlich sind. Um diesen Geruch loszuwerden, hat Renopan ein eigenes Sanierungskonzept entwickelt: Die alte Wand wird geöffnet und der alte Dämmstoff entfernt. Auf die Wand trägt man einen Anstrich auf, der das alte Holzschutzmittel bindet. Darüber wird ein Absorbervlies aus Schafwolle verlegt, dass wie ein Schwamm Schadstoffe aufnimmt. Danach kommt eine Dämmung an die Wand. Wir verwenden Dämmstoffe, die viel Feuchte puffern wie Holzfaser- oder Jutedämmstoff. Oft bleibt es nicht bei der Schadstoffsanierung, hinzu kommt die energetische Sanierung und der Umbau nach den Wünschen der Bauherren.

Wie gehen Sie bei der Sanierung vor?

Wir haben eine klare Checkliste, die wir abarbeiten, dabei wird das alte Haus komplett „durchleuchtet“. Dabei machen wir Raumluftmessungen. Untersucht wird, wie hoch der Anteil an Schadstoffen wie Formaldehyd oder Lindan in der Raumluft ist. Dafür nimmt ein Bauingenieur Proben und schickt sie an das ARGUK-Umweltlabor in Oberursel. Mit dem Labor arbeiten wir regelmäßig zusammen, es wertet die Proben aus und schickt uns die Ergebnisse. Danach wissen wir, worauf bei der Sanierung zu achten ist. Pro Bauvorhaben entstehen durch Messung und Analyse Kosten von 800 bis 1000 Euro.

Würden Sie anderen Zimmereibetrieben empfehlen, sich an Fertighaussanierungen zu wagen?

Wenn, dann muss man es ernsthaft betreiben. Es lohnt sich nicht, sich in das Thema hineinzuarbeiten und nur alle zwei Jahre ein Fertighaus zu sanieren. Man kann in dem Bereich auch viele Fehler machen. Es gibt Betriebe, die Fertighäusern eine neue Fassade verpassen, aber nichts gegen den Geruch im Inneren des Hauses tun.

Wie groß ist die Konkurrenz?

Es gibt vier bis fünf namhafte Betriebe, die Fertighaus- sanierungen im großen Stil betreiben. Dann gibt es natürlich den regionalen Handwerker, der auch mal eine Fertighaussanierung ausführt, dabei aber oft an seine Grenzen stößt, sich verkalkuliert oder Fehler macht, die ihm so gar nicht bewusst sind. Wir haben Erfahrung in der Fertighaussanierung und wissen, worauf es ankommt.

Arbeiten Sie mit Subunternehmen zusammen oder haben Sie alle Gewerke in Ihrem Betrieb vereint?

Einen Großteil der Arbeiten machen wir komplett selber. Wir haben eigene Zimmerleute, Tischler und Dachdecker, aber Putz-, Sanitär- und Elektroarbeiten kaufen wir zu.

Herr Drees, danke für das Interview.

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