Unterkonstruktion für Sanierungsfälle
Speziell im Sanierungsfall sind der Wärme- und der Schallschutz oft schwierig umzusetzen. Um einen Dielenboden in einem Altbau schwimmend zu verlegen, haben wir eine spezielle Unterkonstruktion verwendet. Sie besteht aus einem Holzfaserdämmstoff, Schraubleisten dienen der Verbindung zum Boden.
Der alte Dielenfußboden war ursprünglich mit Spanplatten ausgeglichen worden, darauf war Teppichfußboden verlegt. Da kurz vor der Sanierung ein Wasserrohrbruch die Wohnung oberhalb heimsuchte und auch dieses Zimmer nicht verschonte, wurde der ehemalige Bodenaufbau durchweicht und musste komplett entfernt werden.
Der alte Dielenfußboden war beim Umbau in den 1980er Jahren an einigen Stellen geöffnet worden, um Wasser- und Heizleitungen zu verlegen. Diese Öffnungen galt es zu schließen beziehungsweise zu dämmen (hier mit Zellulosedämmung) und die Bodenunebenheiten auszugleichen.
Holzfaserdämmstoff als Fußboden-Unterbau
Verschieden Hersteller von Holzfaserdämmstoff-Produkten bieten ähnliche Bodenaufbausysteme an. Gemeinsam haben sie den Anspruch, das Wohlbefinden zu verbessern.
Das Unterbodensystem „Thermosafe nf“ (Wärmeleitfähigkeit = 0,037 W/mK) von Gutex besteht aus 36 cm breiten, 120 cm langen und 40 mm dicken Holzfaserdämmplatten, die ringsum mit einer Nut beziehungsweise einer Feder versehen sind. Zum System gehören zudem sogenannte Verlegeleisten aus Fichtenholz (Länge 2 m) die die gleiche Nut- und Federverbindung haben, allerdings um etwas 5 mm dünner sind als die Holzfaserdämmplatten. Damit haben die Verlegeleisten, in die später der Dielenfußboden geschraubt wird, keine Verbindung zum alten Boden. Dadurch entsteht eine akustische Entkoppelung und damit eine Verbesserung des Schallschutzes. Wichtig für die Planung. Der um etwa 40 mm erhöhte Fußbodenaufbau hat natürlich seinen „Preis“. Kommt noch ein Dielenboden hinzu (in unserem Fall ein Rauspundboden mit 19 mm) kommt man auf einen entsprechend höheren Fußbodenaufbau, der zum Beispiel auch das Kürzen der Türblätter nach sich zieht.
Vorbereitung: Ebene Fläche
Zunächst muss der Fußboden „ins Wasser“ gebracht beziehungsweise dort, wo er noch nicht eben ist, muss er ausgeglichen werden. Kleine Unebenheiten können beispielsweise mit Vlies ausgeglichen werden, in unserem Fall wurde ein Kunststoffvlies so wiederverwertet. Steht die Verlegerichtung des Dielenbodens fest, muss geprüft werden, wo der beste Beginn unserer Unterkonstruktion ist. Womöglich ragt – wie in unserem Fall – ein Kamin oder andere Wandvorsprünge ins Zimmer. Aus dem Rastermaß des Systems ergeben sich dann die entsprechenden Maße. Es empfiehlt sich, den Abstand der ersten Verlegleiste zur Wand nicht mehr als 15 cm zu wählen, um später Schwingungen des fertigen Bodens zu vermeiden.
Die Verlegerichtung entscheidet
Ist die Entscheidung für die Verlegerichtung getroffen, wird der Holzfaserdämmstoff mit einer handelsüblichen Handkreissäge zugesägt, in unserem Fall auf 16 cm in der Breite. Dieses Maß ergab sich, weil der verputzte Kamin ins Zimmer hineinragt. Beim Schneiden des Dämmstoffes muss beachtet werden, dass der Spanauswurf – bedingt durch den hohen Faseranteil – recht schnell zusetzen kann. Hier achtgeben, dass das Sägeblatt nicht heiß läuft, also immer wieder reinigen. Generell muss bei dem Verlegesystem auf eine gute Lagerung des Dämmstoffes geachtet werden. Sowohl die Nut als auch die Feder der Holzfaserplatte – von der Härte zwischen Holzweich- und Holzhartfaser angelegt – sind empfindlich. Kleinere Stöße und Abplatzungen verzeiht das Nut- und Federsystem allerdings.
Die ersten Meter sind die entscheidenden
Beginnend mit einem Dämmstoff-Stück an der Wand entlang (die Feder „schaut“ ins Zimmer) wird das erste Dämmstoffstück mit der Beschriftung nach unten verlegt. Danach folgt das nächste, bis die erste Reihe liegt. Diese erste Reihe ist mit Sorgfalt zu verlegen, da darauf der kommende Montageverlauf aufbaut.
Als nächster Schritt wird die Verlegeleiste auf Maß gesägt. Dabei ist darauf zu achten, dass sie rund 10 mm von der Wand zurückspringt und damit nicht die Wand berührt. So ist der Fußboden schallentkoppelt. Ist die erste Koppelung zwischen Dämmstoffplatte und Verlegeleiste gemacht, kann mit ganzen Platten weitergearbeitet werden. Dabei wird immer das Reststück der Holzfaserplatte am Ende für den nächsten Beginn genommen. So entsteht ein stabiler Verband. Die Unterkonstruktion wird schwimmend verlegt und nur mit Abstandhalter gegenüber der Wand eingekeilt.
Der Holzfaserdämmstoff sollte nicht punktbelastet werden. Bretter oder Dielen, die beim Betreten die Last verteilen, sind bei der Montage sinnvoll.
Wichtig sind bei der Verlegung der Beginn und das Ende. Geht es gegen die andere Wand zu, wird es etwas „eng“. Womöglich kommt – wie in unserem Fall – die Verlegeleiste ganz an den Rand des Raumes, was die Konstruktion etwas kippelig macht (die Verlegeleiste ist schließlich weniger dick als der Dämmstoff. Dies konnte aber in unserem Fall durch eine Unterfütterung mit Holzfaserdämmstoff ausgeglichen werden.
Fußboden verlegen
Hier verwendeten wir einen 19 mm Rauspundboden aus Fichte. Ausgehend von dem fertigen Unterbodenaufbau wird mit dem ersten Dielenbrett begonnen. Meist muss der Handwerker hier Anpassungsarbeiten ausführen. Bei unserem Objekt musste ich das erste Dielenbrett an die Balkontürenaussparung anpassen.
Ist das erste Brett sauber verlegt und verschraubt, wird Dielenbrett für Dielenbrett auf die Verlegeleisten geschraubt. Die Verschraubung geht immer durch die Feder (hier haben wir mehr Holz, im Vergleich zur Nut), wir verwendeten selbstbohrende Fußbodenschrauben von Würth („ASSY plus“-Schrauben) mit einem sehr kleinen Linsenfräskopf. Damit wird (zumindest bei Weichholz, bei Hartholz eventuell Vorbohren oder mit dem Senker arbeiten) die Feder nicht beschädigt. Der Nachteil der sehr dünnen Schrauben ist das weniger gute Zugverhalten. Das Gewinde neigt bisweilen zum Durchdrehen. Um Spalten zwischen den Dielenbrettern zu schließen empfiehlt es sich 3,5 mm Schrauben mit einem ausgeprägteren Gewinde zu verwenden.
Nach dem Verlegen bekam der Dielenboden seinen Feinschliff und danach von mir mit Leinöl auf ökologischer Basis grundiert. Mit „PurSolid“-Hartöl von Auro habe ich den Boden schließlich versiegelt.
Logisches System für Sanierungsfälle
Der Bodenaufbau mit dem Gutex-„Thermosafe nf“ hat mich durch sein sehr einfaches Prinzip und die einfache Nut und Feder-Verlegung überzeugt. Gerade in der Sanierung, wo oft mangelnder Schallschutz verbessert werden muss, ist das Prinzip der schwimmenden Verlegung ideal. Als Unterkonstruktion bei Wohnungen im EG, wird das Wärmedämmverhalten des Holzfaserdämmstoffes seine Stärken ausspielen. Einzig die sehr verletzlichen Dämmplatten erfordern einen achtsamen Umgang und eine gute Lagerung.
Die Nut und die Feder des Systems sind empfindlich, auf eine gute Lagerung muss geachtet werden
Herstellerindex
Unterbodenaufbau „Gutex Thermosafe nf“-System, www.gutex.de
Handkreissäge „Mafell KSP 55“ mit Kappschienensystem, www.mafell.de
Schrauber „Mafell ASB 18 M bl“, www.mafell.de
Fußbodenschrauben „ASSY plus“-Fußbodenschrauben, 3,2 mm von Würth, www.wuerth.de
Hartöl „PurSolid“ von Auro, www.auro.de