Sicher oben – mit der richtigen Ausrüstung

Jeder Dachdecker weiß: Eine Absturzsicherung ist in Deutschland Pflicht und kann Leben retten. Doch der Dachhaken oder Anschlagpunkt allein schützt noch nicht vor Stürzen. Die richtige Ausrüstung macht’s! Die Persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz (PSAgA) muss deshalb mit Sorgfalt zusammenstellt werden.

Die Absturzsicherung beginnt mit dem richtigen Auffanggurt, den der Dachdecker immer dabei haben sollte. Wer hier spart, spart am falschen Ende. Gut sitzt ein Auffanggurt dann, wenn er angenehm leicht zu tragen ist. Das sollten Dachdecker beim Kauf berücksichtigen und nicht verhältnismäßig schwere Auffanggurte benutzen, wie sie etwa Industriekletterer verwenden – denn der Dachdecker trägt seinen Auffanggurt schließlich den ganzen Tag über. Ein geringes Gewicht ist daher ein wesentlicher Komfortfaktor. Auch sollte man bei der Anprobe darauf achten, dass die Schulterbänder nicht zu nahe am Hals verlaufen und einschneiden.

Bloß nicht an die lange Leine!

Der Dachdecker befestigt den Auffanggurt am Körper mit der Anschlageinrichtung auf dem Dach meistens über ein Verbindungsmittel. Dabei handelt es sich um ein witterungsbeständiges Kernmantelseil. Es kann mit dem dazugehörigen Seilkürzer auf die notwendige Länge eingestellt werden. Dabei gilt grundsätzlich: Der Anwender sollte das Verbindungsmittel nach Möglichkeit auf Rückhalt kürzen und diese Seillänge regelmäßig kontrollieren. Denn vorrangig muss das Verbindungsmittel den Dachdecker davon abhalten, überhaupt über die Dachkante treten zu können und so versehentlich in die Tiefe zu stürzen. Dass das Seil einen Abstürzenden auffängt, ist immer nur die schlechtere und bedeutend gefährlichere Lösung.

Verbindungsmittel müssen gemäß DIN EN 354:2010-11 zertifiziert sein und regelmäßig einmal im Jahr auf ihren Zustand geprüft werden. Aber: Auch in einwandfreiem Zustand müssen Verbindungsmittel nach maximal sechs Jahren ersetzt werden. Dabei gilt nicht der Einsatzzeitraum, sondern das Produktionsdatum. Auf PSAgA muss dieses Datum grundsätzlich zu finden sein. Ein guter Tipp für die Praxis: Wer Verbindungsmittel in mehreren Längen dabei hat, kann flexibel auf unterschiedliche Einsatzsituationen reagieren und sich die Arbeit deutlich erleichtern. Auf Flachdächern, auf denen ein Seilsicherungssystem in sehr geringem Abstand zur Absturzkante montiert ist, müssen Dachdecker dann nicht notwendigerweise mehrere Meter überschüssiges Seil hinter sich her ziehen. Mit drei Verbindungsmitteln in 2, 5 und 10 m Länge ist man für die meisten Situationen gerüstet.

Aufreißer reduziert Sturzkräfte

Beim Bandfalldämpfer handelt es sich um ein aus Textil gefertigtes Element, das bei einem Sturz in geringem Maße nachgibt und dadurch die auftretenden Kräfte reduziert. Der Falldämpfer reißt dabei ein Stück weit auf. Laut DIN EN 355:2002-09 müssen die Kräfte bei einem Absturz auf ein Maximum von 6 kN reduziert werden, damit der gesicherte Mensch ausreichend geschont wird. Die Kraftreduzierung ist aber auch aus einem weiteren Grund wichtig: Das Risiko, dass der Anschlagpunkt oder dessen Befestigung zum Untergrund nachgibt, sinkt durch die Kraftverminderung deutlich. Bandfalldämpfer zählen zum Verbindungsmittel und werden wie alle textilen Bestandteile der PSAgA (also auch der Auffanggurt) ebenso regelmäßig gewartet. Kommen sie tatsächlich einmal bei einem Sturz zum Einsatz oder weisen Mängel auf, müssen sie ersetzt werden.

Nicht auf den Kopf (ge)fallen

Ein Dachdecker sollte, wie auf den meisten Baustellen ohnehin vorgeschrieben, einen Schutzhelm (gemäß DIN EN 397) tragen. Im Gegensatz zu den üblichen Schutzhelmen für Baustellen sollten Dachhandwerker einen Schutzhelm mit Kinnriemen verwenden, damit dieser bei einem Sturz auch auf dem Kopf bleibt. Denn auch wer bei einem Fehltritt durch die Absturzsicherung aufgefangen wird, kann sich den Kopf schwer anschlagen.

Seilsicherung to go

Mit einem sogenannten temporären Sicherungsseil können Dachdecker sich auf Dachflächen mit mehreren Einzelanschlagpunkten schnell ein Seilsicherungssystem errichten. Diese Kernmantelseile verfügen über mehrere Karabinerhaken, die an den einzelnen Anschlagpunkten befestigt werden. Nun kann man das eigene Verbindungsmittel wiederum mit einem Karabinerhaken am Seil festmachen und ist über kürzere Strecken kontinuierlich gesichert. Der Vorteil: Weil ein temporäres Sicherungsseil in der Regel parallel zum Verkehrsweg gespannt wird und das Verbindungsmittel sich mit dem Dachdecker bewegt, wird das Risiko eines sogenannten Pendelsturzes reduziert. Für Metallfalzdächer sind zudem sehr kompakte Einzelanschlagpunkte zum festklemmen erhältlich, die spontan am Falz verschraubt werden können.

Eine Bandschlinge, die nach DIN EN 795 (Typ B) zertifiziert ist, gehört in jedem Fall zur Ausrüstung eines Dachdeckers. Bei Eindeckarbeiten kann sie einfach um einen tragfähigen Dachbalken gelegt werden und dient dann als Anschlageinrichtung, an der sich das Verbindungsmittel einfach mit dem Karabinerhaken festmachen lässt. Apropos Karabinerhaken: Davon sollte man immer mindestens einen in Reserve dabei haben, wenn man seiner Arbeit auf dem Dach nachgeht.

Autor

Sebastian Klenke aus Goch ist Fachkraft für PSAgA und bildet bei ABS Safety selbst Fachkräfte aus.

Dachhandwerker sollten einen Schutzhelm mit Kinnriemen tragen, damit dieser bei einem Sturz auch auf dem Kopf bleibt

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