Spezialisiert auf historische Bausubstanz
Zimmerei Fuchs nutzt ökologische Baustoffe und setzt auf soziale Medien zur NachwuchsgewinnungMit 23 Jahren gründete Marvin Fuchs als Zimmerermeister seinen eigenen Betrieb in Holzhausen an der Haide im Rhein-Lahn-Kreis. Weder die Baukrise noch der Fachkräftemangel scheinen sich bisher auf die Zimmerei auszuwirken. Die Digitalisierung spielt für den Erfolg des jungen Betriebs eine wichtige Rolle.
„Für mich ist es faszinierend, wenn Dachkonstruktionen aus dem Mittelalter stammen und ohne technische Hilfsmittel, wie wir sie heutzutage haben, gebaut wurden“, sagt Marvin Fuchs. Er bemerkte schon früh sein Interesse für historische Bauwerke, weshalb er sich nach der Meisterschule zum Restaurator im Zimmererhandwerk weiterbildete. Als Restaurator ist sein Aufgabenfeld das Pflegen und Ertüchtigen historischer Bausubstanzen. Sein Interesse für historische Bautechniken hat sich bereits zu Beginn seiner Karriere herauskristallisiert.
Von einer immer wieder in der Branche beklagten Krise ist bei der Zimmerei Fuchs derzeit nichts zu spüren. Der Holzbaubetrieb ist bis zum Herbst diesen Jahres mit Aufträgen ausgebucht
Foto: Zimmerei Fuchs
Bereits während seiner Zeit als fest angestellter Zimmerermeister hatte Marvin Fuchs Anfang 2022 beschlossen, ein eigenes Unternehmen zu gründen und auf eigenen Beinen zu stehen. Die Gründung erfolgte zum 1. März 2022: Fuchs mietete eine Halle an, investierte in Gerätschaften und profitierte schon zu Beginn von seiner Präsenz in den sozialen Medien mit Einblicken in seinen Berufsalltag. Im August 2022 erfolgte dann der Start als selbstständiger Unternehmer, losgelöst von der Festanstellung. Zwei Monate später hatte Marvin Fuchs bereits seinen ersten, fest angestellten Mitarbeiter.
Digitale Präsenz hilft, Nachwuchs zu gewinnen
Mittlerweile hat Marvin Fuchs sechs Angestellte: drei Vollzeitkräfte, davon ein Meister und zwei Gesellen, zwei weitere Aushilfen und einen Auszubildenden. Dieses Jahr wird ein weiterer Auszubildender das Team ergänzen. In vielen Branchen ist der Ruf nach neuen Mitarbeitenden groß und der Mangel an Fachkräften nicht zu übersehen. Zahlreiche Betriebe haben Schwierigkeiten, Nachwuchs oder eine Unternehmensnachfolge zu finden. Bei der Zimmerei Fuchs scheint Nachwuchs- oder Fachkräftemangel jedoch aktuell kein Thema zu sein, im Gegenteil, wie der junge Unternehmer erklärt: „Soziale Medien sind ein wichtiges Mittel, um jungen Leuten unseren Beruf näherzubringen. Über Nachwuchs müssen wir uns, auch dank unserer Social-Media-Auftritte, aktuell keine Sorgen machen. Schon jetzt haben wir eine Ausbildungsstelle für dieses Jahr besetzt.“ Auch für die Auftragsakquise seien die sozialen Medien gut geeignet, nicht selten kommen Anfragen über Instagram.
Nachhaltiges Bauen
Die Zimmerei Fuchs ist auf die Restaurierung historischer Gebäude spezialisiert
Foto: Zimmerei Fuchs
Eines der wichtigsten Tätigkeitsfelder der Zimmerei Fuchs ist der nachhaltige und ökologische Holzbau, im Neubau, aber vor allem im Bestand. „Einfach nur mit Holz zu bauen, macht ein Bauwerk nicht per se nachhaltig. Die Erweiterung von Wohnraum ohne Abriss oder Neubau eines Objekts sowie das Restaurieren eines bestehenden Bauwerks bedeuten, nachhaltig mit Bausubstanz umzugehen“, erläutert Fuchs seine persönliche Definition von Nachhaltigkeit. Im Umkreis von etwa 60 km ist der Betrieb mit Sitz in Holzhausen an der Haide das einzige Mitglied im Verband der Restauratoren im Zimmerhandwerk.
Derzeit saniert der Holzbaubetrieb den Dachstuhl der Basilika St. Lubentius in Limburg-Dietkirchen
Foto: Zimmerei Fuchs
Lokal zu arbeiten erhält hier eine doppelte Bedeutung: Zum einen werden regionale Holzarten eingesetzt, zum anderen werden lokale Bauten wie Kirchen, Fachwerkhäuser und Dachstühle restauriert. Ein besonderes Projekt, dem sich die Zimmerei Fuchs derzeit widmet, ist der Dachstuhl der Basilika St. Lubentius. Die romanische Kirche in Limburg-Dietkirchen wurde vor etwa 900 Jahren erbaut. Das Team restauriert aktuell die Fußpunkte an den Ecken des Rhombendachs. Dabei entsteht ein spannender Kontrast, wenn moderne Arbeitsmittel eines jungen Unternehmens an einem mittelalterlichen Bauwerk zum Einsatz kommen.
„Holzbau als Alternative zum Massivbau vorantreiben.“
Das Spektrum an angebotenen Leistungen geht jedoch noch weit über die Restaurierung historischer Gebäude hinaus. Erst vor wenigen Wochen feierte das Team das Richtfest der Kindertagesstätte „Buntspechte“ in Nastätten. Die Kita wird nach der Fertigstellung drei Gruppen mit insgesamt 60 Kindern Platz bieten. Die Zimmerei Fuchs konnte sich in einer europaweiten Ausschreibung gegen die anderen Bewerber durchsetzen. Die Holzrahmenbauweise der Kita überspannt insgesamt 600 m² Fläche im Erdgeschoss und wird mit einer Holzfaser-Einblasdämmung gedämmt.
Bei der Gebäudedämmung setzt die Zimmerei auf Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen, beispielsweise Holzfaser-Einblasdämmung
Foto: Zimmerei Fuchs
Die Entscheidung gegen synthetisches Dämmmaterial, das einen hohen Energieverbrauch in der Herstellung verursacht und später als Sondermüll endet, ist ein weiterer Schritt in Richtung Nachhaltigkeit. Bei der Konstruktion der Kita kommen insgesamt 90 m³ Brettschichtholz und 40/64 cm blockverleimte Träger zum Einsatz. Aus Sicht von Marvin Fuchs transportieren auch Neubauten seine Vision des nachhaltigen Bauens: „Wir haben die wichtige Rolle, den Holzbau in Zukunft als Alternative zum klassischen Massivbau weiter voranzutreiben.“ Eine klare Leistungsgrenze zieht Fuchs bei der Dachdeckung. Solarpaneele sind immer gefragter und auch in diese Richtung kommen Anfragen, doch der Unternehmensgründer legt den Fokus auf das Zimmerergewerk und erweitert sein Leistungsspektrum lieber an anderer Stelle.
Von der Innendämmung über die Ausfüllung der Gefache eines Fachwerkhauses bis hin zum Lehmputz: Die Zimmerei Fuchs führt Lehmbauarbeiten aus und berät Bauherren in diesem Bereich
Foto: Zimmerei Fuchs
Der sachgerechte Umgang mit historischer Bausubstanz erfordert jedoch auch Wissen über das eigene Gewerk hinaus. Insbesondere bei Fachwerkhäusern kommt es häufig zu gravierenden Mängeln in der Verwendung von Baumaterialien für das Gefach. Dank einer Weiterbildung zur Fachkraft für Lehmbau kann Fuchs nun auch im Bereich des Lehmbaus beraten und Arbeiten ausführen, von der Innendämmung über die Gefache bis hin zum Lehmputz. Um diesen Bereich im größeren Spektrum anbieten zu können, hat Fuchs auch dahingehend eine Vision für seinen Betrieb: „Weiterbildung ist mir in meinem Betrieb sehr wichtig. Für dieses Jahr planen wir Fortbildungen für weitere Mitarbeitende, unter anderem im Bereich des Lehmbaus und der Restaurierung.“
Zudem nutzt Marvin Fuchs auch soziale Medien, um einen Einblick in die Betriebs- und Arbeitsabläufe anderer Handwerker und Gewerke zu bekommen und dadurch Impulse und Ideen für den eigenen Betrieb mitzunehmen.
Innovation als Antriebsmittel
Für Aufmaße und Bestandsaufnahmen kommen bei der Zimmerei Fuchs häufig Drohnen zum Einsatz. Um sich einen Überblick über die Baustelle zu verschaffen, Dachflächen inspizieren zu können und sogar Punktwolken für das CAD-Programm zu erstellen, sind Drohnen mittlerweile ein etabliertes Hilfsmittel. Die Dokumentation des Objekts, aber auch des Fortschritts der baulichen Maßnahmen, ist somit einfach möglich und innerhalb kurzer Zeit anderen Beteiligten zur Verfügung gestellt. Das Ergebnis eines modernen Aufmaßes mit Drohnen oder Laserscannern stellt im Vergleich zu einem herkömmlichen Aufmaß, das deutlich zeitaufwendiger in der Vor- und Nachbereitung ist, eine wirtschaftliche Alternative dar.
Eine gute Vorbereitung ist aus Sicht von Marvin Fuchs ohnehin ein wesentlicher Baustein zu Beginn eines Auftrags. Um kostensicher ein Angebot abgeben zu können, ist insbesondere in einem restaurierenden Gewerk eine umfangreiche Schadens- und Maßnahmenkartierung maßgeblich. Das ist mit Hilfe der modernen Technik leicht möglich. Es scheint, als ob sich der regelmäßige Einsatz von innovativen Hilfsmitteln für den Jungunternehmer auszahlt.
Pläne für die Zukunft schmieden
Die Erfolgsaussichten für die Zimmerei Fuchs sind vielversprechend. Bereits ein Jahr nach der Gründung wurden sie in der Kategorie „Nachhaltigstes Konzept“ mit dem dritten Platz des Deutschen Dachpreises „Dachkrone“ 2023 ausgezeichnet. Bevor Fuchs weitere Mitarbeitende anstellt – sowohl die Auftragsbücher als auch die Bewerbungen um Mitarbeit und Ausbildung böten dies an – möchte er Strukturen dafür schaffen. Das Unternehmen sei schnell gewachsen, die Strukturen müssten erst mitwachsen, erklärt Marvin Fuchs. Eine eigene Halle mit mehr Platz als Alternative zur gemieteten Halle und die Gründung einer GmbH sind seine nächsten Ziele. Um sich noch mehr auf sein eigentliches Kerngeschäft konzentrieren zu können, möchte er außerdem eine Bürofachkraft anstellen.
Marvin Fuchs hat 2022 seine eigene Zimmerei gegründet und mittlerweile sechs Mitarbeiter. Derzeit arbeitet die Zimmerei in einer angemieteten Halle, eine eigene Werkhalle ist der nächste Schritt
Foto: Zimmerei Fuchs
Von einer immer wieder in der Branche beklagten Baukrise ist bei der Zimmerei Fuchs derzeit nichts zu spüren. Der Holzbaubetrieb ist bis zum Herbst diesen Jahres mit Aufträgen ausgebucht. Für Marvin Fuchs heißt es: stetig, aber gesund wachsen. Mehr Informationen zum Betrieb finden Sie online unter: www.zimmerei-fuchs.de.
AutorinNathalie Brum ist freischaffende Architektin und Fachjournalistin. Ihr Fokus liegt auf dem Umbau und der Sanierung von Wohnbauten. Sie lebt und arbeitet in Köln.
Die Zimmerei Fuchs hatte sich im vergangenen Jahr für die „Dachkrone“ beworben und in der Kategorie „Nachhaltigstes Konzept“ den dritten Platz belegt
Foto: DP Dedicative Productions
„Dachkrone 2024“ – jetzt bewerben!
Die Zimmerei Fuchs wurde 2023 mit der „Dachkrone“ in der Kategorie Nachhaltigstes Konzept ausgezeichnet. Wenn auch Sie beim Deutschen Dachpreis „Dachkrone“ gewinnen möchten, nutzen Sie jetzt Ihre Chance: Bis zum 31. März 2024 können sich Dachdecker-, Zimmerer- und Spenglerbetriebe für den Deutschen Dachpreis in fünf Kategorien und einer Sonderkategorie bewerben. Die Preisverleihung ist am 24. Mai 2024 in Bielefeld. Alle Informationen zur Bewerbung für die „Dachkrone“ und die Teilnahmebedingungen für den Wettbewerb finden Sie online unter www.dachkrone.de/teilnahme-2024