Neubau mit geschwungener Dachform
Erweiterung des Hallenbads Aquatherm um einen Wintergarten mit anspruchsvoller Dachkonstruktion
Das neue Dach des Hallenbads Aquatherm in Straubing fällt schon von Weitem auf. Sich häufig verändernde Dachneigungen, komplizierte Anschlussdetails und zahlreiche Durchdringungen forderten das Können der Dachdecker und die Formbarkeit der Dämmplatten und Dachabdichtungsbahnen heraus.
Im Zuge der Sanierung und Erweiterung der Bäderlandschaft Aquatherm in Straubing konnte das Bedachungsunternehmen Leutner + Gruber GmbH beweisen, dass sie wahre Meister ihres Fachs sind. „Wenn ich meinen Meisterbrief nicht schon hätte, wäre die ungewöhnliche Formgebung der Dachfläche mit allen Anschlussdetails und Durchdringungen sicher eine anspruchsvolle Meisterarbeit“, beschreibt Dachdecker- und Spenglermeister Günter Scheuerer-Gruber, Juniorchef des Dachdeckerbetriebs, die Arbeiten am Dach des Schwimmbads. Dabei zahlte sich die gute Zusammenarbeit mit Dachdeckermeister Mario Schubert, technischer Berater bei der Sika Deutschland GmbH, aus. Die flexiblen Kunststoffabdichtungsbahnen und Systemlösungen von Sika sowie die technische Beratung des Herstellers trugen zur erfolgreichen Realisierung des geschwungenen Daches des Schwimmbads bei.
Der Neubau für das Schwimmbad Aquatherm in Straubing ist mit seinem elegant geschwungenen Dach ein echter Blickfang
Foto: Fotowerbung Bernhard
Die Generalsanierung des in die Jahre gekommenen Schwimmbads in Straubing wurde genutzt, um mit einem neuen Wintergarten das vorhandene Hallenbad zu erweitern und den Innenbereich mit den Außenanlagen zu verbinden. Der 50 m lange, 10 m breite und 14 m hohe Neubau des Wintergartens wird von einer gewundenen, filigranen Stahlkonstruktion getragen.
Geprägt wird der Neubau von großflächigen Glasfassaden sowie einem Turm mit zwei bis zu 100 m langen Wasserrutschen. Der Turm aus Beton ist das zentrale Element des Neubaus und trägt mit der an eine Baumstruktur anmutenden Stahlkonstruktion das 506 m2 große Dach. Der Turm und eine erhöhte Galerie im Inneren des Wintergartens sind formgebend für den Neubau.
Abdichtungsbahnen mit innenliegender Verstärkung
Für die fließende Dachkonstruktion des neuen Wintergartens fiel die Wahl auf die Kunststoffabdichtungsbahnen „Sarnafil TS 77-20 E RAL 7040“ (Fenstergrau) im „Sarnafast“-System. Die Abdichtungsbahn mit innenliegender Verstärkung eignet sich insbesondere für mechanisch befestigte Dächer mit Dachneigungen von über 20° und verfügt über einen erhöhten Brandschutz. Außerdem kam auf dem Dach des Neubaus Zubehör aus dem Sika-Sortiment zum Einsatz, unter anderem Blitzschutzhalter, Schneefangsysteme und Verbundbleche.
Für die Flachdachsanierung des bestehenden, angrenzenden Hallenbads arbeitete Mario Schubert von Sika gemeinsam mit dem Bauherrn ein Konzept aus und begleitete die Umsetzung. Dabei wurde die Kunststoffabdichtungsbahn „Sarnafil TS 77-20“ in der gleichen Farbe wie auf dem Wintergartendach verwendet.
Tragende Stahlkonstruktion
Der 50 m lange und 14 m hohe Neubau des Wintergartens wird von einer Stahlkonstruktion getragen
Foto: Sika Deutschland GmbH
Das Dach besteht aus einer tragenden Stahlkonstruktion und einer Akustikdecke zur Dachinnenseite. Auf die Stahlkonstruktion wurde von außen eine Unterkonstruktion aus Vollholz geschraubt, darüber eine Tragschale aus Furnierschichtholz. Mit einer zweilagigen Abdichtung aus Bitumendampfsperrbahnen wurde das Dach zunächst abgedichtet, um eine dichte Dampfsperre auf der trapezförmigen Holzunterkonstruktion zu erhalten. Darüber wurden vier Lagen druckfester Wärmedämmung verlegt und, als letzte Schicht, mechanisch befestigte Kunststoffabdichtungsbahnen. Diese Dachbahnen wurden mit „Kunststofftubes“, also Schrauben-Tüllen-Kombinationen, mechanisch befestigt.
Aufwendige Verlegung der Dachbahnen
Die finale Dachabdichtung des Neubaus war als Kunststoffabdichtung ohne sichtbare Nähte und Stöße ausgeschrieben. Schnell war dem Bedachungsunternehmen klar, dass hier ein sehr anspruchsvolles Projekt umzusetzen war. „So etwas auszuführen, funktioniert nur mit einem eingespielten, kompetenten Team an Facharbeitern und Dachdeckern“, erklärt Günter Scheuerer-Gruber. Dabei habe die technische Beratung von Dachdeckermeister Mario Schubert von Sika den Ausschlag gegeben.
Die vielen Neigungen, Schrägen und Durchdringungen des Daches waren eine echte Herausforderung für den Dachdeckerbetrieb
Foto: Sika Deutschland GmbH
„Durch die verschiedenen Dachneigungen konnten wir die Kunststoffabdichtungsbahn gar nicht in einer Fläche verlegen, sondern mussten das Hauptdach in unzählige, nur 0,8 m2 kleine Trapezflächen mit Holzschalung aufteilen“, sagt Günter Scheuerer-Gruber, „jedes Trapez hatte eine andere Neigung und überall waren entweder ein Grat oder eine Kehle drin. Die Herausforderung dabei war natürlich, eine Dachabdichtung zu verlegen, die normalerweise als Flächendachabdichtung ausgeschrieben war.“
Vier Lagen Mineralwolldämmung
Insgesamt verlegten die Dachdecker vier Lagen Steinwolldämmplatten auf dem Dach. Auf dem Bild ist die Befestigung der Dämmplatten am bis zu 85° geneigten Rutschenturm zu sehen
Foto: Sika Deutschland GmbH
Die Dämmung aus Steinwolldämmplatten wurde passgenau zugeschnitten, eingepasst und mechanisch auf der Unterkonstruktion befestigt. Statt der vorgesehenen 20 cm Mineralwolldämmung aus 2 x 10 cm dicken Dämmplatten bauten die Dachdecker vier einzelne, 6 cm dicke Dämmschichten ein. „Die 4 x 6 cm Dämmung haben zwei Ursachen: zum einen war der Dämmwert zu schlecht und zum anderen brauchte man bei diesem Dachaufbau Platten, die sich etwas biegen lassen und sich so an die Dachform anschmiegen“, erklärt Dachdeckermeister Mario Schubert, „eine 10 cm dicke Platte ist steif und biegt sich nicht. Um Unebenheiten und Wellen auszugleichen, hat man 4 x 6 cm dicke Dämmplatten verwendet.“ In jeder Lage wurde eine homogen verlaufende Fläche ausgearbeitet. Tiefere Senken wurden mit einer Schüttung ausgeglichen und geglättet.
Sowohl die Dämmung als auch die Dachabdichtung mussten in kleinteiliger Handarbeit verlegt werden, um die verschiedenen Dachneigungen zu erreichen
Foto: Sika Deutschland GmbH
Schwieriger wurde es bei der Verlegung der Kunststoffdachbahnen auf dem bis zu 85° steil geneigten Dach des Rutschenturms. Um die konische Fläche formen zu können, wurden die Dachbahnen vor der Verlegung ebenfalls in rautenförmige Teile geschnitten, die alle eine andere Form und Fläche hatten. Sie wurden nummeriert und nach einem genauen Plan in einer bestimmten Reihenfolge verarbeitet. Die Bahnen wurden im Sommer frühmorgens am Kopf des Turms mit Klebeband fixiert, um ein Verrutschen zu vermeiden, und hingen zunächst herunter. Bei Erwärmung des Materials durch die Sonne wurden sie nach unten gezogen, im Nahtbereich wieder mit dem Band fixiert, mechanisch befestigt und mit einem Heißluftschweißautomaten verschweißt.
„Das gesamte Dach musste in kleinteiliger Handarbeit erstellt werden, von Flächenverlegung konnte hier keine Rede sein. Alles war gekrümmt mit Innen- oder Außenschwung, bombiert, also wölbend verformt, und sollte trotzdem am Schluss wie eine einzige Dachfläche anmuten“, sagt Günter Scheuerer-Gruber. Auch die Integration von zwei jeweils 19,5 m² und 15,2 m2 großen Dachfenstern mit 6 und 11 Prozent Neigung in die Dachfläche war alles andere als einfach.
Neben der aufwendigen Verlegung der Kunststoffdachbahnen am Rutschenturm mussten insbesondere die Anschlüsse an den Dachfenstern und die Installation von Blitzschutz und Schneefanggittern passgenau durchgeführt werden.
Die umlaufende, innenliegende Rinne wurde mit „Sarnafil“-Verbundblechen ausgeführt. Besondere Sorgfalt erforderte dabei der Anschluss an die Aluminiumkonstruktion der Fassade
Foto: Sika Deutschland GmbH
Die Entwässerungsrinne wurde auf spezielle Weise innenliegend mit Aluminiumverbundblechen hergestellt. Fertiggestellt wurde die Dachsanierung und Erweiterung des Schwimmbads in Straubing im Dezember 2021. „Wir verarbeiten nur Sarnafil-Kunststoffabdichtungsbahnen von Sika und das schon seit Jahrzehnten, weil wir mit diesem Material Dachflächen wie beim Aquatherm in Straubing realisieren können. Hinzu kommt die technische Beratung von Mario Schubert, die nicht selbstverständlich und selten so kompetent ist“, sagt Günter Scheuerer-Gruber zum Abschluss.
Der Neubau des Wintergartens des Aquatherms in Straubing ist geprägt von großen Glasfassaden, die einen Ausblick auf das Außenbecken bieten
Foto: Fotowerbung Bernhard
Marion Dietrich ist Leiterin des Bereichs „Marketing Roofing“ bei der Sika Deutschland GmbH.
Bautafel (Auswahl)
Projekt Sanierung und Erweiterung des Hallenbads „Aquatherm“ in Straubing
Bauzeit 2018 - 2021
Bauherr Stadtwerke Straubing GmbH, www.stadtwerke-straubing.com
Architekt (Bauleitung) Prokopetz Architekten + Ingenieure GmbH, Rötz, www.prokopetz-architekten.de
Architekt (Planer) Studio Gollwitzer Architekten GmbH, München, www.studioga.de
Dachdecker Leutner + Gruber GmbH, Straubing, www.leutner-gruber.de
Holzbau Obermeier GmbH & Co. KG, Landau a. d. Isar, www.zimmerei-obermeier.de
Produkte „Sarnafil TS 77-20 E“, Sika-Schneefangsystem, Blitzschutzdrahthalter und Absturzsicherungen, Sika Deutschland, Stuttgart, www.sika.de