Neues Dach für altes Schwimmbad

Schaumglas-Aufdachdämmung auf Brettsperrholzdach

„Dach draufgelegt und fertig”, so bewerben Hersteller die vereinfachte Konstruktion und die Vorteile von Dächern in Holzbauweise. Doch erst mit einer Aufdachdämmung und einer fachgerechten Abdichtung erreicht das System seine volle Sicherheit. Das Schwimmbad in einer bayerischen Gemeinde wurde so saniert.

Das Veitshöchheimer Bad in der Günterslebener Straße, eine Schwimmhalle des Veitshöchheimer Schulsportzentrums, die für das Schulschwimmen und von der Öffentlichkeit genutzt wird, zeigte zahlreiche Probleme aufgrund von Baumängeln und einer nicht mehr zeitgemäßen Dachkonstruktion als belüftetes Metalldach mit Mineralfaserdämmstoff auf einer Trapezblech-Unterlage. Ursache der Probleme war das Auftreten von Kondenswasser an den Fensterfassaden und den Trapezblechen des Daches. Mit einem Blower Door-Test, das heißt mit künstlich erzeugtem Nebel, der mit Überdruck in das Gebäude gepumpt wird, wurden undichte Stellen zwischen Glasfassade und Dachkonstruktion festgestellt. Diese Wärmebrücken, die hohe Luftfeuchtigkeit und das chlor- und säurehaltige Kondenswasser beschleunigten eine Schädigung der Bausubstanz.

Die Würzburger Architekten Grellmann Kriebel Teichmann wurden mit der Sanierungsplanung des 7 Grad Pultdaches beauftragt. Man entschied sich für ein bauphysikalisch sicheres System mit neuer Dachschalung aus Brettsperrholz(BSH)-Kastenelementen (Hersteller Lignotrend) und einer Aufdachdämmung aus Foamglas-Elementen. Tauwasserfreiheit, Witterungsschutz, thermische Anforderungen und hygienisches Raumklima wurden mit dem Abdichtungspaket langfristig sichergestellt.

Zur Herstellung einer luft- und diffusionsdichten, voll gedämmten Dachkonstruktion wurde die Wärmedämmung auf den BSH-Dachelementen außenseitig ausgeführt. Auf der Rauminnenseite soll das Vollholz als ausgleichender Feuchtepuffer wirken.

Bauphysik, Raumakustik und Ästhetik

Mit dieser außenliegenden Dämmung mit Brettsperrholz und Schaumglas konnte bauphysikalisch eine unproblematische Warmdachkonstruktion realisiert und mit der flächenfertigen Untersicht gleichzeitig optische und raumakustische Anforderungen erfüllt werden.

Die Schaumglas-Dämmung bietet neben Wärme- und Feuchteschutz auch Druckfestigkeit und Lagesicherheit. Somit ist sie auch zur Aufnahme von Krallenplatten geeignet, die wiederum für die weitere Eindeckung wichtig sind. Auf die Holzschalung konnte so eine Metalldeckung (mit Kalzip-Profilblechen) wärmebrückenfrei eingebaut werden.

Die Foamglas-Dämmplatten werden mit Bitumenkleber aufgeklebt und beschichtet, so dass die Krallenplatten (siehe Bild unten rechts) in den Dämmstoff eingeklebt und unter der Dachabdichtung fest eingebunden werden. Mit dieser Systementwicklung wird eine windlastsichere Verankerung der Befestigungsclips und Profilbleche auf der Dämmstoffebene erreicht.

Rückbau bis auf die Holzbinder

Die alte Trapezblechschale entfernten die Handwerker vom Dachdeckerbetrieb Roland Walter GmbH aus Estenfeld bis auf die Holzbinder. Dann wurde das Dach mit einer neuen Dachschale aus Brettsperrholz-Kastenelementen eingedeckt. Die großflächigen Ligno-Dachelemente (Typ „Lignoblock Q3 Typ 143“) konnten in Tafelbauweise in kurzer Zeit montiert werden. Die Deckenelemente befestigten die Dachhandwerker auf der vorhandenen Stahlkonstruktion am Ortgang mittels Krallen aus warmgewalztem Blech in 6 mm Ausführung. Die vorhandene Stahlkonstruktion wurde statisch vom Büro ALS Ingenieure geprüft. Für den Korrosionsschutz wurden die zugänglichen Bereiche mit einer Überholbeschichtung versehen.

Bereits während der Ausführung des Daches mit den BSH-Elementen wurde die untere Abdichtung (Bauzeitabdichtung, Dampfsperrbahn) auf die Ligno-Brettsperrholzdecke als Witterungsschutz aufgeklebt und das Hallenbad so regendicht gemacht. Geeignet ist eine Selbstklebebahn oder eine Unterlagsbahn, die genagelt wird.

Wärmedämmung

Die Wärmedämmung für das rund 400 m2 große Holzdach besteht aus Schaumglas-Dämmplatten „T4+“ in 140 mm Dicke. Die Dachdecker klebten sie im Verband vollflächig und vollfugig mit Heißbitumen auf die vorab verlegte Bauzeitabdichtung. Die Dämmplatten selbst sind über die gesamte Dicke dampfdiffusionsdicht und erfordern aus bauphysikalischer Sicht keine zusätzliche Dampfsperrbahn.

Nach Verlegen der Dämmplatten wurden diese mit einem Bitumendeckabstrich überzogen und die Krallenplatten vom Typ „PC SP 200/200“ durch Einpressen und Anflämmen im Rasterabstand der später verlegten Alupaneeldeckung eingearbeitet.

Oberseitig flämmten die Handwerker eine zweite Abdichtung auf, die die Dämmung abdichtet und die Krallenplatten einbindet (BauderTEC KSA). Unter dieser Abdichtung zeichnen sich die Krallenplatten leicht ab. Mit Hilfe einer Setz- und Führungsschiene (Rasterschiene) konnten die Verbundclips der Alueindeckung in den Krallenplatten unter der Abdichtung wärmebrückenfrei verschraubt werden.

Die Aluminiumtafeln wurden im letzten Schritt in die Verbundklipps eingehängt und die Falze mit der Bördelmaschine mechanisch verbördelt. Die Verbundclips erlauben eine optimale Gleitfähigkeit der Profile bei thermischer Längenänderung. Optional kann eine Mineralfasermatte unter den Blechen verlegt werden, als Schutz gegen Windheulen und Regengeprassel.

Eine Herausforderung waren die Anschlüsse an die Glasfassaden, Brandwände und Ecksituationen, also da, wo verschiedene Materialien aufeinander trafen. Hier war es wichtig, sorgfältig zu arbeiten, um eine dampfdichte Verklebung aller Anschlüsse zu erreichen.

Gutachterlich geprüft

Dachöffnungen von Hallenbaddächern mit Schaumglas auf einer Holzschalung verhalten sich laut Gutachter unproblematisch. Die Warmdach-Konstruktion erbringt den Nachweis, dass eine Verklebung von Holzdecke, Dämmstoff und Abdichtung eine hohe Systemsicherheit bietet. Andere Dachaufbauten zeigen, dass sich das Holz absolut trocken und in einwandfreiem Zustand zeigt, auch nach über zwei Jahrzehnten Hallenbadnutzung. Wenige Zentimeter Dämmung reduzieren die Tauwassergefahr auf der Oberseite der Holzkonstruktion, weil die Tragkonstruktion weniger auskühlt.

Autor
Dirk Vogt ist „Leiter Marketing und Technik“ bei der Deutschen Foamglas GmbH in Hilden.

Mit einer Konstruktion aus Krallenplatten und Befestigungsclips konnte die Metalldeckung wärmebrückenfrei eingebaut werden

Baubeteiligte (Auswahl)

Objekt Generalsanierung Schwimmhalle Veitshöchheim, 97209 Veitshöchheim

Architekten Architekten BDA, Gerhard Grellmann, Rainer Kriebel, Christian Teichmann Partnerschaft, 97070 Würzburg

Bauphysik Sachverständigenbüro Tasch, Schallschutz/Akustik/Bauphysik, 97074 Würzburg

Dachdecker Roland Walter GmbH, 97230 Estenfeld

Statik ALS Ingenieure GmbH & Co. KG, 97074 Würzburg

Herstellerindex (Auswahl)

Holzdecke Lignotrend Brettsperrholz-Kastenelemente, Lignoblock Q3, Typ 143, www.lignotrend.de

Dachdämmung Foamglas T4+, Dicke 140 mm

Systemberatung Deutsche Foamglas GmbH, Regionalbüro 90765 Fürth, www.foamglas.com

Metalldach Kalzip GmbH, 56070 Koblenz, www.kalzip.com

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