Viel Detailarbeit am Steildach
Neues Ausstellungs- und Eingangsgebäude für das Freilichtmuseum Molfsee
Das neue Ausstellungs- und Eingangsgebäude des Freilichtmuseums Molfsee wurde mit modernen Materialien gestaltet, aber an die historische Dachform der bestehenden Museumsgebäude angelehnt. Bei der Dachabdichtung entschied sich der Bauherr für Kunststoffdachbahnen.
Das Freilichtmuseum Molfsee ist der zentrale Ort für Alltagskultur in Schleswig-Holstein und zeigt ganzjährig volkskundliche Dauer- und Sonderausstellungen. Für das Freilichtmuseum wurde ein neues Ausstellungs- und Eingangsgebäude errichtet, das über einen umlaufend verglasten Innenhof verfügt. Die anspruchsvolle, zeitgenössische Architektur des Neubaus nach dem Entwurf der Lübecker Architekten Petersen Pörksen Partner fügt sich städtebaulich harmonisch in die historische Museumsanlage ein. Dazu trägt nicht zuletzt die Dachform bei, die in ihrer Proportion an die historischen Scheunen Schleswig-Holsteins erinnert. Die moderne Außenhülle besteht jedoch aus Cortenstahlplatten. Durch die Bewitterung nehmen diese eine changierend rostbraune Farbe an – ähnlich der im Norden traditionellen Dacheindeckungen mit Reet.
Ausführung als mechanisch befestigtes Dach
In den Museumsgebäuden sind Kulturgüter Schleswig-Holsteins ausgestellt, die dort vor Beschädigung und Zerstörung sicher sein müssen. Eine intakte Gebäudehülle trägt entsprechend zu dem geforderten Schutz bei. Zur Dachabdichtung entschied sich der Auftraggeber für „Sarnafil“-Kunststoffabdichtungsbahnen von Sika. Gemäß der Ausschreibung sollten diese verklebt verlegt werden. Rolf Reinberg, Bauleiter des ausführenden Dachdeckerbetriebs Alfred Gabriel GmbH & Co. KG, und Geschäftsführer Christopher Bielfeldt beurteilten gemeinsam mit Sika-Fachberater und -Projektleiter Hans-Joachim Ottengraf diese Vorgabe. „Zur Befestigung der Cortenstahlplatten war eine Unterkonstruktion mit hunderten von Gewindebolzen erforderlich“, erklärt Hans-Joachim Ottengraf die baulichen Gegebenheiten. „Eine störungsfreie Verklebung der Abdichtungsbahnen wäre wegen dieser zahlreichen Dachdurchdringungen mit vertretbarem Aufwand nicht möglich gewesen“, sagt Ottengraf. Der Bauherr stimmte daher der Empfehlung der Experten zu, die Dachabdichtung mechanisch zu befestigen. Auf einer bituminösen Dampfsperre, die zuvor von den Handwerkern aufgebracht wurde, befestigten die Mitarbeiter des Dachdeckerbetriebs zunächst eine Dämmung aus 200 mm dicken Polystyroldämmplatten mit Schraubtellern. Darüber wurde eine Brandschutzlage aus Glasvlies (120 g/m²) aufgebracht.
Alle Nähte mussten manuell verschweißt werden
Zur Abdichtung des Daches wurden schließlich die Kunststoffbahnen „Sarnafil TS 77-15 E“ verarbeitet. Dieser Aufbau erfüllt alle Eigenschaften, die bei diesem Objekt gefordert waren: Die Eignung für die mechanische Befestigung, ein hoher Brandwiderstand und die Einsatzmöglichkeit für Dächer mit einer großen Dachneigung – denn diese erreicht bei den beiden Neubauten in etwa 66°. Daher schied auch der Einsatz von Schweißautomaten aus und alle Nähte mussten manuell verschweißt werden.
Die insgesamt 1100 Dachdurchdringungen dichteten die Dachdecker mit vorgefertigten Pfosteneinfassungen von Sika ab und verschweißten sie homogen mit den „Sarnafil“-Kunststoffabdichtungsbahnen. Fertigteile wie die Pfosteneinfassungen sind bei Sika in verschiedenen Ausführungen erhältlich und daher passgenau für jede Anwendung.
Hohe Fachkompetenz und Erfahrung gefragt
Die besondere Dachkonstruktion mit einem engen Arbeitsraum und großer Dachneigung war selbst für die erfahrenen Mitarbeiter des Dachdeckerbetriebs Gabriel eine nicht alltägliche Herausforderung: „Vor allem so umfangreiche händische Detailarbeiten bei der Dachabdichtung erforderten eine durchgängig hohe handwerkliche Fachkompetenz und Präzision bei der Ausführung“, so das Fazit von Bauleiter Rolf Reinberg. Im Rahmen der Qualitätssicherung überprüften die Handwerker die korrekte Ausführung aller Schweißnähte mit Nahtprüfer und Unterdruck-Saugglocke. Etwaige Fehlstellen konnten so gleich korrigiert werden. Die Stahlplatten wurden schließlich von den Handwerkern der Omeras GmbH über der Dachabdichtungsebene montiert. Mit den fachgerecht verarbeiteten Kunststoffabdichtungsbahnen und einer Hülle aus Cortenstahl ist das kulturelle Erbe Schleswig-Holsteins unter dem Dach des neuen Museumsgebäudes nun für Jahrzehnte geschützt.
AutorThomas Kison ist Abteilungsleiter Marktfeld Management Roofing bei Sika in Stuttgart.
Bautafel (Auswahl)
Objekt Ausstellungs- und Eingangsgebäude Freilichtmuseum Molfsee, Schleswig-Holstein)
Bauzeit (Dachabdichtung) Juni bis Dezember 2019
Bauherr Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen, 24837 Gettorf
Architekt/Planer ppp Architekten + Stadtplaner GmbH, 23552 Lübeck
Stahlbau Omeras GmbH, 08315 Lauter-Bernsbach, www.omeras.de
Dachdecker Alfred Gabriel GmbH & Co. KG, 24145 Kiel, www.dachdecker-gabriel.de
Dachabdichtung „Sarnafil TS 77-15 E“, Glasvlies 120 g/m², Pfosteneinfassung „P5“, Sika Deutschland GmbH, www.sika.de