Mit diagonalen Falzen und Rinnen: Bekleidung aus Titanzink für ein Doppelhaus in Grevenmacher

Die Bekleidungen aus Titanzink mit zwei verschiedenen vorbewitterten Oberflächen bilden das markanteste Unterscheidungsmerkmal zweier Doppelhaushälften in Grevenmacher. Schräg verlaufende innenliegende Rinnen und anderen Besonderheiten erforderten ein hohes Maß an handwerklichem Können.

Beim Anblick des Wohn- und Geschäftshauses im luxemburgischen Grevenmacher drängt sich unwillkürlich der Gedanke an ein Zwillingspaar auf. Die äußere Form und die übergreifende Bekleidung aus Titanzink vom Fundament bis zum First unterstreichen ihre Einheit. Die beiden unterschiedlichen Oberflächen des Titanzinks und die abweichende Orientierung der Winkelstehfalze betonen die Individualität der beiden Haushälften. Auch Zwillinge sind bei aller Ähnlichkeit schließlich zwei eigenständige Persönlichkeiten.

Die Idee der Gestaltung geht auf WeB Architektur zurück, die in der dunkleren Gebäudehälfte mit der diagonalen Orientierung der Falze und Fenster Räume für ihr eigenes Büro schufen. Im hellen Teil des Hauses richteten sie eine Wohnung ein. Hier sind die Falze an der Fassade senkrecht angeordnet. Verwirklicht wurde dieser Kontrast mit einer Bekleidung aus Rheinzink-„prePatina blaugrau“ am Wohnhaus und „prePatina schiefergrau“ für die Geschäftsräume des Architekturbüros.

Auf dem Boden stehende Walmdächer aus Beton

Der Rohbau inklusive der Dachschrägen entstand aus Beton in Form zweier auf dem Boden stehender Walmdächer, deren Wände etwa 75 Grad und deren Dachflächen etwa 50 Grad Neigung sowie jeweils einen in gleicher Richtung orientierten Dacheinschnitt aufweisen. Neben den Unterschieden im Material und der Falzorientierung hatten die Architekten außerdem die Idee variierender Scharbreiten und gaben für einige optisch hervorstechende Punkte die Lage der Falze vor. Die Aufteilung der Flächen zwischen diesen Fixpunkten war jedoch Aufgabe des Klempner-Fachbetriebs, der dabei auch die fachtechnischen Anforderungen der Bekleidung und ihre Befestigung berücksichtigen musste.

Alle Klempnerarbeiten sowie die Zimmererarbeiten der Unterkonstruktion an der Gebäudehülle übernahm die Firma Toiture-Antony aus dem luxemburgischen Mertert, die bei der Detail- und Ausführungsplanung von der Fachberatung von Rheinzink unterstützt wurde. Bauleiter des Projekts waren Dachdeckermeister Sascha Cillien und Zimmerermeister Matthias Zens. Ihnen gelang es, die Gestaltungsideen so umzusetzen, dass mit lediglich drei Bandbreiten von 333, 500 und 600 mm gearbeitet werden konnte. Das Team von Toiture-Antony begann die Arbeiten auf dem Beton des Rohbaus mit der Montage der Sparren. Die Sparren befestigten die Handwerker auf der Betonkonstruktion mit Bolzenankern mit großer Unterlegscheibe. Zwischen den Sparren verlegten sie eine Dämmung aus Mineralwolle, darüber eine Unterspannbahn. Über der Unterspannbahn bildet eine 6 × 6 cm Lattung die Hinterlüftung aus, abgedeckt mit einer Schalung und Titanzinkscharen.

Schräge Rinnenanschlüsse in Einbaulage markiert

Das vielleicht auffälligste Element der Gestaltung sind die innenliegenden, diagonal in der Dachfläche verlaufenden Rinnen. Klempnermeister Markus Meyer, der bei Toiture-Antony die handwerkliche Umsetzung zusammen mit den Architekten verantwortete, sagt: „Um diesen Rinnen eine stabile Unterlage zu geben, haben wir Haltebleche aus verzinktem Stahlblech angefertigt. Die Rinnen, bei deren Fügung wir neben der Dichtheit auch die thermischen Längenänderungen berücksichtigen mussten, erhielten beidseits Einhangbleche für den Anschluss an die Schare.“ Die Rinnen nagelten die Handwerker auf der Schalung fest. Die nächste Herausforderung bestand darin, die Schare an jeder dieser Rinnen zu unterbrechen und an die Rinnenschräge anzuschließen, ohne dabei einen Versatz in den Falzlinien zuzulassen. „Nach dem Bau-

stellenaufmaß haben wir die Profile und Bahnen soweit möglich in unserer Werkstatt gekantet und profiliert“, sagt Markus Meyer, „die Anschlüsse an die diagonalen Rinnen entstanden jedoch vor Ort.“ Nach den Vorstellungen der Architekten sollten die Baukörper einen sehr scharfkantigen und glatten Eindruck machen. Die Gebäudehülle sollte keine auskragenden Einbau- oder Funktionsteile haben, weshalb die Klempner statt des meist sehr auffälligen Lüfterfirstes die Sonderlösung einer dachintegrierten Entlüftung ausführten, die vom Boden nur als dezente Linie zu erkennen ist. Auch die Luftöffnungen am unteren Fassadenabschluss und am Übergang von den Fassaden zu den Dächern sind optisch sehr unauffällig. Selbst die Türen, mehrere Garagentore sowie die Klingel- und Briefkastenanlage wurden in die Fassadenbekleidung integriert. Während die Vorderseite des Doppelhauses auf diese Weise einen sehr homogenen Charakter erhielt, ist die Rückseite stärker strukturiert. Verschiedene Gebäudeversprünge, eine Terrasse im Obergeschoss des dunklen Gebäudeteils sowie eine dreifache Trägerkonstruktion tragen zur lebendigen Gliederung bei. Auszuführen waren komplizierte Nischenbekleidungen und Deckenuntersichten aus Titanzink und die Umhüllung der rechtwinkligen, zwischen drei und sechs Meter langen Träger. „Für diese vielfältigen Details gab es kaum Standardlösungen, sodass wir handwerklich, aber auch planerisch unser ganzes Können zeigen mussten“, erklärt Markus Meyer, „gerade bei den Anschlüssen und Einbindungen der Bauteile untereinander kam uns entgegen, dass wir sowohl die Unterkonstruktion als auch die Bekleidung ausgeführt haben.“

Eine sorgfältige Abstimmung war jedoch mit dem Fensterbauer erforderlich. Die Fenster nehmen an jedem der Gebäudeteile die senkrechte beziehungsweise diagonale Orientierung der Falze auch in den Fensterprofilen auf. Sie unterstützen damit die ar­chitektonische Grundidee am Zwillingshaus im lu­xemburgischen Grevenmacher, die die ausgeprägte Linearität der gefalzten Verbindungen mit der Flächenwirkung des vorbewitterten Rheinzink-Titanzink verbindet. Einen besonderen Reiz macht dabei die Verwendung der beiden unterschiedlichen Oberflächen blaugrau und schiefergrau aus, die beide eine natürliche und dauerhafte Patina als Schutzschicht besitzen.

Autor

Friedhelm Dill ist technischer Berater bei der Rheinzink GmbH in Datteln und für das Vertriebsgebiet Kaiserslautern zuständig.

Die Titanzink-Oberflächen besitzen eine dauerhafte Patina als natürliche Schutzschicht

Bautafel (Auswahl)

Projekt Neubau eines Wohn- und Geschäftsdoppelhauses in Grevenmacher (Luxemburg)

Architekt Bureau d‘architecture WeB SARL, Grevenmacher, www.archi-web.lu

Dach- und Fassadenbekleidung Toiture Antony E., Mertert (Luxemburg), www.toiture-antony.lu/de

Material Titanzink Winkelstehfalzsystem mit „Rheinzink prePatina blaugrau“ und „prePatina schiefergrau“, 0,8 mm

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