Titanzink für die Flora

Die Sanierung des Daches der Flora im Botanischen Garten Köln stellte das Team von Dachdeckermeister Axel Ragas vor eine große Herausforderung. Denn durch die Insolvenz des ursprünglichen Handwerkerbetriebs mussten die Arbeiten in 100 Tagen fertig sein. Das Tonnendach wurde komplett neu eingedeckt.

Die Flora, so der heutige Name des vor rund 150 Jahren errichteten Glaspalastes, ist das Zentrum des Botanischen Gartens in Köln. Ursprünglich wurde das Gebäude aus einer Glas- und Eisenkonstruktion errichtet. Nach der Zerstörung im zweiten Weltkrieg fehlten die finanziellen Mittel, um das Gebäude wieder in der ursprünglichen Form aufzubauen. Stattdessen erhielt die Flora ein zweckmäßiges Ziegeldach und wurde zuletzt als Banketthaus genutzt.

Wiederaufbau des imposanten Tonnendachs

Vor rund zehn Jahren wurde die Flora von KölnKongress übernommen, 2009 musste der Betrieb in dem Gebäude aufgrund starker Mängel an der Substanz eingestellt werden. Gut fünf Jahre später, im Sommer 2011, begannen die komplexen Sanierungsarbeiten an dem denkmalgeschützten Gebäude. Dieses Mal sollte der ursprüngliche Charakter des Gebäudes aufgegriffen werden und die Gebäudehülle mehr als zweckmäßig sein. Auch der Wiederaufbau des ursprünglich imposanten Tonnendachs wurde in der Planung berücksichtigt. Um hier eine entsprechende Optik zu erhalten, wählte das Architekturbüro K+H Architekten aus Stuttgart eine Eindeckung als Zinkstehfalzdach.

Für die umfangreichen Arbeiten am rund 1400 m² großen Tonnendach war ein Unternehmen beauftragt worden, das gegen Ende der ursprünglichen Bauzeit die Übersicht und Kontrolle über die Sanierung verloren hatte. Ein eingesetzter Sachverständiger kam zum Fazit, dass der Bauverlauf schleppend und massiv fehlerhaft war. Sofort wurde dem Unternehmen gekündigt. Ein anderer Fachbetrieb musste her. Im Zuge der Neuvergabe erhielt der Dachdeckermeisterbetrieb Axel Ragas aus Bergisch Gladbach den Zuschlag und führte fortan die Sanierungsarbeiten am Tonnendach aus.

Der Aufbau des Tonnendachs wurde mit einer vollflächigen Verlegung eines Stahltrapezprofils als Grundlage geplant. Darauf folgte eine bituminöse Dampfsperre. Gedämmt wurden die gerundeteten Flächen mit einer 200 mm dicken Steinwoll- Dämmplatte. Auf die Dämmung folgte eine diffusionsoffene, nahtselbstklebende Bitumen-Unterdach- und Unterdeckbahn.

Als Bekleidungsmaterial wurde ursprünglich eine Titanzink-Deckung in Stehfalzoptik mit durchgehenden Profilen von der Traufe bis zum First gewählt. Axel Ragas empfahl aus drei Gründen eine 4er- und 3er-Teilung der Schare: Historisches Deckbild, einfacher Transport und erleichterte Montage. Die Empfehlung wurde umgesetzt und als Material kam 0,8 mm starkes, walzblankes Titanzink der Firma Rheinzink zum Einsatz. Die walzblanke Variante wurde gewählt, um dem Dach des Gebäudes einen lebendigen Charakter zu verleihen. Denn bei der walzblanken Ausführung verläuft der Prozess der Patinabildung, unter anderem durch die Regenhäufigkeit beeinflusst, ungleichmäßig.

Die Schare der Stehfalzdeckung wurden mit einem Haft-System vom Hersteller Rheinzink befestigt. Das System kann mit dem „Clipfix“-Magazinschrauber verarbeitet werden, dessen Akku eine flexible Montage ohne Druckluftschlauch ermöglicht. Jeder Haft wird mit zwei Schrauben zeitsparend aus dem Magazin exakt positioniert, ohne dass die Hafte dabei verdrehen oder sich verformen.

Details behutsam ins Dach integriert

Weitere Details, die es im Rahmen der Sanierung zu beachten galt, waren die für Veranstaltungshallen geforderten Brandschutzanforderungen inklusive Entrauchungsanlagen im Tonnendach. Diese ursprünglich nicht vorhandenen optischen Unterbrechungen galt es behutsam in die Dachfläche zu integrieren. Die Handwerker entwickelten eine minimale Erhebung am Dach. Dazu wurden die Stehfalze des Hauptdaches auf dem Brandschutzsystem in einer Linie fortgeführt. So ersteht für den Betrachter keine Unterbrechung. Auch die Entwässerung des Gebäudes musste sorgfältig geplant werden. So war eine Vorgabe des Denkmalschutzamtes, die Entwässerung so dezent wie möglich zu gestalten. Da Sammelkästen oder Rundbögen nicht verwendet werden durften, mussten die Handwerker jeden Abzweig in die Kasten-Fallrohre aus vielfachen kleinen Segmenten zusammensetzen. Auch die Abdeckungen und Fensterbänke wurden aus dem gleichen Werkstoff wie die Dachdeckung hergestellt. Hier kam das Material in einer Stärke von 1,0 mm zum Einsatz.

Anfang Juni 2014, also ein knappes halbes Jahr nach Beginn der Arbeiten durch die Firma Ragas, konnte die Flora feierlich eröffnet werden.

Die Flora wird betrieben von KölnKongress und dient heute als Veranstaltungslocation mitten im Herzen des Botanischen Gartens in Köln.


Autorin
Mareike Füllner ist verantwortlich für die Pressearbeit von Rheinzink. 

Bautafel (Auswahl)

 

Projekt Dachsanierung des Hauptgebäudes (Flora) des botanischen Gartens, Köln

Bauherr KölnKongress

Architekt K + H Architekten, Stuttgart,

ww.kh-architekten.de

Dachdecker Axel Ragas Dachdeckermeisterbetrieb GmbH, Bergisch Gladbach, www.ragas-gmbh.de

Dachfläche 1600 m²

Material Doppelstehfalzsystem „prePatina walzblank“, Rheinzink, Datteln, www.rheinzink.de

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