Sicher durch das Dach hindurch
Dachdurchdringungen, zum Beispiel für Solarkollektoren, erfordern eine Durchdringung der luftdichten Schicht. Diese Lücke muss später unter Verwendung geeigneter Materialien wieder sorgfältig verschlossen werden, ansonsten drohen in der Dachkonstruktion Schäden infolge Tauwasserbildung.
Mit dem zunehmenden Einsatz regenerativer Energietechnik sowie dem Bau von Niedrigenergie- oder Passivhäusern hat sich auch die Anzahl der Dachdurchdringungen erhöht. Zahlreiche Rohre und Kabel müssen dafür durch die Dampfsperre beziehungsweise luftdichte Ebene geführt werden – beispielsweise für die Ableitung von Fortluft der kontrollierten Wohnungslüftung, Abgas aus Brennwert-Heizgeräten oder Rohrleitungen für Solarkollektoren. An dieser – durchaus im wörtlichen Sinne zu verstehenden – Schnittstelle treten In der Praxis immer wieder Schadensfälle durch unsachgemäß hergestellte Dachdurchdringungen auf [1], die sich später in Form von Feuchteschäden in der Dachkonstruktion zeigen.
Durchdringung luftdichter Ebenen
Die Durchführungen von Rohren, Schläuchen und Kabeln durch die Dachkonstruktion hindurch bergen in der Baupraxis die Gefahr potenzieller Undichtheiten. Typische Fehler sind beispielsweise die bündelweise Verlegung von Kabeln durch die Sperrschicht (zum Beispiel die Dampfsperre), die eine zuverlässige Abdichtung nahezu unmöglich machen [1]. Das erforderliche sorgfältige Verkleben wird als lästige und umständliche Kleinarbeit angesehen, die wertvolle Zeit kostet. Doch bleibt mangelnde Sorgfalt nicht unentdeckt, wenn die Luftdichtheit des Gebäudes durch Messung geprüft wird. Spätestens der Blower-Door-Test deckt schonungslos auf, wo Luft durch die Ritzen pfeift. Die Ursache für Undichtheiten ist in vielen Fällen, dass Gebäudetechnik-Fachhandwerker zum Taschenmesser gegriffen und zwecks Einbau von Lüftungs- oder Solarleitungen einen Ausschnitt hergestellt haben, ohne sich dabei über mögliche Auswirkungen bewusst zu sein.
Feuchteschäden durch fehlerhafte Verklebung
Die Gefahr von Feuchteschäden im Dachbereich aufgrund von Undichtheiten ist dann gegeben, wenn undichte Fugen von innen nach außen durchströmt werden. Beispiel: Eine nur 3 mm breite Fuge über die gesamte Länge eines 60 m² großen Daches führt bei einer Windstärke von 2 bis 3 nahezu zu einer Verdoppelung des Energieverlustes im Dachbereich [1]. Neben dem daraus resultierenden Mehrverbrauch an Wärmeenergie sind auch Bauschäden möglich, wenn durch undichte Fugen warme und feuchte Raumluft in die Dachkonstruktion eindringt.
Sichere Abdichtung mit speziellen Klebebändern
und -manschetten
Der Anschluss der Dampfsperre an die Rohr-durchführung muss auf handwerkliche Weise hergestellt werden: Aus dem Folienmaterial der luftdichten Schicht wird ein Stück in der Größe von rund 50 x 50 cm ausgeschnitten. Mittig wird der Durchmesser des Rohres circa 2 cm kleiner ausgeschnitten und ein Kragen durch Dehnung aufgestülpt. Die so entstandene Folienmanschette wird an einer Stelle eingeschnitten, um sie um das Rohr legen zu können. Am äußeren Rand des Quadrats wird sie mit doppelseitigem Klebeband auf der Folie in der Dachfläche befestigt. Der Einschnitt ist auf dieselbe Weise zu verkleben. Rings um das Rohr wird im Bereich der Foliendurchdringung ebenfalls ein doppelseitiges Klebeband aufgebracht und die äußere Schutzfolie abgezogen. Hierauf wird die Aufstülpung der Manschette verklebt.
Diese Vorgehensweise ist jedoch zeitraubend und verlangt dem Verarbeiter ein hohes Maß an Sorgfalt ab. Bei Verwendung unflexibler Klebebänder ist zudem das Risiko sehr hoch, dass diese bei temperaturbedingten Bewegungen im Baukörper mangels fehlender Dehnbarkeit abreißen. Sicherer sind speziell entwickelte Klebebänder und vorgefertigte Manschetten. Von den Herstellern werden als wesentliche Eigenschaften hohe Klebkraft und Dehnbarkeit genannt. Mit fertig konfektionierten Luftdichtungsmanschetten mit werkseitiger Klebeverbindung lässt sich eine dauerhafte Abdichtung ohne zusätzliche Maßnahmen und mit einfachem Handling bewerkstelligen.
Je nach Bauablauf und -fortschritt trifft derjenige, der eine Dachdurchdringung einzubauen und anzuschließen hat, eine Dachkonstruktion im „Rohzustand“ an oder es wurden bereits Dämmung und Dampfsperre eingebaut. Der letztere Fall birgt das Potenzial von Beschädigungen und undichten Stellen an Luftdicht-ungsebenen, lässt sich aber durch entsprechende Abstimmung und die Verwendung von Bauteilen wie Luftdichtungsmanschetten vermeiden. Dazu muss bei allen Beteiligten das Problembewusstsein geschärft sein. Auch besteht hierbei eine Abhängigkeit vom Bauablauf: Erfolgt die Montage von Rohrleitungen und Kabeln im Dachbereich vor Einbau von Dämmung und Dampfsperre, muss sich nach gängiger Praxis das betreffende Gewerk um den fachgerechten Anschluss an die Durchdringungsbauteile kümmern. Im umgekehrten Fall, wenn die geeignete Dampfsperre bereits eingebaut ist, hat das jeweilige Haustechnik-Gewerk die Durchdringung fachgerecht und luftdicht anzuschließen. Damit an den kritischen Stellen der Dachdurchdringungen keine Undichtheiten und Lücken auftreten können, ist bereits im Vorfeld eine detaillierte und fachübergreifende Planung sowie eine gewerkeübergreifende Kommunikation notwendig.
AutorWolfgang Heinl ist freier Fach- und PR-Journalist für Gebäude- und Energietechnik. Er betreibt ein Fachpressebüro in Wangen.
Abdichtung von Dachdurchdringungen erfordert Koordination der ausführenden Gewerke