Zu Besuch bei FHB in Spenge

Berufsbekleidungshersteller produziert traditionelle Kluft und moderne Workwear

Bei FHB im ostwestfälischen Spenge werden traditionelle Zunfthosen ebenso wie moderne Berufsbekleidung produziert. Das Traditions-Unternehmen hält engen Kontakt zum Handwerk. Die Kollektion wird ständig erweitert und verbessert.

Schwarze Hosen aus schwerem Cordstoff mit zwei Frontreißverschlüssen, eine Weste mit acht Knöpfen, darunter ein weißes Zunfthemd, die Staude: Das sind Merkmale der typischen Zunftkleidung, die viele Zimmerer und Zimmerinnen tragen und schätzen. Die Firma FHB im ostwestfälischen Spenge produziert seit vielen Jahren solche Zunftbekleidung. Wandergesellen und -gesellinnen gehen am Unternehmenssitz in Spenge regelmäßig ein und aus und lassen sich dort eine Kluft nach Maß anfertigen. Neben traditioneller Zunftbekleidung produziert FHB jedoch auch moderne Arbeitskleidung, sogenannte Workwear. Wir haben das Unternehmen im Frühjahr 2022 besucht und Einblicke in die Produktion erhalten.

Handwerker geben direktes Feedback

In einer großen Halle rattern die Nähmaschinen. Stapelweise liegen Hosenbeine und Jacken vor den FHB-Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die den schweren Trenkercord bearbeiten. Nebenan steht eine große Cutter-Maschine, die das schwere Material zuschneidet. „Dieser Stoff wird auch Manchester genannt und wiegt mehr als 500 g/m2“, erklärt FHB-Inhaber Peter Hoffmann. „Wir haben eine tolle Zielgruppe: Dachdecker, Zimmerer, Maurer und Schreiner. Die nehmen die Kleidung wirklich hart ran“, sagt Hoffmann, „und wenn ihnen etwas nicht passt, dann sagen sie das auch.“ Durch dieses direkte Feedback ist es dem Hersteller möglich, die Kollektionen ständig zu verbessern. Für das Arbeiten im Sommer wurde eine leichte Hose entwickelt, die lediglich 200 g/m2 wiegt, aber dennoch äußerst stabil ist.

1943 fing in Bielefeld alles an

Das Unternehmen FHB gibt es seit 1943. Fritz Höhne gründete die ursprüngliche Firma Höhne & Mischke in Bielefeld. Durch den Produktionsstandort entstand auch der Name „Original Bielefelder Zunftbekleidung“. In den sechziger Jahren kamen die Initialen von Fritz Höhne Bielefeld dazu und es entwickelte sich die Marke FHB mit den beiden Zunftmännern im Logo, die sich die Hand reichen. 

Seit 1970 befindet sich der Hauptsitz der Firma in Spenge (Kreis Herford). FHB hat dort 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, am Logistikstandort im benachbarten Bünde arbeiten außerdem 45 Personen. Inzwischen macht die traditionelle Zunftkleidung nur noch 13 Prozent des Gesamtumsatzes aus. FHB fertigt 40 Prozent seiner Produkte in Asien. Zu 60 Prozent fertigt das Unternehmen jedoch in Deutschland und Osteuropa – dort in Ländern wie Armenien, Albanien, Polen und in der Ukraine.

Ukraine-Krieg schockierte zutiefst

Der Krieg, der im Februar mit der Invasion russischer Truppen in die Ukraine begann, hat FHB zutiefst schockiert. Das Unternehmen hat vier Partnerbetriebe in der Ukraine, zu denen FHB kurz nach Kriegsbeginn Kontakt aufgenommen hat. „Wir haben sofort telefoniert, um zu erfahren, wie es unseren langjährigen Partnerbetrieben geht“, berichtet Peter Hoffmann. Drei der Firmen liegen im Westen des Landes, 70 Kilometer von der polnischen Grenze entfernt. Der vierte Betrieb befindet sich weiter nördlich, in Richtung der Grenze zu Belarus. „Die Ukrainer sind unglaublich und versuchen alles weiter am Laufen zu halten. Wenn unsere Speditionen fahren, beliefern wir sie auch weiter mit den entsprechenden Risiken. Die Menschen wollen einfach nur ihr Leben zurück und möchten deswegen auch weiterarbeiten“, so Hoffmann. Das Unternehmen FHB sei insgesamt aber krisenfest. „Erst kam Corona, dann der Schnee im Februar 2021, der unser Hallendach einstürzen ließ. Und jetzt der Ukraine-Konflikt“, sagt der Firmenchef, der die typisch ostwestfälische Mentalität und Ruhe besitzt. „Wir kommen da durch“, gibt sich Hoffmann optimistisch.

Modische und funktionale Arbeitskleidung

Vor etwa acht Jahren hat FHB sein Sortiment um Workwear erweitert, darunter versteht man funktionale Arbeitskleidung aus modernen Stoffen und Geweben. Wenn man aus einer Nische komme, müsse man sich genau überlegen, wie man sein Programm erweitern könne, umd damit erfolgreich zu sein, meint Peter Hoffmann. Wichtig sei auch in diesem Bereich die Funktionalität, Qualität und das moderne, zeitlose Design der Bekleidung. „Die Teile müssen so gut gefallen, dass man sie auch privat tragen möchte. Sie sind modisch und man hat ein gutes Gefühl“, umschreibt es Hoffmann. Schnitte und Muster werden in Spenge entworfen. Getüftelt wird an einer Stretch-Zunfthose in unisex, die Männern und Frauen gleichermaßen passen soll. Es soll sie als kleinste Größe schon in Größe 34 geben.

Die Workwear-Kollektionen laufen sehr gut. Exportiert werden sie nach Holland, in die Schweiz, Frankreich und nach Österreich. „Wir wollen behutsam wachsen. Und wir setzen auf Partnerschaft und Vertrauen. Hier zählt noch der Handschlag“, betont der Inhaber.

FHB ist nicht auf den Online-Handel fokussiert, sondern setzt auf Partnerschaften mit dem stationären Handel. Dadurch ist das Unternehmen in der Lage, eine kom­plette Ladenausstattung zu liefern. An FHB-Fachhändler wird auf Wunsch alles geliefert: Aufbauorganisation, Regale, Bügel, Lampen, Fässer und sogar Tischkicker.  Der Erfolg gibt dem ostwestfälischen Unternehmen Recht. Insgesamt 28,3 Millionen Euro erzielte das Unternehmen in 2020 und wuchs damit um sieben Prozent. In 2021 betrug das Wachstum gar 26 Prozent und in den ersten drei Monaten dieses Jahres sogar 50 Prozent. Die spannende Aufgabe für FHB wird sein, das Wachstum zu managen und die Strukturen zu schaffen, um es erfolgreich umzusetzen. Mehr Infos gibt es unter www.fhb.de .

Autorin

Michaela Podschun ist Redakteurin der Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau.

So entsteht eine Zunfthose

Wie lange dauert die Produktion einer Zunfthose? Nur 27,4 Minuten! Die Herstellung einer Zunfthose umfasst bei FHB viele einzelne Schritte. Dazu gehören der Zuschnitt des Stoffes mit dem Cutter, das  Versäubern der Schnittkanten, Einsetzen der Reißverschlüsse und Zollstocktaschen, das Aufnähen von Taschen, Lederecken, Schlaufen und Knöpfen, Steppen von Seitennähten und als letzter Schritt das Aufnähen des Logos an der Zollstocktasche.

Wer ist damit beschäftigt? Insgesamt 28 Personen.

Wieviel Material wird verbraucht?

1,4 m Stoff, 365 m Garn, 12 Lederecken, 2 Reißverschlüsse, 3 Knöpfe, 1 FHB-Etikett, 0,5 m Futterstoff, 55 cm Leder-Paspelband.

Quelle: FHB Spenge
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