Tennis aktiv mit Passivhaus-Standard
In Bad Schussenried, in Baden-Württemberg wurde in fünfmonatiger Bauzeit eine neue Tennishalle gebaut. Der Bau sollte ökologischen Ansprüchen genügen, deshalb setzte der Verein auf Holzfaserdämmstoffe. Mit dem erreichten Passivhausstandard sind dabei die Heizkosten drastisch gesunken.
Das Unternehmen Holzbau Walser plante und realisierte als Generalunternehmer maßgeblich den Bau der neuen Tennishalle. Geschäftsführer Rainer Walser ist im Vorstand des Tennisclubs Bad Schussenried aktiv. Auch Dank seines Unternehmergeistes und der breiten Unterstützung im Vorstand sowie eines zweiten Investors konnte dieses Großprojekt umgesetzt werden. Die große Dreifeld-Halle mit 2300 m2 Grundfläche inklusive Zuschauerbereich von 300 m2 ist auch für Veranstaltungen bis zu 1100 Personen ausgelegt.
Mit Holzfasern auf Passivhaus-Niveau
Die neue Tennishalle mit Mehrzweckcharakter kann Denkanstöße für Folgeprojekte geben, denn der Energiestandard ist für diese Gebäudeart vorbildlich. Die Bauherrschaft investierte in eine ökologische Holzfaserdämmung und erreichte damit Passivhausstandard. Dabei wurden insgesamt 1700 cm3 Dämmstoff verarbeitet. Die Bauweise erlaubt es dem Tennisverein mit Heizkosten zu kalkulieren, die im Bereich eines Einfamilienhauses liegen. In Zahlen ausgedrückt sind das zukünftig lediglich 1500 Euro im Jahr.
Durch eine sehr genaue Finanz- und Ertragsplanung konnte das Projekt realisiert werden: Einen sechsstelligen Betrag erhielt der Verein beispielsweise durch den Verkauf der Dachfläche an einen Investor, der darauf eine 329 kWp Photovoltaikanlage installierte. Auch der Landessportbund sah das Potential dieses Projektes und beteiligte sich mit einem Zuschuss. Derzeit wird noch geprüft, ob die Halle in ein Klimaschutzprogramm aufgenommen wird, das Projekte fördert, die besonders hochwertig ökologisch und klimaschonend gebaut sind.
Zirbelkiefer sorgt für einen vitalisierenden Effekt
Bei der Planung hat sich das Vorstandsteam des TC Bad Schussenried schon früh Gedanken gemacht, welche Besonderheiten eine neue Tennishalle mitbringen muss, um langfristig dem Tennisclub und der Region einen Mehrwert zu bringen. Tragender Gedanke hierbei war die Gesunderhaltung beziehungsweise Fitnessförderung durch den Sport in angenehmer Atmosphäre. Dazu passt, dass der Verein bei der Innengestaltung in eine alte alpine Holzart – die Zirbelkiefer investierte. Der Duft dieser Holzart, der sogenannten „Königin der Alpen“, soll durch den sogenannten Vital-Effekt eine stresslindernde Wirkung haben. Weniger Stress und Streit durch Wohlfühlen – wer in die neue Tennishalle kommt kann dies zumindest riechen – der Geruch ähnelt einem Kiefernadelaufguss in der Sauna – und wer dort Tennis spielt, kann es möglicherweise auch körperlich erfahren.
Großes Energieeinsparpotential durch starke Dämmdicken
Die Grundkonstruktion der Halle besteht aus 10 Achsen Brettschichtholz(BSH)-Bindern (Hersteller Holzbau Gröber). Zunächst wurde die zweiteilige Firstpfette (in der Mitte mit einem Gerberstoß verbunden) gestellt und abgestützt. Sie liegt auf vier Firststützen aus Stahl-Doppel-T-Trägern auf. Im nächsten Schritt wurde zunächst ein Binderpaar aufgerichtet. Die BSH-Binder, die auf Streifenfundamente am Fußpunkt mit einem Knotenblech eingespannt und verankert wurden, sind am First mit eigens gefertigten Verbindern verbunden.
Zwischen das erste Binderpaar (Achsmaß 6,10 m) legten die Zimmerleute die vorgefertigten Dachelemente auf dort befestigte Holzschenkel auf und verschraubten sie durch die Holzschenkel von unten. Die so verbundenen Elemente wirken als statisch wirksame Scheibe. Erst nach dem Verschrauben wurde dann das nächste Binderpaar gestellt. Die Stahlstützen aus Doppel-T-Trägern wurden ganz zum Schluss mit Holz verkleidet.
Hohe Vorfertigung begünstigt die reibungslose Montage
Die Dachelemente sind in Holzrahmenbauweise gefertigt (Stegträger und Randbohle – Elementgröße 5,90 m x 4,50 m, beidseitig mit OSB-Platten beplankt, mit Holzfasereinblasdämmung befüllt, innenseitig zusätzlich mit einer Dampfbremsfolie sowie Zirbenverkleidung direkt auf der OSB-Platte befestigt – nur schwarzes Vlies dazwischen für die Optik der offenen Fuge). Um eine statische wirksame Scheibe zu erreichen, verschraubten die Zimmerer die Oberseite dieser Dachelemente überlappend mit OSB-Platten als aussteifende Elemente.
Die Dachhaut bildet ein hinterlüftetes Stahltrapezprofil. Die Holzfaserdämmung wurde zwischen den OSB-Platten mit einer Dämmstärke von 320 mm im Zimmereibetrieb eingeblasen. Unterstützt wird diese Dämmung durch eine mineralische Dämmung in 80 mm Stärke (im Gefach auf der Innenseite). Diese musste aus Brandschutzgründen gewählt werden. Die Dämmebene wird zur Halle hin durch eine Dampfbremsfolie (sd-Wert = 10 m) gegen Diffusionsfeuchtigkeit geschützt. Zur Regensicherheit verlegte die Zimmerei unter den Stahltrapezprofilen diffusionsoffene Schalungsbahnen.
Die nichttragenden Hallenwände – fast baugleich als Holzrahmenelemente mit Stegträgern und Randbohle gefertigt – sitzen zum einen auf dem Fundament auf und sind zwischen den BSH-Trägern befestigt. Die Hallenwände haben die Abmessung 5,90 m x 4 m. Sie sind beidseitig mit aussteifenden OSB-Platten beplankt. Durch Einblaslöcher brachten die Zimmerleute mit flexiblen Schläuchen ebenfalls schon bei der Vorfertigung Holzfasereinblasdämmung in den Hohlraum ein. Vorgesehen war eine durchschnittliche Einblasrohdichte von 35 kg/m3. Die Dämmstärke der Wände beträgt 400 mm. Die Elemente wurden inklusive der Außenfassade (eine horizontal verlaufende Lärchenholz-Schalung und im Innern die Zirbenholzverkleidung) auf die Baustelle geliefert.
Die ökologische Dämmung aus Holzfasern trägt zu einem günstigen Unterhalt der Halle bei. Der Heizbedarf, um die Halle ganzjährig auf mindestens 15 °C zu halten, ist laut Planer um etwa 90 Prozent geringer als bei vergleichbaren (herkömmlichen) Hallen. Sporthallen also, bei denen überwiegend die geringen Investitionskosten im Vordergrund stehen. Mit dem guten sommerlichen Hitzeschutz lässt sich im Sommer durchaus auch auf den Indoor-Plätzen spielen, weil das Raumklima dort angenehmer ist, als im Freien.
Hohe Vorfertigung mit Holzeinblasdämmung
Bei dem Bauvorhaben entschied sich die Zimmerei Holzbau Walser bewusst für die neue Einblasdämmung Thermofibre des Herstellers Gutex. Mit Hilfe des speziell dafür entwickelten Zusatzaggregates (Fibrejet) sind die Fasern beim Einblasen optimal aufgelockert. Schon ab einer Rohdichte von 29 kg/m3 sind die Holzfasern setzungssicher, wobei die durchschnittliche Einblasrohdichte bei 35 kg/m3 liegt. 90 Dachelemente inklusive Schalungsbahn, Konterlattung und Innenbeplankung mit Zirbenholz wurden in der Zimmerei vorgefertigt und innerhalb von 10 Tagen verbaut. Ingesamt betrug die Gesamtdachfläche 2300 m2.
Durch den hohen Vorfertigungsgrad und die gute Baustellenlogistik gelang der Rohbau der Halle binnen drei Wochen. Die Gesamtbauzeit lag bei fünf Monaten. Das Vorzeige-Holzbauwerk strahlt in die Region und auch darüber hinaus: Bemerkbar ist das durch einen Mitgliederzuwachs und durch Besucheranfragen nicht nur aus dem süddeutschen Raum, sondern aus ganz Deutschland, aus Holland, Rumänien und aus der Schweiz.
Autorin
Sabine Euler ist Dipl.-Kauffrau und seit 2002 freiberufliche Marketingberaterin in Weilheim (Südschwarzwald). Seit zwölf Jahren unterstützt sie das Gutex-Holzfaserplattenwerk bei der Öffentlichkeitsarbeit. www.sabineeuler-marketing.de
Mit der Dämmung aus Holzfasern ist der Heizbedarf im Vergleich zu älteren Hallen erheblich geringer
Bautafel (Auswahl)
Bauherrschaft Tennisverein (TC Bad Schussenried) zusammen mit zwei privaten Investoren
Generalunternehmer Franz Walser Holzbau, 88427 Bad Schussenried, www.walser-holzbau.de
Brettschichtholzträger Holzbau Gröber GmbH, 88436 Eberhardzell-Füramoos
Dämmung Gutex Holzfaserplattenwerk, H. Henselmann GmbH Co KG, 79761 Waldshut-Tiengen,
Wohngesund durch Zirbel-Kiefer
Die Aussagen zum „Vital-Effekt“ des Zirbelkieferduftes basieren auf einer Untersuchung der Joanneum Research Forschungsgesellschaft mbh in Graz (Österreich). Diese Untersuchungen besagen, dass durch das Schlafen in einem Zirbelholzbett die Herzfrequenz gesenkt werden kann und das Wohlbefinden steigt. Grund dafür sei eine höhere Sauerstoffaufnahme des Körpers und damit eine schnellere Erholung.