Richtfest für Holzhochhaus Roots in Hamburg
Bau von Deutschlands höchstem in Bau befindlichen Holzhochhaus verläuft nach Plan
Der konstruktive Holzbau wächst über sich hinaus und schlägt längst auch in urbanen Gebieten Wurzeln – so auch in der Hamburger HafenCity, einem der trendigsten Viertel der Hansestadt. Roots, Deutschlands höchstes in Bau befindliches Holzhochhaus am Baakenhafen im Elbbrückenquartier, wächst nach Plan. Der Holzbau für Turm, Querbau und Riegelgebäude wurde in nur 16 Monaten fertig montiert, am 23.8.2023 fand das Richtfest statt. Ein Meilenstein für den urbanen Holzbau in Deutschland und die Ingenieurholzbau-Spezialisten von Rubner aus Augsburg, die für die technische und konstruktive Realisierung verantwortlich zeichnen.
Der konstruktive Holzbau wächst über sich hinaus und schlägt längst auch in urbanen Gebieten Wurzeln – so auch in der Hamburger HafenCity.
Foto: Garbe Immobilien-Projekte, Daniel Sumesgutner
Das 20-geschossige Holzhochhaus wird künftig Teil des Entrées für das Elbbrückenquartier und verbaut rund 6.380 m3 Nadelholz für die Konstruktion, zuzüglich Fassaden und Fenster. Lediglich Warft- und Erdgeschoss sowie die ersten beiden Büroobergeschosse und die Erschließungskerne des Holzhochhauses sind aus konstruktiven Erfordernissen in Stahlbetonbauweise ausgeführt, alle weiteren Obergeschosse wurden in Holzbauweise errichtet.
Konstruktiv und ökologisch: Best-Practice-Beispiel in nur 16 Monaten
Andreas Fischer, Geschäftsführer von Rubner in Augsburg: „Wir sind Ende 2020 mit Eifer aber auch Respekt ans Werk gegangen, Deutschlands höchstes Holzhochhaus zu bauen. Nun sehen wir den Holzrohbau mit fertiger Fassade und einen echten Meilenstein im Ingenieurholzbau. Die hier in nur 16 Monaten in der Holzbaumontage realisierte Tragwerksstruktur, für die die lastabtragenden Stützen der 16 Holzgeschosse bereits im Werk in die Wandelemente integriert wurden, machen das Roots zu einem Best-Practice-Beispiel, an dem sich mittlerweile ähnlich gelagerte Holzbauprojekte orientieren.“ Die erweiterte Holzbauweise von Turm und Riegel wird das architektonisch sichtbare Merkmal und stilprägende Element dieses naturverbundenen Gebäudekomplexes sein. Der Rohstoff Holz hat im Umfeld der Hamburger HafenCity starken Symbolcharakter und setzt neue Maßstäbe bei der Gestaltung und Verdichtung dieses urbanen Lebensraums. „Allein durch das Materialvolumen des PEFC-zertifizierten Naturbaustoffs Holz [...] sparen wir bei diesem Gebäude gegenüber konventioneller Bauweise schätzungsweise 3.520 Tonnen CO2 ein“, so Andreas Fischer über die ökologischen Aspekte im Zusammenhang mit urbanen Holzbauten und Nachverdichtungen.
Bei der Realisierung von Roots waren der Vorfertigungsgrad und die werksseitige Ausführung der Holzrahmenbau-Außenwände von Rubner maximal komplex.
Foto: Daniel Sumesgutner
Vorgefertigte, räumliche Außenwand-Module inklusive Loggien
Bei der Realisierung von Roots waren der Vorfertigungsgrad und die werksseitige Ausführung der Holzrahmenbau-Außenwände maximal komplex. So wurden die bis zu 14 Meter langen, 3,2 Meter hohen und zum Teil über 6 Tonnen schweren Elemente nicht nur als lineare, sondern bereits als räumliche Module vorgefertigt. Jedes Modul setzt sich somit aus mehreren Einzelelementen zusammen, das fertige Modul inklusive der zurückspringenden Loggia formt die Außenwand des Holzhochhauses. Die Elemente des Moduls sind raumseitig mit Gipsfaserplatten versehen und verspachtelt sowie luftdicht, wärmegedämmt und feuchtegeschützt ausgeführt. Auch Fenster und Fenstertüren wurden werksseitig eingebaut, um die Montagezeit auf der Baustelle zu reduzieren. Die Außenseite der Module wurde bereits im Werk mit einer Lärchenholzfassade versehen.
Das für Roots verantwortliche Team der Ingenieurholzbau-Spezialisten von Rubner aus Augsburg.
Foto: Rubner
Statisch tragende Ausführung der Außenwand-Module
Die Außenwand-Module des Holzhochhauses sind statisch tragend ausgeführt: Im Wandquerschnitt laufen die Stützen der Tragstruktur durch. Die Gebäudelasten werden direkt von Stütze zu Stütze abgetragen, die nach unten zunehmende Beanspruchung der Stützen wird durch die Verwendung unterschiedlich starker Querschnitte aufgenommen. Die Stützen variieren dazu in der Wahl des Holzwerkstoffes (Brettschichtholz Fichte, Furnierschichtholz Fichte, Furnierschichtholz Buche) und in ihrer Breite.
Alle drei Wochen ein neues Geschoss
Je Geschoss wurden 12 Außenwand-Module (aus insgesamt 41 Außenwand-Elementen), 12 Innenwand-Elemente sowie 53 Decken-Elemente aus Brettsperrholz (vorgefertigt mit Ausfräsungen für Montage und Installation sowie Witterungsschutz) verbaut. Es dauerte etwa drei Wochen, bis ein Geschoss vollständig montiert war. Zunächst wurden die hoch lastabtragenden Außenwände aufgestellt, dann ein Ring von tragenden Innenwänden. Am Betonkern des Turms sowie zwischen Innen- und Außenwandring dienen Stahlprofile als Auflager für die Decken-Elemente. Die Elemente der Geschoßdecke bestehen aus 240 mm starkem Brettsperrholz. An deren Stirnkante wurde umlaufend eine hohes U-Profil aus Stahl als Deckenabschluss montiert, das Teil des im Hochhausbau erforderlichen Rubustheitskonzepts ist und gleichzeitig die Verglasung aufnimmt.
Roots, Deutschlands höchstes in Bau befindliches Holzhochhaus am Baakenhafen im Elbbrückenquartier, wächst nach Plan.
Foto: Garbe Immobilien-Projekte/Störmer Murphy and Partners
Nutzungskonzept Roots
Auf einer Bruttogeschossfläche von rund 36.000 m2 befinden sich unter anderem 181 Wohneinheiten, davon 128 Eigentumswohnungen und 53 öffentlich geförderte. Roots beinhaltet weiters eine Tiefgarage mit 97 Plätzen sowie über 500 Fahrradstellplätze. Ein 600 m2 großer begrünter Innenhof sowie ein Yogaraum mit Terrasse unterstreichen die Naturverbundenheit. Im Erdgeschoss findet man in etwa 540 m2 Gastronomiefläche mit Terrasse und Loggia sowie einen Teil der 2.200 m2 großen Dauerausstellung und die Lernwerkstatt der Deutschen Wildtier Stiftung. Im Warftgeschoss befindet sich die restliche Ausstellungsfläche. Die Fertigstellung ist für 2024 geplant.