Umkehrdach mit vielen Vorteilen
Eine Alternative zur üblichen Ausführung von Flachdächern als Warmdach ist das Umkehrdach. Schon aufgrund des Schichtenaufbaus bietet das Umkehrdach deutlich mehr Schutz für die Dachabdichtung. Das gilt sowohl während der Bauzeit, als auch in der gesamten Nutzungsphase des Daches.
Ein Umkehrdach zeigt vor allem dort Vorteile, wo es um zusätzliche Funktionen oder Anforderungen geht. Dank der oberhalb der Abdichtungsebene angeordneten Dämmschicht wird diese sowohl vor mechanischen als auch vor extremen thermischen Belastungen geschützt. Natürlich wirkt sich dies positiv auf die Langlebigkeit und dauerhafte Funktionalität der gesamten Dachkonstruktion aus.
Schutz für die Abdichtung
Die Idee des Umkehrdaches ist nicht neu. Hans Peter Eiserloh erklärt in seinem „Handbuch Dachabdichtung“, dass es seinen „Ursprung in Lateinamerika“ hat. „Die dort in den 1950er-Jahren auf Flachdächern eingesetzten Bitumenpappen waren von weniger guter Qualität und Witterungsbeständigkeit. Dies führt bei der dortigen intensiven Sonneneinstrahlung zum vorzeitigen Altern der Abdichtung. Durch Aufbringen von Polystyrol-Hartschaumplatten konnten die bituminösen Abdichtungen geschützt werden.“[1]
Unterschiedliche Ausführungen von Umkehrdächern
Umkehrdächer lassen sich oberhalb der Wärmdämmung verschieden ausführen. Es wird unterteilt in:
bekiestes Umkehrdach,
begrüntes Umkehrdach,
begehbares Umkehrdach (Dachterrasse) und
befahrbares Umkehrdach (Parkdeck).
Trotz dieser unterschiedlichen Ausführungen ist die Grundlage der Umkehrdachkonstruktion immer gleich. Auf eine Tragschale folgt die Dachabdichtung, über die anschließend die Wärmedämmung verlegt wird. Zur Sicherung gegen Windsog muss die Wärmedämmschicht zusätzlich immer mit Auflast ausgeführt werden. Ausführungsbestimmungen zur Sicherung gegen Windsog behandelt die allgemeine bauaufsichtliche Zulassung für das Umkehrdach.
Konstruktionsbedingte Anforderungen
Aus diesem besonderen Aufbau ergeben sich auch spezielle Anforderungen an die zu verwendenden Materialien. So muss die Abdichtung eines Umkehrdaches neben ihrer Funktion als dauerhaft dichte Abdichtung auch die Funktion einer Trenn- und Ausgleichsschicht allein erfüllen.
Da die Wärmedämmung oberhalb der Abdichtung angeordnet ist, werden an den zu verwendenden Dämmstoff ebenfalls besondere Anforderungen gestellt. Eine der entscheidendsten ist, dass der Dämmstoff dauerhaft Wasser wie auch einer Frost-Tau-Wechsel-Beanspruchung widerstehen muss, ohne seine Dämmeigenschaften oder Druckfestigkeit zu verlieren.
Extrudierter Polystyrol-Hartschaum XPS, hergestellt nach DIN EN 13164, ist diesen besonderen Anforderungen ohne Einschränkungen gewachsen und damit für den Einsatz auf dem Umkehrdach geeignet.
Normierte Eigenschaften
Für die Anwendung in einem Umkehrdach mit Kiesschicht oder als Terrassendach (Betonplattenbelag in Kiesbettung oder auf Abstandshaltern) ist der Einsatz von XPS Dämmstoffen nach DIN 4108-2 genormt. Eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung ist für diese Anwendungen nicht notwendig. In der DIN 4108-10 Tabelle 5 sind die Mindestanforderungen an den XPS Dämmstoff für die Anwendung Umkehrdach festgelegt. Das Anwendungsgebiet Umkehrdach trägt das Kurzzeichen DUK – Außendämmung des Daches, der Bewitterung ausgesetzt (Umkehrdach).
Die Eigenschaften eines XPS Produktes werden in einem Bezeichnungsschlüssel dargestellt, welcher Bestandteil der CE- Kennzeichnung auf dem Etikett des Produktes ist. Dämmstoffe aus XPS werden den für ein Umkehrdach gestellten Mindestanforderungen mehr als gerecht.
Kommen andere Ausführungsvarianten zum Einsatz – Kiesschicht mit spezieller wasserableitender Trennlage, Dachbegrünung oder Parkdeck – sind hierfür entsprechende Allgemeine bauaufsichtliche Zulassungen notwendig.
Ausnahmeregelung
Neben der Ausnahme der R-Wert Berechnung nach DIN 4108 bei Umkehrdächern ergibt sich konstruktionsbedingt noch eine zweite Besonderheit: Bei Niederschlägen wird beim Umkehrdach mit dem abfließenden Niederschlagswasser auch Wärme abgeführt. Dies ist bei der Berechnung des U-Wertes eines Umkehrdachs auch entsprechend zu berücksichtigen, und zwar über einen Zuschlag. Üblicherweise müssen abhängig vom Dachaufbau dem U-Wert des gesamten Dachaufbaus UD nach DIN 4108-2 Zuschläge hinzugerechnet werden.
Kombination von XPS-Platten und Trennlage
Kommen spezielle, auf den jeweiligen Dämmstoff abgestimmte, Trennlagen zwischen Kiesauflast und Hartschaumplatten zum Einsatz, kann dieser Zuschlag entfallen. Die Trennlagen sind Wasser ableitend und zugleich diffusionsoffen. Aufgrund der Wasser ableitenden Funktion kommt es eben nicht zu der sonst bei Umkehrdächern üblichen Wärmeabführung bei Niederschlägen. Jedoch ist eine Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung für die Kombination vom definierten Dämmstoff und definierter Trennlage notwendig, damit der Zuschlagswert nach DIN 4108-2 zum berechneten U-Wert für bekieste Umkehrdächer entfallen kann.
Energetische Sanierung
Ein Umkehrdach bietet nicht nur für den Neubau, sondern auch für die energetische Sanierung besondere Vorteile. Bei ausreichenden Attika- und Anschlusshöhen ist zum Beispiel für die energetische Sanierung einer Dachfläche eine Umkehrdachkonstruktion eine interessante Alternative. Möglicherweise müssen die vorhandene Dachabdichtung und die Dämmschicht erneuert werden. Sind diese aber noch funktionstüchtig, kann auf eine kostenintensive Entsorgung verzichtet werden. Stattdessen wird eine entsprechende Dämmschicht aus XPS-Hartschaumplatten neu aufgebracht. Diese Sanierungsvariante wird als Plusdach bezeichnet, weil bei der energetischen Betrachtung die unterhalb der Abdichtung vorhandene Dämmschicht mit berechnet wird. Selbstverständlich ist die neu aufgebrachte Dämmschicht gegen Windsog mittels Auflast zu sichern. Je nach statischen Bedingungen ist neben einer Bekiesung zum Beispiel auch eine Begrünung möglich. Natürlich sind im Vorfeld alle wesentlichen Aspekte wie Anforderungen der EnEV, ausreichende statische Belastbarkeit, Dichtigkeit aller Details und Anschlüsse, entsprechende Attikahöhen sowie ein den aktuellen Anforderungen angepasstes Entwässerungskonzept zu berücksichtigen.
Fazit: Wirtschaftliche Alternative
Umkehrdächer bieten aufgrund der besonderen Konstruktion eine Vielzahl von Vorteilen:
Sie bieten einen Schutz der Dachabdichtung vor allen Witterungseinflüssen sowie mechanischen Beanspruchungen und damit eine Verbesserung der Langlebigkeit.
Das Niederschlagswasser, das auf die Abdichtungsebene gelangt, wird reduziert.
Die Verlegung der Dämmstoffschicht sowie aller weiterer darauf folgenden Schichten (Kies, Begrünung, Plattenbelag, etc.) gelingt einfach.
Leistungsfähige Wärmedämmstoffe aus XPS-Hartschaum machen diese besondere Dachkonstruktion überhaupt möglich und sorgen dank ihrer hochdämmenden Eigenschaften speziell bei der energetischen Sanierung für die Erfüllung der Anforderungen der EnEV. Damit stellt die Umkehrdachkonstruktion in nicht wenigen Fällen auch eine wirtschaftliche Alternative zur Komplettsanierung dar.
Autorin
Dipl.-Ing.(FH) Antje Berger ist Produktmanagerin und verantwortlich für die XPS-Dämmstoffe bei der Ursa Deutschland GmbH.