Neuer Wohnraum in ehemaliger Scheune
Dachgeschossausbau einer über 100 Jahre alten Scheune in DarstadtWie aus einer dunklen Scheune ein lichtdurchfluteter und moderner Wohnraum werden kann, zeigt ein Sanierungsprojekt in Darstadt. Dort sind im Dachgeschoss einer Scheune durch den Einbau neuer Dachfenster und natürlicher Baumaterialien offene Räume mit viel Tageslicht und einer hellen Atmosphäre entstanden.
Die über 100 Jahre alte Scheune inmitten des kleinen Dorfes Darstadt, einem Stadtteil von Ochsenfurt in der Nähe von Würzburg, ist Teil eines ehemaligen Bauernhofs. Nach ihrem Scheunendasein wurde sie zunächst als Schreinerei und Lagerhalle genutzt und wandelte sich im Laufe der Jahre zu einem kleinen Seminarzentrum mit Garten. Die Idee, einen Teil des Dachgeschosses zum Wohnraum auszubauen, hatte das Ehepaar Elke Kronmüller und Sylvia Asmodena Kurtar. Die selbständige Geomantin, Raumgestalterin und Raumplanerin und die Yogalehrerin und Gründerin eines Yogazentrums mit Akademie wollten Wohn- und Arbeitsräume unter einem Dach vereinen. Dabei sollte im Dachgeschoss der Scheune in Darstadt ein zentraler, offener Wohn- und Essbereich mit Küche entstehen, ergänzt um kleine Rückzugsräume auf zwei Ebenen. Angrenzend an den privaten Wohnraum wurde eine Fläche für Yoga- und Meditationskurse geplant. Gleichzeitig mit dem neu geschaffenen Wohn- und Arbeitsbereich im Dachgeschoss wurde die Gemeinschaftsnutzung des Gartens mit den beiden langjährigen Besitzern des Hofes abgestimmt. Diese bewohnen das Haupthaus, das an die Scheune angrenzt.
Für den Dachgeschossausbau, der rund neun Monate dauerte, wurde zunächst eine Geschossdecke über der bestehenden Seminarfläche im Erdgeschoss eingezogen. Der bestehende Dachstuhl und das Satteldach der Scheune wurden saniert. Der Charakter der Scheunenfassade aus Muschelkalkmauern und Fachwerk mit Holzverkleidung an den Stirnseiten blieb erhalten. „Wir haben eine Nutzungsänderung und damit einen Neubau beantragt und so viel Baumaterial wie möglich wiederverwendet“, erzählt Elke Kronmüller. Der Teilausbau des Dachgeschosses zum Wohnraum erfolgte nach baubiologischen und nachhaltigen Kriterien. So wurden beim Einbau der neu geschaffenen Ebenen im Dachgeschoss unter anderem recycelte Holzbalken verwendet. Für den Innenausbau kamen größtenteils Holzständerwände zum Einsatz, außerdem Lehmbauwände und vereinzelt Wände aus Ziegelmauerwerk. Durch die Bauweise mit überwiegend natürlichen Materialien gelten die Wände im ausgebauten Dachgeschoss als diffusionsoffen, atmungsaktiv und wasserdampfdurchlässig. Durch den Ausbau der Scheune entstand eine zusätzliche Wohnfläche von insgesamt 260 m². Hier lebt das Paar heute in einer 160 m² großen Wohnung und einem zusätzlichen 20 m² großen Spitzboden mit Loggia. Weitere 80 m² sind für eine zukünftige Yogaschule vorgesehen.
Sanierung mit besonderen Herausforderungen
Neben der Aufgabe, im Zuge der Sanierung Altes und Neues zu verbinden und der begrenzten Möglichkeiten der Raumaufteilung im Dachgeschoss durch bestehende Dachbalken, lag die besondere Herausforderung des Umbaus darin, natürliches Licht in die Räume unter dem Dach zu bringen. Vor der Sanierung verfügte das Gebäude über keine Fassaden- oder Dachfenster. Da die Scheune im Ortskern liegt, befinden sich an zwei Seiten angrenzende Nachbargrundstücke. Aufgrund der Grenzbebauung und einer Feuerschutzwand war der Einbau von Fenstern in der Fassade nur auf einer Seite möglich. „Wir mussten komplett neu denken, um Blickachsen nach außen zu schaffen und verschiedene Lichträume zu kreieren“, erklärt Elke Kronmüller. Aufgrund der alten Bestandsmauerhöhe von 2 m und einer Dachneigung des Satteldaches von 31° entschieden sich die Bauherrinnen für den Einbau von neuen Dachfenstern, um Licht in das Dachgeschoss zu bringen.
Lichtdurchflutete Räume im Dachgeschoss
Um die Tageslichtversorgung im Dachgeschoss zu planen, wandte sich das Ehepaar an den Dachfensterhersteller Velux für eine Tageslichtberatung. Diese beinhaltete eine digitale Visualisierung, die zeigte, wie das Dachgeschoss nach dem Umbau mit den neuen Fenstern aussehen könnte. Aufgrund der Statik des Daches galt es, beim Dachfenstereinbau innerhalb der Sparrenbreite zu bleiben, erklärt Sylvia Asmodena Kurtar. Um dennoch große Fensterflächen realisieren zu können, entschieden sich die Bauherrinnen dafür, mehrere einzelne Dachfenster und insgesamt viermal die Velux-Lichtlösung „Tandem“ einbauen zu lassen. Die auf beiden Seiten des Satteldaches eingebaute Fensterkombination verbindet zwei Dachfenster übereinander. Das oben liegende Schwingfenster wird dabei elektrisch betriebenen, um ein komfortables Lüften zu ermöglichen. Die Lichtlösung „Tandem“ wurde auf einer der Dachseiten zweimal übereinander eingebaut, mit insgesamt vier Dachfenstern. So konnte die Giebelhöhe des Hauptwohnraums von bis zu 6,80 m optimal genutzt werden. Das Tageslicht kann von oben bis tief in den Raum fallen und erhellt so den großflächigen Wohn- und Essbereich mit offener Küche sowie das angrenzende Büro. Gleichzeitig ist durch die Öffnung des Daches ein luftiges Raumgefühl mit Ausblick entstanden. Um den großen, offenen Wohnraum im Dachgeschoss gruppieren sich nach dem Umbau kleinere Räume und Aufenthaltsbereiche mit unterschiedlicher Größe auf verschiedenen Ebenen. Das Büro von Sylvia Asmodena Kurtar, über dem sich die zweite Ebene des Dachgeschosses befindet, erhält durch zwei nebeneinander eingebaute, elektrisch betriebene Velux-Schwingfenster ausreichend natürliches Licht zum Arbeiten. Passende Sichtschutz-Rollos für die Dachfenster mildern das Sonnenlicht nach Wunsch ab und vermeiden störende Blendeffekte. Das Schlafzimmer in der zweiten Ebene des Dachgeschosses erhält durch ein großes Velux-Klapp-Schwingfenster viel Tageslicht. Durch eine außenliegende Hitzeschutz-Markise bleibt der Raum auch an heißen Sommertagen kühl.
„Wir wollten trotz der Gegebenheiten Licht und Weite mit einer Geborgenheit und Gemütlichkeit ausstrahlenden Wohnatmosphäre schaffen“, erklären die Bauherrinnen, die gemeinsam alle Ideen für das Bauprojekt selbst entwickelt und zusammen mit dem Bauunternehmen Kreadom aus Ochsenfurt umgesetzt haben. „Das ist uns absolut gelungen. Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis“, lautet das Fazit der Bauherrinnen.
AutorMaik Seete ist für die Public Relations Velux North Europe bei Velux Deutschland in Hamburg tätig.
Bautafel (Auswahl)
Projekt Sanierung und Ausbau des Dachgeschosses einer Scheune in Darstadt
Bauherrinnen und Umbaukonzept Elke Kronmüller und Sylvia Asmodena Kurtar, Ochsenfurt, siehe www.om-tara.de/akademie-zentrum und www.elkekronmueller.de
Umbauarbeiten Kreadom GmbH, Kreative Altbausanierung, Robert Stawski, Ochsenfurt, www.kreadom.de
Dachfenster Velux Deutschland GmbH, Hamburg, www.velux.de