PV-Installation am Bildungszentrum

Auf dem Dach der Ausbildungsstätte für die Dachdecker in Bad Schlema können Auszubildende und Meisterschüler des Dachdeckerhandwerks nun auch die fachgerechte Installation von Solaranlagen erlernen. Auf dem Dach wurde eine Musteranlage aufgebaut, die optimale Bedingungen für die fachgerechte PV-Montage bietet.

Vor kurzem wurden zwei Solarstromanlagen auf einem Dach im sächsischen Bad Schlema montiert. Das Gebäudedach gehört zum Landesbildungszentrum des Sächsischen Dachdeckerhandwerks e.V. (LBZ). Dabei handelt es sich um die zentrale Ausbildungsstätte für Dachdecker in Sachsen. Sämtliche Azubis absolvieren dort innerhalb von drei Jahren ihre überbetriebliche Ausbildung. Ziel ist, die angehenden Dachdecker-Gesellen mit qualitativen und aktuellen Kenntnissen auszustatten, die den Marktanforderungen entsprechen.

Mensadach wird zum Anschauungsbeispiel

Auf dem Dach der Mensa wurden nebeneinander zwei Photovoltaikanlagen mit Solarmodulen von Solarwatt montiert. „Links befindet sich eine Aufdachanlage, auf der rechten Seite haben wir das Indachsystem Easy-In installiert“, berichtet Holger Lorenz, Geschäftsführer des LBZ. „Beide Anlagen haben eine identische Nennleistung, sie bestehen jeweils aus der gleichen Anzahl von Modulen gleicher Leistung.“ Temperatur und Ertragsdaten werden permanent aufgezeichnet. „Das ist auch für uns interessant, denn es hält sich hartnäckig das Gerücht, dass die Stromausbeute einer Indach-Anlage etwas geringer ist“, sagt Michael Neumann, der bei Solarwatt für das Easy-In-System verantwortlich ist. Mit den Vergleichsanlagen soll überprüft werden, ob sich die Erträge dieser Solarsysteme unterscheiden. Außerdem werden die gemessenen Werte mit einer Anzeige im Eingangsbereich des Landesbildungszentrums sichtbar gemacht. Die Fachleute erhoffen sich von dieser Musteranlage zugleich, dass sie die angehenden Dachdecker und Dachdeckermeister auf eine Marktlücke aufmerksam macht, die an Bedeutung gewinnen dürfte, sobald der derzeitige Bauboom abflacht. „Mir wäre es lieber, wenn sich unsere Kollegen mehr um die Solartechnik kümmern würden“, meint Christoph Brosius, Landesinnungsmeister des sächsischen Dachdeckerhandwerks und Vorsitzender des Vereines, der das LBZ betreibt.

Kooperation mit anderen Gewerken hilft Hürden
überwinden

Die Installation eines Photovoltaiksystems bringe den Umgang mit elektrischem Strom mit sich, deshalb hielten sich Dachdecker hier allerdings eher zurück, sagt der Landesinnungsmeister. Der Dachhandwerker, der eine Solarstromanlage errichtet, verlasse damit sein vertrautes Terrain. „Gerade industrielle Montageteams gehen mit Photovoltaikanlagen routinierter um, da gibt es etliche Betriebe, die mittlerweile viel Erfahrung haben“, sagt Brosius, selbst Dachdeckermeister aus Zwickau. Doch auch sie überschreiten die Grenzen ihres Gewerkes, wenn sie in das Dach eingreifen, was dann bis zum Verlust der Gewährleistung führen kann. Denn in diesem Bereich gelten die Fachregeln des deutschen Dachdeckerhandwerkes, betont Brosius. Und nur der Dachdecker sei in der Lage, die Kunden in Dach-Angelegenheiten sachkundig zu beraten. „So schreibt beispielsweise die Energie-Einspar-Verordnung vor, dass bei Eingriffen in mehr als zehn Prozent der Dachhaut das gesamte Dach energetisch saniert werden muss“, unterstreicht der Innungschef. „Dazu reicht es eben nicht aus, eine Solaranlage draufzuschrauben.“ Auch die bürokratischen Hürden seien durch EEG und EnEV 2009 höher geworden. Die Lösung für bürokratische Hürden? „Am besten ist es, wenn die Gewerke kooperieren, so zum Beispiel Dachdecker und Elektrohandwerk. Das garantiert auch dem Kunden eine fachgerechte Ausführung nach den anerkannten Regeln der Technik“, sagt Dachdeckermeister Brosius.

Dachdecker für Photovoltaik begeistern

Es gebe mittlerweile auch eine größere Zahl von Dachspezialisten, die diesen Markt bedienen, weiß Brosius. Damit es noch viel mehr werden, plant das Landesausbildungszentrum im Solarbereich Weiterbildungsmaßnahmen gemeinsam mit dem Photovoltaikhersteller Solarwatt. „Dass wir nun die Anlagen vor Ort im wahrsten Sinne des Wortes begreifbar machen, hilft uns dabei, mehr Kollegen für die Solartechnik zu begeistern“, sagt LBZ-Geschäftsführer Holger Lorenz. An der Installation der PV-Anlage waren auch Ausbilder des Landesbildungszentrums beteiligt. „Ich kannte das Indachsystem Easy-In bereits von Schulungen“, berichtet Dachdeckermeister und Ausbilder am LBZ, Matthias Feldner. Für die Musteranlage wurde das System in eine Schieferdeckung integriert.

Attraktive Optik und optimale Stromausbeute für Schiefer-Pyramidendach

Um die Dachfläche optimal auszunutzen, wurde das Modulfeld auf dem Pyramidendach in getreppter Form installiert: In der unteren Reihe befinden sich vier Module, in der Reihe darüber dann drei Module. Vor der Montage nahmen die Handwerker die Schieferdeckung in den entsprechenden Bereichen ab und entfernten die Bitumenbahn darunter. Dann wurde ein Teil der Schalbretter abgenommen. Die Installateure verschraubten die verbliebene Schalung zusätzlich, damit sie der Einwirkung der Sogkräfte gewachsen sind.

Unkompliziert und effizient: Easy-In ersetzt Dachziegel

Denn im Unterschied zu anderen Indach-Solaranlagen, benötigt Easy-In kein zusätzliches Gestellsystem. Diese Funktion ist hier in den Modulrahmen integriert, der bei diesem Dach mit Hilfe von Sogsicherungen an Schalbrettern verschraubt ist. Bei der Montage werden die Module mit dem oberen Modulrahmen eingehängt und dann über eine Nut-Feder-Verbindung ineinander geschoben und verschraubt. Abschließend wird das gesamte Modulfeld in die umliegende Dacheindeckung wie ein Dachfenster durch Einblechen eingebunden.

„Easy-In ersetzt die Dachhaut, das ist die ureigenste Domäne des Dachdeckers. So schafft dieses Indachsystem für die Solartechnik eine Brücke zur Dachdeckerzunft“, sagt Feldner. Wer eine solche Dacheindeckung anbietet, der könne sich damit vom Wettbewerb abheben. „Energie steht im Überfluss zur Verfügung, meint Matthias Feldner, das sei eine großartige Chance für die Betriebe, sich neue Geschäftsfelder zu erarbeiten.

Autorin

Anke Müller ist freie Journalistin und schreibt vor allem über Technologiethemen.

Indach-Systeme sind die Brücke zu den Dachdeckern

Technische Rahmendaten der Musteranlage

1. Aufdachanlage

Anzahl der Module: 7

Nennleistung Anlage: 1675 Wp /1,675 kWp

Solarmodul-Nennleistung: 235 Wp

Solarmodul-Abmessungen: 1764 x 1035 x 47 mm

2. Indachlösung Easy-In

Anzahl der Module: 7

Nennleistung Anlage: 1675 Wp / 1,675 kWp

Solarmodul-Nennleistung: 235 Wp

Solarmodul-Abmessungen: 1680 x 990 x 50 mm

Angaben zum Dach

Dachtyp: Pyramidendach

Eindeckung: Schiefer

www.lbz-sachsen.de

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